Kirchberg am Wechsel


Gemeinde Kirchberg am Wechsel

Ortsgeschichte

Nach der Legende soll der hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg, auf seiner Missionsreise zu den Ungarn 971/972 in die Wechselgegend gekommen sein und die weithin sichtbare Wolfgangskirche erbaut haben. Vermutlich wurde die Gegend aber erst im 12. Jahrhundert besiedelt. Die Herren von Kranichberg gründeten die Pfarrkirche St. Jakob, die erstmals 1216 erwähnt wird und als Kirche am Berg dem Ort wahrscheinlich den Namen gab. Die Kranichberger stifteten auch ein Nonnenkloster, das von Augustiner-Chorfrauen besiedelt und dem 1271/1272 als wirtschaftliche Grundlage die Pfarre samt Kirche übertragen wurde.

Der Ort entwickelte sich zum Markt und wird 1405 erstmals so genannt. Für diese Zeit ist auch eine dem hl. Wolfgang geweihte Kapelle auf dem Lienberg urkundlich belegt, die von Ortolff von Ofenpeck erbaut wurde und wohl um 1450 vollendet war. Sie erlangte größere Bedeutung. An der Kirche bestand eine eigene Bruderschaft St. Wolfgang und zeitweilig wurden hier Pfarrrechte ausgeübt.

Im 15. und vor allem 16. Jahrhundert war Kirchberg von Seuchen und den Türkenkriegen schwer betroffen. 1529 wurden Kloster und Ort von den herumstreifenden Osmanen niedergebrannt. Die Reformation führte schließlich zum Niedergang des Frauenstifts. Die Neubesiedlung aus dem Wiener St. Jakobskloster führte ab 1608 zu einem Aufschwung, der im Klosterneubau (ab 1657) unter der Priorin Anna Pollinger sichtbaren Ausdruck fand. 1656 verlieh Kaiser Ferdinand III. dem Markt ein Wappen.

1713/1714 wütete die Pest in Kirchberg. Zum Dank für das Ende der Seuche wurden die Mariensäule auf dem Hauptplatz und die Kapellen des Kalvarienbergs errichtet. Mitte des Jahrhunderts wurde aufgrund der Schäden am Turm mit dem barocken Neubau der Pfarrkirche begonnen (1754). Nach 40-jähriger Bauzeit wurde sie am 13. Juli 1794 von Kardinal Christoph Migazzi eingeweiht.

Auch die Kirche St. Wolfgang erhielt Mitte des 18. Jahrhunderts einen neuen Turm, sollte aber nur mehr kurze Zeit bestehen. 1782 wurde das Augustiner-Chorfrauenkloster aufgehoben, und die Wolfgangskirche als Nebenkirche gesperrt und exsekriert, ihre Einrichtung kam in die neu errichtete Kirche Trattenbach. Vom Bau blieben nach der Demolierung nur die Außenmauern stehen. Kloster und Herrschaft wurden 1828 vom Wiener Erzbischof Graf Firmian erworben und zusammen mit den Kranichberger Besitzungen erzbischöfliches Mensalgut. In den Gebäuden des Klosters wurden Wohnungen und Büros des erzbischöflichen Forstamtes eingerichtet.

Unter dem Kirchberger Pfarrer Dechant Josef Wiestner wurde die Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder instand gesetzt und konnte am 5. Oktober 1862 neu eingeweiht werden. Nach der neuerlichen Zerstörung durch einen Blitz im Jahr 1918 wurde das Wahrzeichen Kirchbergs in den 1920er Jahren nochmals aufgebaut. Treibende Kraft war Prälat Leopold Krebs, dem die Kirche nicht nur die Wiedererrichtung, sondern auch fast die gesamte Einrichtung verdankt. Als besondere Kostbarkeit beherbergt sie heute die gotische Steinkanzel der ehemaligen Capella speciosa von Klosterneuburg.

Das ehemalige Chorfrauenstift wurde nach Aussiedelung des Forstamtes 1990 von Kardinal Groer den Herz-Jesu-Priestern überlassen. Seit 1999 wird es von den Dominikanerinnen als geistliches Zentrum genutzt.

In der Umgebung Kirchbergs wirkte der Philosoph Ludwig Wittgenstein, der in den 1920er Jahren in Trattenbach und Otterthal als Volksschullehrer unterrichtete. Seit 1976 findet alljährlich in Kirchberg das „Internationale Wittgenstein Symposium" mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt statt. Das Wittgenstein-Museum widmet sich dem Leben und Werk des großen Philosophen.