Bischof Pilgrim von Passau


†991

Biographie

Niederösterreich gehörte bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Bistum Passau. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts waren Größe und Einflussbereich im Osten noch erweiterbar. Bischof Pilgrim von Passau (971-991) nutzte alle Mittel, um eine Erhebung seines Bistums zum Erzbistum zu erreichen, wofür er in die Geschichte einging. Er war Bayer und genoss die Protektion seines Verwandten, des Salzburger Erzbischofs Friedrich, auch gehörte er eine Zeit lang der königlichen Kanzlei an.

Nach dem Sieg über die Ungarn am Lechfeld 955 wollte er für seine Kirche das Recht ihrer Mission und ein eigenes, von Salzburg unabhängiges Erzbistum erlangen. Zu diesem Zweck schuf er zahlreiche gefälschte Urkunden, die er wie einen Forderungskatalog dem Herrscher vorlegte. Er kannte die Lebensbeschreibung des heiligen Severin und berief sich auf eine sagenhafte Vorgänger-Institution in Enns. Er hinderte auch den später heilig gesprochenen Regensburger Bischof Wolfgang an einer beabsichtigten Missionsreise zu den Ungarn. Der Salzburger Erzbischof durchschaute das Manöver und antwortete mit einer Gegenfälschung. Kaiser Otto III. (983-1002) hatte andere Pläne und errichtete eine eigene ungarische Landeskirche mit dem Zentrum in Gran (Esztergom). Pilgrim soll auch die Aufzeichnung einer lateinischen Fassung des Nibelungenliedes in Auftrag gegeben haben und kommt in der erhaltenen deutschen Dichtung als Verwandter der Burgunderkönige vor.

Als die Pläne einer Osterweiterung gescheitert waren, kümmerte man sich ernsthaft um den Ausbau des "Zwischenlandes" an der Donau zwischen Enns und Wienerwald, wo seit 976 der erste "Babenberger" namens Leopold die Aufgaben eines Markgrafen übernommen hatte.