Bad Schönau


Gemeinde Bad Schönau

Ortsgeschichte

Im Südosten der Buckligen Welt liegt auf einer langgestreckten Anhöhe der Kurort Bad Schönau. Der Name dürfte auf das Augebiet an der Einmündung eines Seitenbaches in den Zöbernbach zurückgehen. Urkundlich wurde der Ort erstmals 1264 erwähnt, als Ulricus dominus de Chrumbach mit Einwilligung seiner Brüder und Verwandten dem Zisterzienserkloster Marienberg (heute Gemeinde Mannersdorf an der Rabnitz) eine Mühle beim Dorf Sconnawe schenkte. Der Siedlungskern lag unterhalb der Kirche.

Vermutlich im 13. Jahrhundert ließ der Burgherr von Krumbach einen Wohnturm als Vorposten gegen feindliche Einfälle errichten.  Es ist dies der gegen Westen gelegene Teil des heutigen Pfarrhofes. Bis 1848 unterstand Schönau der Grundherrschaft Krumbachs. Auch die Kirche war zunächst ein Vikariat von Krumbach; 1314 wurde sie eine eigenständige Pfarre, die dem Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg (Oberösterreich) inkorporiert war. Die den Heiligen Peter und Paul geweihte Wehrkirche war einstmals mit einer dreifachen Wallanlage befestigt. Der hohe blockhafte Bau besitzt unter dem steilen Satteldach ein Wehrobergeschoß, dessen Hocheinstieg und Schlitzscharten noch vorhanden sind. Türöffnungen in den Giebeln dienten für Lastenaufzüge. Durch einen Brunnen im Kirchenschiff konnten sich die in der Wehrkirche Schutz Suchenden mit Wasser versorgen. Axthiebspuren an der Sakristeitür belegen noch heute die kriegerische Vergangenheit und erinnern an den Kuruzzeneinfall.       

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kam es nach dem Tod Balthasars von Puchheim zwischen seinen Söhnen Christoffen und Georgen von Puchheim zu Streitigkeiten um die Verlassenschaft. Schließlich unterzeichneten sie 1504 einen Teilungsbrief. Er überliefert  detailliert  die einzelnen Höfe der Grundherrschaft Krumbach, z. B. für Schonaw zwei Höfe mit Besitzernamen und Erben Nuspamer und Sneller; für Lewtner (Leitenviertel) Holtzwurm am Perg und Weydenhof; für Slegen Mert am Hof usw. Während der Reformationszeit bekannten sich die Einwohner wie ihre Grundherren – die Puchheimer – zum protestantischen Glauben. Anlässlich einer Visitation 1569 erklärte der Pfarrer Lienhard zu Schönau, er wisse nicht, was seine Religion sei. Er sei auch vom Grundherrn Erasmus von Puchheim auf Schloss Krumbach bei Wasser und Brot festgesetzt worden.

