Miesenbach (Scheuchenstein)


Gemeinde Miesenbach

Ortsgeschichte

Die Anfänge der Besiedlung des Miesenbachtals gehen in das 10. Jahrhundert zurück. 998 schenkte Otto III. das Piestingtal mit den Nebentälern der Familie Traisma-Engelrich. Die Gegend wurde in der Folgezeit von Bayern aus besiedelt, nach dem Falkensteiner Codex (1170) von Leuten aus dem Gebiet von Miesbach in Oberbayern. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ging ein großer Teil der im Falkensteiner Codex angeführten Besitzungen an Personen über, die sich später „von Scheuchenstein" (de Schvhensteine 1218) nannten. 1304 ist ein Ulreich der Scheuchensteiner nachweisbar. Die Scheuchensteiner erbauten eine Burg und machten sie zu ihrem Herrschaftsmittelpunkt.

Die Burgruine Scheuchenstein liegt auf einer völlig isolierten Felsklippe mit schroffen Felsbrüchen zur Klamm des Ungerbachs. Im Spätmittelalter war die Burg eine mehrteilige Anlage mit turmartigen Bauten und einem Vorburg- und Zwingersystem, das den steil ansteigenden Burgweg mit mehreren Toren sicherte. Die Burg war zwar nicht sehr groß, aber gut ausgebaut und befestigt. Aufgrund ihrer Lage konnte sie gut verteidigt werden, wie sich in der von Michael Behaim in seinem "Buch von den Wienern" überlieferten Fehde aus dem Jahr 1464 zeigte. Damals hatte Kling von Urschendorf den auf Scheuchenstein sitzenden Truchsess Erhard vertrieben und die Burg besetzt. Erst nach einer langwierigen und aufwändigen Belagerung durch die kaiserlichen Truppen wurde der Widerstand auf Anweisung Klings aufgegeben. Die Burg wurde danach Michael Behaim zur Verwaltung übergeben, ihm folgte ein gewisser Ostertag. Die Zerstörung dürfte vermutlich während der Ungarnkriege in den 80er-Jahren des 15. Jahrhunderts erfolgt sein.

Die Herrschaft Scheuchenstein verlor mit dem Tod des letzten Scheuchensteiners Ruprecht Truchsess von Scheuchenstein, Dachenstein und Wulfingstein im Jahr 1530 an Bedeutung und fiel schließlich an die Herrschaft Hernstein. 1577 wurden die Heussenstein Grundbesitzer, 1632 die Hoyos, die noch heute Eigentümer der Ruine sind.

Die Kirche in Scheuchenstein wird erstmals 1252 urkundlich erwähnt und besteht noch aus Teilen der romanischen Kirchenanlage, die im 14. Jahrhundert gotisch umgebaut wurde. Seit dem Spätmittelalter Pfarrkirche, wurde die zum Erzbistum Salzburg gehörende Pfarre 1579 aufgehoben und erst 1783 wiedererrichtet. Seit 1785 ist sie Teil der Erzdiözese Wien.

Nach dem Reichsgemeindegesetz von 1849 entstand die Ortsgemeinde Miesenbach, die ein Jahr später ihren ersten Bürgermeister wählte. In der Folgezeit wurde die Infrastruktur verbessert. Straßen wurden gebaut und in Scheuchenstein eine Volksschule errichtet. Im 20. Jahrhundert entdeckten die Wiener Miesenbach als Sommerfrische.

Berühmt wurde der Ort durch die Malerfamilie Gauermann, insbesondere Friedrich Gauermann, der hier 1807 geboren wurde und in seinem Heimatort auch die letzte Ruhestätte fand. In zahlreichen Bildern hielt er die Landschaft und die Menschen von Miesenbach fest. Dem Leben und Werk des Künstlers sind das 1976 eröffnete Gauermann-Museum und der anlässlich seines 125. Todestages 1987 enthüllte Gedenkstein gewidmet. 1962 fand die Landesausstellung „Friedrich Gauermann und seine Zeit" in Gutenstein und Miesenbach statt.

Mit Bescheid vom 2. Dezember 1997 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Gemeindewappen: In Grün ein silberner schrägrechter Wellenbalken, oben ein silbernes Salzfaß, schrägrechts unterlegt mit einem goldenen Bischofsstab, unten ein goldenes Wasserrad. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarbe Gelb-Grün-Weiß wurden genehmigt.