Tulln - Installation für DIE GARTEN TULLN
(2008 bis 2008)


Nils Norman

Die Skulpturen, die der britische Künstler für die Gartenschau Tulln entwickelt hat, tarnen sich als Leistsystem, als harmlose Verkehrstafeln, die an Wegkreuzungen in verschiedene Richtungen weisen. Rein optisch unterscheiden sie sich kaum von behördlichen Schildern in der Umgebung. Interessant wird es, wenn man die Aufschriften zu lesen beginnt: Ein Pfeil zeigt in Richtung Atomkraftwerk, ein anderer in Richtung Iran, hier geht's zur Wasserkraft, dort nach Brasilien, und hinter den Arabischen Emiraten liegt die Erdwärme. Als Konzeptkünstler und Universalutopist verfolgt Norman die verschiedenen Wege und die neuen, noch unbekannten Richtungen, die die Energieproduktion in Zukunft einschlagen könnte. Mit seinen Richtungspfeilen erzeugt er Verwirrung und Durcheinander unter den Spaziergängern. Auch die kostenlos erhältliche Landkarte hilft da nicht weiter, sondern macht die konfliktträchtige Situation, auf die wir zusteuern, nur noch deutlicher. Unendlich viele Fragen liegen im Gestrüpp aus Energie produzierenden Ländern, teuren Rohstoffen und den vielen Varianten an alternativen Energien unbeantwortet brach. Mit seiner Chaosmetapher verweist Norman auf die permanente Ölkrise und die Hoffnung, die im Anbaugebiet der Zuckerrübe aus der Feldfrucht erwächst. "Ich möchte mir den öffentlichen Raum aus anderen als rein ökonomischen Gründen aneignen", sagt der Künstler, der Baumhäuser baut und sie in luftiger Höhe als "Sky Villages" zu Monumenten für den zivilen Ungehorsam vernetzt. "Den öffentlichen Raum zu besetzen, darin liegt für mich ein hochinteressantes und radikales Potenzial!"

(Brigitte Huck)

Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 9 (2009)