Euratsfeld


Gemeinde Euratsfeld

Ortsgeschichte

Von der auf einem Hügel gelegenen Marktgemeinde Euratsfeld blickt man weit in das Voralpen- und Alpenvorland des Mostviertels. Euratsfeld liegt an einer Altstraße, deren Verlauf etwa von Leobersdorf über das Triesting- und Gölsental, Steinakirchen am Forst bis nach Aschbach führte. Während der römischen Herrschaft wurde diese Verbindung zu einer Etappenstraße des Limes ausgebaut. Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches ließen sich Slawen hier nieder; an ihre Anwesenheit erinnern noch heute Ortsnamen in der Umgebung von Euratsfeld, z.B. Friesenegg, Lixing oder Windischendorf.   

Gegen Ende des 10. Jahrhunderts erwarb das Hochstift Freising vom deutschen König Land im Umkreis von Euratsfeld und ließ es von Lehensmännern kolonisieren und verwalten. 1158 wird der Name erstmals urkundlich erwähnt: Eyratsfelde at Ybissam. Der Ursprung des Namens könnte auf den althochdeutschen Personennamen Irat („Feld des Irat“) zurückgehen.

Bereits im 10. Jahrhundert dürfte schon eine Kapelle oder Kirche bestanden haben. Sie war dem Hl. Johannes d. Täufer geweiht und war zunächst Filialkirche von Neuhofen an der Ybbs, bis sie 1332 selbständig wurde. Der Chor der heutigen Kirche gehört noch dem 14. Jahrhundert an; der Südturm stammt ebenfalls aus gotischer Zeit. Die dreischiffige Halle wurde im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts errichtet. Im Chormittelfenster sind Glasscheiben aus verschiedenen Epochen eingesetzt: Die ältesten gehören noch dem 13. Jahrhundert an und dürften aus dem Vorgängerbau stammen. Ein barocker Umbau erfolgte 1760-64. Die Seitenaltäre entstanden kurz danach. Im rechten Seitenaltar findet sich ein Altarbild von Martin Johann Schmidt, gen. Kremser Schmidt, 1774 datiert. Es zeigt den hl. Florian, der durch sein Gebet ein brennendes Haus rettet.   

Während des zweiten Osmanenangriffs 1683 wurde der Ort stark verwüstet. Unzählige Brandmarkungen und Plünderungen mussten die Bewohner über sich ergehen lassen. Einige flüchteten sich in unterirdische Gänge (Aushöhlungen unter zwei Bauernhäusern zeugen noch heute davon), andere, darunter auch der Pfarrer, wurden verschleppt. 43 Personen aus dem Pfarrgebiet verloren ihr Leben.

Aus Anlass des 60jährigen Regierungsjubiläums Kaisers Franz Josephs wurde der Ort 1908 zum Markt erhoben, die Markterhebungsfeier fand am 15. November 1908 statt. Zum 50jährigen Marktjubiläum erhielt Euratsfeld ein Wappen verliehen: Es zeigt in einem schrägrechts von Blau und Silber geteilten Schild einen Bischof in Gold mit Kasel und Mitra, in der Rechten ein Buch, in der Linken einen Stab; zu seinen Füßen einen schwarzen rechtsschreitenden Bären, der auf seinem Rücken ein silbernes Bündel trägt. Die Farben des Schildes weisen auf die Herren von Zelking hin, die in Euratsfeld Besitzungen hatten. Bei dem Bischof handelt es sich um den hl. Korbinian, der Gründer des Bistums Freising war.