Ortsgeschichte
Die Gemeinde Katzelsdorf liegt an der Leitha südöstlich von Wiener Neustadt und umfasst das Straßendorf Katzelsdorf und den 1888 eingemeindeten Schlossweiler Eichbüchl. Wie Funde belegen, war die Gegend schon in der Römerzeit besiedelt. Die Anfänge des Ortes Katzelsdorf reichen in das 12. Jahrhundert. 1183 wird Cazelinisdorf erstmals urkundlich erwähnt, einige Jahrzehnte später kam der Ort auch zu literarischen Ehren. In der Dichtung Ulrichs von Liechtenstein war Katzelsdorf Schauplatz ritterlicher Spiele auf der „Artusfahrt" (1239).
Ab dem 13. Jahrhundert waren hier das Stift Heiligenkreuz, der Deutsche Orden und die Landesfürsten begütert. Im Gegensatz zu vielen anderen Ortschaften gibt es für die ersten eineinhalb Jahrhunderten nach dem Erscheinen in den Quellen keine Belege für einen befestigten Sitz oder eine sich nach dem Ort nennende Familie. Erst ab dem 14. Jahrhundert nennen sich Inhaber von „Sedelhöfen" - adelige Höfe ohne Wehrfunktion - nach Katzelsdorf. Im frühen 15. Jahrhundert wurde Hans Königsberger mit dem landesfürstlichen Besitz belehnt (1423), zu dem auch die beiden „Sedelhöfe" gehörten. Mehr als 200 Jahre später ließ einer seiner Nachfahren, Ehrenreich Christoph Königsberger, zwischen 1635 und 1645 einen der baufällig gewordenen Höfe in ein repräsentatives frühbarockes Schloss umbauen. Damals erfolgte auch die Abspaltung Katzelsdorfs von der Herrschaft Seebenstein. Der zweite Sedelhof – der „alte Freihof im Dorf" – bestand noch einige Zeit weiter (letzte Nennung 1658).
Ab 1658 waren die Jörger im Besitz von Schloss und Herrschaft, denen 1743 Johann Baptist Menshengen und 1773 die Familie Hoyos folgten, die auch die Schlösser Eichbüchl und Frohsdorf besaßen. Ab 1817 wechselten die Besitzer der drei Schlösser mehrmals, darunter hochrangige französische Prominenz wie Karolina Gräfin Lippona (1817-1828), die Schwester Kaiser Napoleons I. und ehemalige Königin von Neapel, ab 1844 die hier im Exil lebende Bourbonin Marie-Thérèse Herzogin von Angoulême, Tochter Marie Antoinettes und Ludwigs XVI., und nach deren Tod auf Schloss Frohsdorf 1851 ihr Neffe Graf Henri von Chambord. Die Bourbonen blieben bis 1928 im Besitz von Schloss Katzelsdorf, danach wurde unter dem neuen Besitzer Graf Max von Preysing ein Gestüt eingerichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde es von der Deutschen Wehrmacht erworben und als Pferdelazarett und Gefängnis genutzt. Während dieser Zeit und unter der sowjetischen Besatzung erlitt es so schwere Schäden, dass zu Beginn der 1970er Jahren bereits über den Abbruch verhandelt wurde. Im Zuge einer Zwangsversteigerung wurde es von der „Grund- und Bautenverwertungsgesellschaft Schloß Katzelsdorf" erworben und in der Folgezeit renoviert. Seit 1993 ist das Schloss im Besitz der Gemeinde Katzelsdorf, die es zu einem regionalen Kulturzentrum ausbaute. Das neu eingerichtete Museum beherbergt seit 2004 die Zinnfiguren-Sammlung aus Schloss Pottendorf (www.zinnfigurenwelt-katzelsdorf).
Geistliches Zentrum von Katzelsdorf ist seit Jahrhunderten das 1442 von Johann Sigismund und Anna von Weißpriach an der Stelle einer alten, nicht erhaltenen Radegundiskapelle gegründete Kloster (heute Redemptoristenkloster). Es wurde 1458 den Franziskanern der strengen Observanz - ein von Johannes von Capistran um 1450 in Österreich verbreiteter Reformzweig - übergeben und die Kirche 1462 geweiht. In der Reformationszeit wurde es profaniert (ab 1560) und als protestantische Schule genutzt. Seit 1593 wieder in franziskanischem Besitz, erfolgte Mitte des 18. Jahrhunderts eine Erweiterung und Barockisierung der Klosteranlage. 1783 wurde das Kloster aufgehoben und die Klosterkirche zur Pfarrkirche der neu gegründeten Pfarre Katzelsdorf (getrennt von Lanzenkirchen). In der Folgezeit wurden Teile des Klostergebäudes als Samtband- und Seidenfabrik genutzt. 1857 übergab Graf Heinrich von Chambord das von ihm kurz zuvor erworbene, verfallene Gebäude den Redemptoristen, die eine Klosterkirche bauen ließen und ein Gymnasium einrichteten.
