Winter
(~1900)


Olga Wisinger-Florian (*1844, †1926)

Landessammlungen Niederösterreich

Einer gewissen Beliebtheit erfreuten sich die zum Teil fast seriell wirkenden Jahreszeiten-Bilder. Wesentlicher Inhalt war - bei genauester Beachtung der sichtbaren Wirklichkeit - die Veränderung der Landschaft im Lauf des Jahres und die daraus resultierenden, zum Teil durchaus traditionellen Gefühlsinhalte und Stimmungen.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass Olga Wisinger-Florian den Winter zum Symbolträger für Vergänglichkeit werden lässt. Ein Stück verschneiter Waldrand, Hainbuchen, vertrocknete Disteln und eine tote Krähe werden zum Inhalt und Ausdrucksträger dieses Memento mori. Der Schnee ist eher bleiern grau als hell und weiß, das Gehölz abgestorben oder vom Schnee bedeckt. Schlaf und Nichtsein sind die vorherrschende Botschaft. Und doch gibt es auch Hoffnung: im wolkenverhangenen Himmel. Dort, wo das Lila zum Rosa übergeht, wo sich ein blauer Streifen öffnet, dort wohnt auch die Hoffnung, das Wissen um einen Neubeginn.
(Quelle: H. Giese, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 166)