Niederkreuzstetten (Kreuzstetten)


Gemeinde Kreuzstetten

Ortsgeschichte

Die beliebte Ausflugsgemeinde Kreuzstetten liegt am nördlichen Rand des Kreuttales im Weinviertel. Die von Ackerland geprägte Marktgemeinde besteht seit 1965 aus den Katastralgemeinden Niederkreuzstetten, Oberkreuzstetten und Streifing und ist Mitgliedsgemeinde der „Region um Wolkersdorf“.

Die Gegend ist seit dem Neolithikum besiedelt. Aus der Bronzezeit fand sich ein Höckergrab auf dem Steinberg (ohne Grabbeigaben). Die Gründung des Ortes Niederkreuzstetten dürfte bereits auf die Mitte des 11. Jahrhunderts zurückgehen. In Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts tauchen Ortsbezeichnungen wie de Grizzensteten (ca. 1155/58), de Grizansteten (um 1200 zu 1115), Greitschensteten (1208), in inferiori Greitschensteten (1208) usw. auf. Der Ortsname geht auf den slawischen Personennamen „Grizan“ zurück. Begütert waren das Stift Klosterneuburg, die Herren von Horn, von Chirchlingen, Tiemo von Wurmze, Ulrich von Sievering und seine Nachfolger Wernhard Struno (Streun) und 1362 die Liechtensteiner.

Das nach Großrußbach eingepfarrte Niederkreuzstetten wurde 1207 von der Mutterpfarre abgetrennt und eigenständig. Die Kirche Hl. Jakob des Älteren wurde 1923 mit Ausnahme des Chores abgebrochen und nach Plänen von Karl Holey neu aufgebaut.

Die Burg von Niederkreuzstetten ist 1265 erstmals urkundlich fassbar. In diesem Jahr vermachte sie Heinrich I. von Liechtenstein seiner Tochter Diemut. In der Folge wurde sie von Burggrafen verwaltet. Während der Herrschaft Matthias Corvinus war sie 1485-1491 von ungarischen Truppen besetzt. Für das 16. Jahrhundert werden als Burgherren die Weißpriach (1510), die Prandt von Prandeck, Hans von Görtschach und die Welzer von Spiegelfeld (1574) fassbar. Deren offenes Eintreten für den Protestantismus und ihr Anschluss an die böhmischen Rebellen führten 1621 zur Enteignung. 1622 kaufte Hans Balthasar von Hoyos das Schloss um 40.000 Gulden. Im Besitz dieser Familie blieb der Bau bis 1881. Während der napoleonischen Kriege diente das Schloss als Lazarett.

1846 erfuhr das alte Marktprivileg für Niederkreuzstetten eine Bestätigung. Markttage sind der 20. Jänner, der 13. Juli und der Kirchweihmontag. Die Lössböden in der Region waren ein begehrter Rohstoff für die Ziegelherstellung. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gründete die Familie Creipl ein Ziegelwerk in Niederkreuzstetten, das zunächst nur aus einem Feldofen und zwei Arbeiterwohnhäusern bestand. 1870 ging das Werk in den Besitz von Martin Steingasser über, der 1888 einen Ringofen nach dem System Hoffmann errichten ließ. Weitere Wohnhäuser wurden auf dem Firmengelände errichtet. Die Arbeiter kamen vorwiegend aus dem benachbarten Mähren und Böhmen. Martin Steingassner wurde neben Alois Miesbach und Heinrich Drasche zu einem der bedeutendsten Ziegelbarone im Land. Daneben betrieb er auch eine Landwirtschaft mit Weingärten und eine Brauerei. In den Gaststätten seiner Ziegelwerke wurden nur sein Wein und Bier ausgeschenkt. Durch Heirat kam das Ziegelwerk in Niederkreuzstetten in den Besitz der Familie Schmied. 1902 ließ Wolfgang Schmied einen weiteren Ringofen errichten. Mit dem Einsatz einer Dampfmaschine für die Ziegelpresse und Schneidanlage 1908 begann die Mechanisierung. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier jährlich vier bis fünf Millionen Ziegel produziert. Erst 1975 wurde das Ziegelwerk geschlossen. In der noch existierenden Fabriksanlage wurde ein Ziegeleimuseum eingerichtet.

Der Weinbau war im 19. Jahrhundert die einzige Einnahmequelle der bäuerlichen Bevölkerung. Seit ca. 1900 gab es in der Kellergasse einen Buschenschank. Seit 1931 durften neben Wein auch Eigenprodukte wie „kalte Esswaren“ angeboten werden. Um das Kulturgut „Kellergassen“ weiter in seiner ursprünglichen Form am Leben zu erhalten, wurde 1988 in Kreuzstetten der „Verein zur Erhaltung der Kellergassenkultur“ gegründet.