In den Jahren 1849 bis 1851 wurde Josef Höger, einer der engsten Freunde Friedrich Gauermanns, die Leitung der Elementarschule an der Wiener Akademie übertragen. Die Ansicht von Burg Seebenstein dürfte aus der Zeit um 1850 stammen. Sie zeigt deutlich das der ganzen Generation um Friedrich Gauermann eigene Interesse am Detail, am oft willkürlich wirkenden Landschafts- oder Architekturausschnitt. Das Hauptmotiv bildete für Josef Höger das äußere Tor der Burganlage, wonach er auch das Bildformat wählte. Höger zeigte das Tor in voller Größe, ließ es jedoch, um seine Bildbedeutung bewusst zurückzunehmen, im Schatten liegen. Einige Partien des Torbereichs wurden aus demselben Grund auch nur skizzenhaft flüchtig hingeworfen. Scharf und prägnant gestaltet sich dagegen der Durchblick in den sonnendurchfluteten äußeren Burghof, für den das Tor gleichsam die Rahmung bildet.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 44)