Bisamberg


Gemeinde Bisamberg

Ortsgeschichte

Der Bisamberg ist die mit 358 Meter höchste Erhebung des Hügelzuges, der sich von der Donau in nordöstlicher Richtung erhebt. Seine strategisch günstige Lage und die Fruchtbarkeit der Lössböden bieten ideale Siedlungsbedingungen. Erste Spuren von Menschen finden sich daher bereits aus der Älteren Steinzeit (bis 10.000 v. Chr.). Die Funde belegen eine kontinuierliche Besiedlung des Raumes. In römischer Zeit befand sich vermutlich hier auch ein römischer Wachtturm zur Sicherung des Limes.

Urkundlich wird der am Fuße des Höhenrückens gelegene Ort Bisamberg um 1108 zum ersten Mal erwähnt: In diesem Jahr widmete Perthold von Urliugestorf (=Jedlersdorf) einen Weingarten zu Businberg der Kirche in Klosterneuburg. Die seit dem 12. Jahrhundert in Urkunden genannten de Pusingberge waren Ministeriale der Grafen von Formbach. 1203 errichteten sie einen Freihof. Ihre Nachfolger waren die Wehinger von Michelstetten; deren letzter Vertreter Reinhard überließ 1381 die Burg Pilgrim von Puchheim. 1385 wird urkundlich ein Ritter Rudolf von Katzenstein zu Pisingberg fassbar. Um 1402 folgen die Herren von Rohr, ab 1500 die Freiherren von Ludmannsdorf. Die ehemalige Burg lag im Bereich der Pfarrkirche auf einem Ausläufer des Bisamberges südöstlich der Siedlung.

1428 drangen die Hussiten bis nach Bisamberg und Langenzersdorf vor und brannten beide Orte nieder. Die Bevölkerung suchte zunächst im Freihof (?) Zuflucht; als dieser von der hussitischen Streitmacht eingenommen wurde, flüchtete sie in den Wald. Bei dem schweren Erdbeben von 1443 rutschte ein Teil des Berghanges oberhalb der Kirche ab. Von den Osmaneneinfällen des 16. Jahrhunderts blieb Bisamberg verschont. 1544 ging der Besitz des Edelhofs von Wolff von Puchheim an Christoph von Eitzing über. Die Eitzingers waren Anhänger der Reformation; die Pfarre wurde mit evangelischen Predigern besetzt. 1568 kaufte der katholische Hofvizekanzler Dr. Johann Baptist Weber Schloss und Herrschaft. Er ließ ein neues Schloss in Tallage errichten. Aufgrund des bestehenden Priestermangels gab es selbst unter seinem Patronat in Bisamberg noch einen verheirateten Pfarrer.  

Während des Dreißigjährigen Krieges lagerten im August 1646 die kaiserlichen Truppen unter Graf Christoph von Puchheim in Bisamberg; der Flurname „Schwedenschanze“ (zwischen Bisamberg und St. Veit) erinnert bis heute daran. 1654/55 wütete die Pest. Vermutlich als Dank für deren Erlöschen stifteten Friedrich Guett und Maria Luettin das Mühlkreuz an der Straßenkreuzung von Klein-Engersdorf. 1661 zerstörte ein Brand fünf Häuser und das Schloss, 1663 wurde ein größerer Brand mit Mühe verhindert. Durch die Heirat Ursula Webers mit Graf Ernst Julius von Abensberg-Traun gelangte die Herrschaft 1666 in den Besitz der Familie Abensberg-Traun. Während der Zweiten Türkenbelagerung lagerte Herzog Karl von Lothringen mit dem kaiserlichen Heer in der Gegend des Bisambergs. Aus Dankbarkeit für den errungenen Sieg über die Osmanen stiftete Gräfin Margarethe Strattmann-Bouquoy, eine Schwester von Graf Ferdinand Ernst von Traun ein „herrschaftliches Versorgungshaus“ (heute Korneuburgerstraße Nr. 25) mit einer dem hl. Joseph geweihten Kapelle. Ferner gab sie den Kalvarienberg am Anstieg des Kirchhügels in Auftrag, der 1691 geweiht wurde. Ab 1705 zogen für mehrere Jahre Kuruzzen plündernd und mordend durch die Gegend. Auch die Pest schlug wieder zu, was die Pestsäule mit der Datierung von 1713 bezeugt.

Nach der für Österreich verlustreichen Schlacht bei Wagram 1809 besetzten französische Truppen den Ort. 1836 starben 30 Einwohner während der Choleraepidemie. Mit der Eröffnung der Bahnverbindung Wien-Stockerau 1841 wurde Bisamberg an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Im Abwehrkampf gegen die 1866 Richtung Donau vorrückenden preußischen Truppen errichtete man Schanzen. Preußische Vorposten standen bereits in Teiritzberg. Der bereits pensionierte k.k. Rittmeister Josef Dabsch stellte sich freiwillig der Militärbehörde zur Verfügung und vertrieb mit einigen Reitern eine vordringende kleinere preußische Abteilung. Fast 80-jährig starb er in Bisamberg, sein Grabstein ist noch erhalten. 1888 wurde die erste Straßenbeleuchtung (Ölgaslicht) installiert und 1899/1900 durch Gaslicht modernisiert.1892 erfolgte die Errichtung eines eigenen Post- und Telegrafenamtes.

Nach Abschluss der Donauregulierung durch den Bau von Entlastungsgerinnen wurde 1908 ein Gedenkstein feierlich enthüllt. Während des Ersten Weltkrieges baute man die alten Schanzen aus und befestigte den Bisamberg als Brückenkopf von Wien. Das Gebiet blieb verschont. Am 14. Mai 1933 nahm Bundespräsident Miklas auf dem Bisamberg an den Feierlichkeiten anlässlich der Fertigstellung des Rundfunk-Großsenders „Bisamberg“ teil. Die Inbetriebnahme erfolgte im Oktober.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Sendeanlage gesprengt; 1944 fielen erste Bomben im Ort. Die Bevölkerung versteckte sich in Kellern oder flüchtete, dem Pfarrer gelang es, einige Frauen als Klosterschwestern bzw. Verletzte getarnt, nach Wien in Sicherheit zu bringen. 1954 wurde Bisamberg eine selbstständige Gemeinde. Die Schnellbahn löste 1962 die seit 1841 betriebene Eisenbahn auf der Strecke Wien-Stockerau ab. 1970 wurde Klein-Engersdorf mit Bisamberg als Großgemeinde Bisamberg zusammengelegt. 1982 erfolgte die Markterhebung.