1683 wurde die Wehrkirche von osmanischen Streifscharen schwer beschädigt. Im Zuge der Wiederherstellung wurde 1689 ein neuer Hochaltar errichtet, in dessen Zentrum eine plastische Darstellung der „Not Gottes“ steht. Rund um diese Plastik entstanden eine Wallfahrt und eine Dreifaltigkeitsbruderschaft. Die Heiligste Dreifaltigkeit galt in Zeiten der dreifachen Not – Pest, Hunger und Krieg – als besonderer Zufluchtsort. Unter Kaiser Joseph II. wurde die Bruderschaft aufgelöst. 1686 gelangte die Herrschaft Krumbach und damit Schönau in den Besitz der Familie Pálffy. Erster Grundherr war Nikolaus VI. Graf Pálffy von Erdöd. Während des Kuruzzeneinfalls 1708 bot die Wehrkirche der Bevölkerung wiederum Schutz: Bei der Verteidigung der Kirche kamen 29 Einwohner ums Leben. Eine Gedenktafel an der Langhausnordwand nennt ihre Namen. 1733 wurde die erste Schule in Schönau errichtet, ein einfacher Holzbau, der 1760 bereits so baufällig war, dass er durch ein neues Gebäude ersetzt werden musste. 1790 ließ das Stift Reichersberg ein neues Schulgebäude errichten. Das alte wurde der Dorfgemeinschaft überlassen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die meisten Schönauer Untertanen als Waldbauern tätig, einige übten ein Handwerk aus, wie die „Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Enns“ (1831–1833) berichtet. Der Ackerbau warf wenig Gewinn ab, sie lebten in eher ärmlichen, kargen Verhältnissen. Dennoch vergrößerte sich der Ort und nahm an Einwohnern und Häusern zu. Für Aufschwung in der Region sorgte die 1814­–1817 durch Fürst Josef Franz von Pálffy errichtete „Günser-Straße“, auch „Pállfy-Straße“ genannt, heute Bundesstraße 55. Sie erschloss das südöstliche Niederösterreich. Die Baukosten beliefen sich auf 1,5 Millionen Gulden. 1854 konstituierte sich die Ortsgemeinde Schönau im Gebirge, zu der die Dörfer und Rotten Schönau, Ungerbach, Habich, Maierhöfen, Schlägen, Schützenkasten, Wenigreith und Almen gehörten.

Zur Jahrhundertwende wurde eine Raiffeisenkasse (1895) errichtet, 1897 folgten die Freiwillige Feuerwehr und ein Postamt. 1913 wurde Schönau im Gebirge an den Postautobusverkehr angeschlossen. Als man in diesem Jahr eine Tiefbohrung nach Kohle vornahm, fuhr man in 286 Meter Tiefe eine warme Quelle an, die vorerst allerdings unbeachtet blieb. Erst 1928 veranlasste man eine chemische Analyse der nach dem Besitzer der Wiese benannten „Friedrichsquelle“. Die positive Bewertung ließ 1930 dann ein Freibad entstehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb der Sparverein der Beamten der Niederösterreichischen Landesregierung („Landsknechte“) die Quelle und einen benachbarten Meierhof, den sog. Schnellhof. Eine neuerliche Untersuchung ergab kohlensäurehaltiges Wasser und überdies den Austritt von großen Mengen an freiem Kohlensäuregas. Mit diesem freien CO²-Gas waren Trockengasbäder als Therapie möglich, die schon während der österreichisch-ungarischen Monarchie in Franzensbad mit sehr guten Heilerfolgen angewandt wurden. 1953 wurde die Mineralquelle durch die Niederösterreichische Landesregierung als Heilquelle bestätigt. Im Jahr danach erfolgte die Umbenennung des Ortes von Schönau im Gebirge in Bad Schönau. Im Schnellhof wurde ein Badebetrieb mit einem Gasbad eingerichtet. Damit begann die Entwicklung zum Kurort, dessen offizielle Bestätigung 1973 erfolgte. In der Folge entstanden mehrere Hotelneubauten. Bad Schönau wurde zum Behandlungszentrum für Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen sowie Durchblutungsstörungen.

Nördlich unterhalb der Wehrkirche wurde 1968 eine zweite Kirche als Stahlskelettbau errichtet, „Maria, Heil der Kranken“. Am 15. Juni 1969 erfolgte die Weihe der Kirche. Gleichzeitig mit der feierlichen Eröffnung des neu errichteten Amts- und Gemeindehauses am 20. Oktober 1974 wurde Bad Schönau das Gemeindewappen verliehen: In einem goldenen Schild ein roter Pfahl, belegt mit einem silbernen blauen Brunnen, aus welchem eine silberne, mit Luftblasen durchsetzte Wasserfontäne emporsteigt. Die Gemeindefarben Blau-Gelb-Rot wurden bestätigt. Bad Schönau setzt sich heute aus den Ortschaften Almen, Bad Schönau, Leitenviertel,  Maierhöfen, Schlägen, Schützenkasten und Wenigreith zusammen.