Donaudampfschiffe
(1871)


Emil Jakob Schindler (*1842, †1892)

Landessammlungen Niederösterreich

1869 entdeckte Schindler den Wiener Prater als ergiebigen Studienort. Sein Lieblingsmotiv wurde in den Jahren 1871 bis 1872 der Dampfschifflandungsplatz. Bis zum Abschluss der umfassenden Donauregulierung im Jahre 1875 lag der große Donauhafen im Wiener Kaiserwasser bei den Kaisermühlen. Der scheinbar unüberwindbare Gegensatz zwischen Natur und Technik, zwischen der Donau- und Praterlandschaft und den damals hochmodernen Dampfschiffen dürfte Schindler an diesem Motiv besonders gereizt haben.
Eine Gruppe von mehreren festgemachten Dampfschiffen - nach den Rauchsäulen zu schließen sind es fünf - bildet in diesem Bild das zentrale Motiv. Schindler stellte die Situation von einem unmittelbar beim Wasser gelegenen Blickpunkt aus dar und konnte so den die Komposition möglicherweise störenden Uferbereich weitestgehend aussparen. Durch das Zusammenführen sämtlicher Linien auf einen gemeinsamen Fluchtpunkt verlieh er dem Bild gleichzeitig große perspektivische Tiefe. Die sehr tief gezogene, im unteren Bilddrittel verlaufende Horizontlinie wird nur von den in den Himmel ragenden Schloten der Dampfschiffe durchbrochen.
Meisterhaft schilderte Schindler den durch die aufsteigenden Rauchfahnen teilweise verschleierten Himmel und die langsame, aber gleichmäßige Verflüchtigung der Russwolken in der sie umgebenden Atmosphäre. Die Farbigkeit der Wasseroberfläche, des Uferbereichs wie des bewölkten Himmels wird bestimmt durch die Aneinanderreihung subtilst aufeinander abgestimmter Grau-, Blau- und Brauntöne. Trotz seines frühen Entstehungszeitpunkts stellt dieses Gemälde einen Höhepunkt im Schaffen Schindlers dar. Das darin bereits zum Ausdruck gebrachte Bestreben, den Stimmungswert eines Motivs durch die Betonung seiner atmosphärischen Wirkung zu erhöhen, sollte den Künstler zeitlebens beschäftigen.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 124)