Parforcejagd bei einem Waldteich
(1827)


Friedrich Gauermann (*1807, †1862)

Landessammlungen Niederösterreich

Im Juli 1828 trug Gauermann den Verkauf eines großformatigen Gemäldes mit Darstellung einer Hirschjagd an den Prinzen von Nassau in sein "Einnahmebuch" ein. Die ausführliche Beschreibung lautet: "Ein großer abgerißener Grund auf welchem mehrere Eichen und Buchen stehen. Ein Waldbach komt aus einem Felsenthale hervor. Durch das Wasser wird ein Hirsch forsiret von mehreren Reitern, Jagthunde komen über den Grund zwischen dem Gebüsch herab, einige hängen an dem Hirschen. Nebel steigen aus dem Thale empor, durch die Bäume sieht man einen beleichteten Schneeberg. 6 Schuh bey 4 Schuh 2 Zoll".
In der Sammlung des NÖ Landesmuseums befinden sich zwei Studienblätter zu dem im Original bislang nicht bekannten Gemälde, die als Vorstufen im Bildfindungsprozess anzusehen sind. In der lavierten Federzeichnung entwickelt Gauermann die Handlung rund um einen von Bäumen umstandenen Waldteich. Im Wasser sind zwei von Hunden gehetzte Hirsche zu sehen. Zwei Reiter im Vordergrund links - einer bläst das Hörn, der andere hält einen Jagdspieß in der Hand - sprengen heran, um den Tieren den Fang zu geben. Aus der Bildmitte folgt ein weiterer berittener Jäger der Hundemeute. Gauermann schilderte die Landschaft in verschiedenen parallel zur Bildfläche angeordneten Ebenen. Die erste Ebene zeigt das Ufer im Vordergrund, die zweite den Teich, die dritte den steilen, von Bäumen bestandenen Uferbereich mit dem kleinen Wasserfall rechts und die vierte Ebene einen verhältnismäßig wenig differenzierten Hintergrund.
Die Pinselzeichnung variiert zwar die Jagdszene mit nur sechs berittenen Jägern, übernimmt aber die wesentlichen Elemente der Landschaft, den Teich mit Steilufer, den kleinen Wasserfall und die Baumgruppe. Durch die Verrückung des Baums in den Vordergrund, hinter dem nun teilweise verdeckt die Szene spielt, gelang es Gauermann, mehr Tiefe zu erzeugen. Die Tiefenwirkung wird zudem durch die Öffnung des dunklen Waldes im Hintergrund mit Ausblick auf ein Gebirge verstärkt.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 102)