Blick auf den Hallstätter See
(1824)


Franz Steinfeld (*1787, †1868)

Landessammlungen Niederösterreich

Franz Steinfelds Gemälde zeigt eine Partie am Hallstätter See mit Blick nach Nordost gegen den Hohen Sarstein. Oberhalb der Bootshäuser am linken Seeufer sind mehrere an den Hang gebaute Bauernhäuser mit abgewalmten Schindeldächern und Holzveranden im Dachgeschoß zu sehen, zu denen aus dem Vordergrund ein Pfad führt. Nur wenige Staffagefiguren beleben die Szene. Die rechte Bildhälfte widmete Steinfeld ganz dem Eindruck der Berg- und Seenwelt. Meisterlich gelang es dem Künstler die Lichtstimmung einzufangen, die das bebaute Ufer im Sonnenlicht, Vordergrund, Berge und Teile des Sees dagegen im Schatten zeigt.
Steinfeld hatte sich nach seiner Ausbildung an der Wiener Akademie vor allem durch intensives Naturstudium in der Umgebung Wiens und Kopieren von Landschaftsbildern der Niederländer, insbesondere Jacob van Ruisdaels, weitergebildet. Schon in seinen Frühwerken ist die schrittweise Abkehr von der tra-ditionellen Landschaftskomposition barocker Prägung zu beobachten. Im Blick auf den Hallstätter See von 1824, der keine komponierte Ideallandschaft, sondern einen vom Künstler individuell ausgewählten, realen, in seiner Idealität von der Natur vorge-gebenen Landschaftsausschnitt zeigt, ist diese Entwicklung endgültig vollzogen. Steinfelds Gemälde wird daher allgemein als das "Geburtsbild" der biedermeierlichen Landschaftsmalerei angesehen. Franz Steinfeld muss daher nicht nur als Wegbereiter des biedermeierlichen Realismus in der Landschaftsmalerei gewürdigt werden, sondern auch als Entdecker der Alpen für die Malerei. Fast alljährlich hielt er sich nun im Salzkammergut auf, wo seine schönsten Arbeiten entstanden.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 68)