Grafenegg - Ein Film für den Schlosspark
(2008 bis 2009)


Catrin BOLT (*1979)

Zuerst war da die Idee, über das gesamte Areal einmal pro Stunde Filmmusik abzuspielen. Damit würde der Schlosspark zum Filmset werden, als künstlich geschaffene Natur zur Requisite für dramatische, spannende oder romantische Szenen. Schließlich habe ich den Park tatsächlich als Hintergrundrequisite für einen Film verwendet. Er beginnt mit der nachgestellten Schlusssequenz aus einem Science-Fiction-Klassiker, in der der Darsteller in seine Heimat zurückkehrt, die sich aber als unecht, als Materialisierung seiner Vorstellungen erweist. Dieselben Einstellungen werden ohne Person wiederholt, wodurch nur der Hintergrund zu sehen ist. Der Schauspieler verschwindet ganz, und ein schwarzes Auto fährt langsam über die Parkwege - eine Szene, die auch real vorkommt. Diese wird über den gesamten Film beibehalten, dabei aber in allen Bestandteilen variiert. Einmal wird der Park zur Röhrenlandschaft, das Auto vervielfältigt sich, es wird weiß, alternierende Requisiten tauchen auf. Die diversen Darstellungsmethoden und durchwegs analogen Effekte erinnern an unterschiedlichste Filme und Stilmittel. Statt eine Geschichte zu illustrieren, ist die Illustration selbst die Erzählung, die Oberfläche und die Präsentation der Dinge und Ereignisse sind wichtiger als der Inhalt. Betten werden Strukturen, Motorteile Gebäude, Textilmuster Ebenen in Doppelbelichtungen.

(Catrin Bolt)

Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 9 (2009)