Als ehemalige Klosterkirche bildet die Pfarrkirche St. Radegundis, ein hoher schlanker Bau der Spätgotik mit barocker Turmfassade, die Nordseite der zwei Höfe umfassenden Klosteranlage. Der eine Hof wird von den spätgotischen Kreuzgangtrakten gebildet, der zweite von den barocken Trakten und der nach 1857 erbauten Klosterkirche der Redemptoristen. Ein weiterer Sakralbau in Katzelsdorf ist die neue alte Ortskirche St. Laurenz mit dem mittelalterlichen Turm (13. Jh.), bis 1783 eine Filiale von Lanzenkirchen. Nach ihrer Zerstörung bei einem Luftangriff 1944 wurde sie 1957/58 nach Plänen von Hans Petermair unter Einbeziehung des Turms neu erbaut, aber gegenüber dem Vorgängerbau um 90° gedreht.
Im Gegensatz zum barocken Schloss Katzelsdorf präsentiert sich das benachbarte Schloss Eichbüchl im romantischen „Burgenstil" des Späthistorismus. Erbaut um 1560 unter Hans von Hohenkirchen, kam es 1580 durch Heirat an Friedrich von Sinzendorf, dessen Witwe Katharina von Donawitz 1603 auf den Schlossgründen ein Dorf anlegen ließ. Nach der Vereinigung mit der Herrschaft Frohsdorf unter den Freiherren von Teufel (vor 1648) wurde Eichbüchl im 17. Jahrhundert von den Grafen von Hoyos erworben und teilte ab 1817 die Besitzgeschichte mit Schloss Katzelsdorf. Unter den Gafen von Chambord erfolgte in der zweiten Hälfte des 19. und im frühen 20. Jahrhundert der Umbau zu einem repräsentativen Landsitz in romantisierend-historistischen Formen. Im April 1945 verhandelte hier Karl Renner, von Gloggnitz über Hochwolkersdorf kommend, mit den Sowjets über eine Wiedererrichtung der Republik Österreich und erhielt den Auftrag zur Bildung einer provisorischen Regierung. Das Schloss ist in Privatbesitz und wurde 1997 restauriert.
Durch die Lage im unmittelbaren Festungsbereich von Wiener Neustadt war die Gemeinde Katzelsdorf immer wieder von Kriegsereignissen schwer betroffen, so durch die Fehden des 15. Jahrhunderts und vermutlich auch im Zuge der Belagerung Wiener Neustadts durch die Ungarn 1487, auch wenn es darüber keine Erwähnungen gibt. Schwere Schäden erlitt das Franziskanerkloster 1532 durch die Osmanen. Damals gab es auch Todesopfer, desgleichen im Türkenjahr 1683, als drei Patres nach schweren Misshandlungen enthauptet wurden.
Im Zweiten Weltkrieg hatte die Nähe zur Wiener Neustädter Kriegsindustrie schwerwiegende Folgen. Bei Luftangriffen ab 1943 wurden 27 Wohnhäusern zerstört oder beschädigt und die Ortskirche fast völlig zerstört.
Nach dem Wiederaufbau in der Nachkriegszeit kam es seit den 1970er Jahren, bedingt durch die verkehrsgünstige Lage, den Ausbau der Infrastruktur und die Naturlandschaft, zu einer regen Siedlungstätigkeit und im Zuge dessen fast zu einer Verdoppelung der Einwohnerzahl. Heute zählt die Gemeinde ca. 3160 Einwohner (1970: 1600) und ca. 430 mit Zweiwohnsitz. Mit Bescheid vom 6. Oktober 1981 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In einem bogenförmig geteilten Schild, oben eine halbe silberne Sonne, von der drei rote Strahlen zum Schildesrand laufen, unten in Grün eine mit zwei rotbedachten Türmen und angedeutetem Tor bewehrte, silberne Burg. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Rot-Weiß-Grün wurden genehmigt.