Klagende Frauen
(~1919)


Arthur Brusenbauch (*1881, †1957)

Landessammlungen Niederösterreich

Den historischen Hintergrund für das Ölgemälde "Klagende Frauen" bilden die autobiographische Erfahrungen des Künstlers im Ersten Weltkrieg. Krieg und Gefangenschaft, aus der fliehen konnte, waren prägende Leidenserfahrungen in seinem Leben.
Das Werk thematisiert Frauen, deren Männer im Krieg gefallen sind und die deren Tod emphatisch beklagen. Brusenbauch schafft ein dramatisches, narratives Ensemble von vier Frauenfiguren, jede von ihnen in singulärer, in sich gekehrter, verinnerlichter Leidenspose. In der formalen Ausführung vermittelt es sein avanciertes Kunstverständnis. Die raumfüllenden Frauengestalten lassen kaum Raum für den Hintergrund. Die karge, trostlos wirkende Bodenlandschaft des Bilds akzentuiert das Leiden der Frauen; mit ihrem verwüsteten Eindruck markiert diese die "seelische Verwüstung" der Frauen aufgrund ihrer Kriegserlebnisse. Die intensive erotische "Zeichnung" der Frauen greift den kunsthistorischen Topos von "Erotik und Tod" auf. Das im Schoß der vorderen linken Frau sich befindende kleine Kind ist nicht nur eine weitere szenisch verstärkte Leidensdarstellung (Tod nicht nur des Ehemanns, sondern gleichzeitig auch des Familienvaters), sondern kann Hoffnung vermitteln wollen. 
Stilistisch geprägt von seinem Lehrer Rudolf Jettmar und Anregungen von Ferdinand Hodler und Egon Schiele aufgreifend, erweist sich Brusenbauch auch mit dem Werk "Klagende Frauen" als monumentalisierend-heroisch. Wie sehr ihn das Thema des Bildes auch als Topos interessiert, zeigt die Tatsache, daß er 1919 die linke vordere Figur (Frau mit dem Kind) in kleinerem Format als eigenständiges Werk wiederholt (Wien, Österreichische Galerie Belvedere). 
(Quelle: C. Aigner, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 174)