Lilienfeld - Zisterzienser-Stift, Baugeschichte
(1202 bis 1263)


Die Zisterzienserabtei Lilienfeld, deren ursprünglicher Name Mariental lautete, wurde 1202 von Herzog Leopold VI., dem Glorreichen, gegründet. Ab 1206 siedelten sich die ersten Mönche aus Stift Heiligenkreuz hier an. Lilienfeld ist der größte mittelalterliche Klosterbeu Österreichs, dessen Architektur sich stark an der französischen Zisterzienserbaukunst der Frühgotik orientiert. Typisch für die Klosterbauten der Zisterzienser sind dabei die Anordnung der einzelnen Gebäude um den Kreuzgang, die Ausbildung des Chores als Halle sowie die betonte Sparsamkeit in der Ausschmückung.
Die mittelalterlichen Teile des Klosters werden von langgestreckten barocken Trakten umschlossen, die im 17. Jahrhundert errichtet wurden. Ein verheerender Brand im Jahr 1810 vernichtete den alten Speisesaal, den Schlafsaal sowie die spätromanische Sebastiani- und die Thomaskapelle. Der sehr großzügig konzipierte Kreuzgang wurde um 1230/60 gebaut. Seine Kreuzrippengewölbe und Bogenöffnungen ruhen auf insgesamt 478 schlanken Marmorsäulen. Die Architekturdetails aus vielen unterschiedlichen Schlusssteinen, Konsolen, Bündelpfeilern und Kapitellen wirken überaus reizvoll. Im Kreuzgang befinden sich außerdem das Kapitelhaus, das wohl aus der frühesten Bauperiode stammt, sowie das Brunnenhaus aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, das 1886 wiedererrichtet wurde, nachdem es ebenfalls dem Brand von 1810 zum Opfer gefallen war. Von den barocken Bauteilen interessant ist die um 1700 geschaffene Bibliothek, die ein Werk von Laienbrüdern ist. Die Bibliothek von Lilienfeld verfügt über bedeutende mittelalterliche Handschriften, darunter die Concordiantiae caritatis (um 1355) des Abtes Ulrich. Die 263 Pergamentblätter gehören zu den kostbarsten österreichischen Handschriften vom Typus der sogenannten "Armenbibeln".