Ardagger Markt


Gemeinde Ardagger

Ortsgeschichte

Der an einem uralten Donauübergang gelegene Markt war lange Zeit die letzte Station vor der Einfahrt in den jahrhundertelang gefürchteten Strudengau. Der Name taucht erstmals 823 in einer Urkunde auf, mit der bestätigt wird, dass Karl der Große dem Bischof von Passau den Ort ad artagrum („bebaubarer Acker") mit zwei Kirchen geschenkt hatte.

Seine überregionale Bedeutung verdankt der Ort jedoch Kaiser Heinrich III. und dessen Gemahlin Agnes von Poitou, die 1049 den Landstrich zur Errichtung eines Kollegiatstiftes - eines Stiftes für Weltpriester - dem Bischof von Freising schenkten. Ein Kind des Kaiserpaares soll hier während der Jagd geboren worden sein, was den Anlass zur Gründung gab. Bei der Weihe der Margareta-Kirche im Jahr 1063 war mit den Erzbischöfen von Köln, Mainz und Bremen höchste Reichsprominenz anwesend. Zur Ausstattung gehörten die Pfarren Ardagger und Kollmitzberg, später kamen noch Stephanshart und Zeillern dazu.

Zwischen 1230 und 1240 entstand das berühmte Margaretenfenster, die älteste figürliche Glasmalerei in Österreich, das in 14 Medaillons die Legende der heiligen Margarete erzählt. Im Spätmittelalter bestand im Stift eine bedeutende Schreibschule. Mitte des 16. Jahrhunderts gingen die Patronatsrechte vom Freisinger Bischof an den Landesfürsten über. 1662 wurde das Stift in eine Propstei umgewandelt, da es keinen Konvent mehr gab. Seit der Aufhebung 1784 ist Ardagger eine so genannte Titularpropstei. Der Titel des Propstes von Ardagger wird vom Bischof von St. Pölten frei verliehen.

Das wenige Kilometer entfernte Ardagger war seit dem Mittelalter ein wichtiger Schiffsanlegeplatz und Fernhandelsort. Der nur hier mögliche Donauübergang machte ihn zum Ausgangspunkt der mittelalterlichen Verkehrsverbindung „Herfurt". Der Ort gehörte zur Grundherrschaft des Stiftes Ardagger, die dem hl. Nikolaus, dem Patron der Schiffer, geweihte Pfarrkirche war zunächst Vikariat des Stiftes, wurde 1356 Pfarre und war bis 1784 dem Stift inkorporiert.

Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts besaß Ardagger privilegierte Handelsrechte und erhielt 1256 einen Wochenmarkt bestätigt. Ab dem späteren 15. Jahrhundert war Ardagger Markt und Verladeort für die Region Eisenwurzen. 1529 von den Osmanen zerstört, erlebte der Markt ab Mitte des 16. Jahrhunderts eine Blütezeit, erhielt 1567 eine eigene Gerichtsbarkeit - aus dieser Zeit stammt der Pranger am Marktplatz - und Ende des 16. Jahrhunderts ein Marktsiegel.

Der ertragreiche Donauhandel brachte Ardagger den Beinamen „das goldene Marktl". Der Ort hatte eine Schifferzunft und war Versorgungs- und Wechselstation für die Pferde, die den stromaufwärts fahrenden Schiffszügen durch den reißenden Strudengau vorgespannt wurden (bis zu 40 Pferde pro Zug). Der letzte Schiffszug kam 1871 nach Ardagger. Für den heutigen Aufschwung sorgen die Radfahrer entlang der Donau.

Die Marktgemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Ardagger Markt, Ardagger Stift, Kollmitzberg und Stephanshart. In der näheren Umgebung liegt der Kollmitzberg mit der Wallfahrtskirche zur hl. Ottilie, auf dem alljährlich im Herbst der traditionelle „Kollmitzberger Kirtag" stattfindet.