Au am Leithaberge


Gemeinde Au am Leithaberge

Ortsgeschichte

Am östlichen Abhang des Leithagebirges liegt die Marktgemeinde Au am Leithaberge. Die Ränder des Leithagebirges wurden schon frühzeitig besiedelt; Zeugnis legen davon Bodenfunde ab, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Aus der Zeit der keltischen Besiedlung wurden zwei Gräberfelder freigelegt: Auf der „Kleinen Hutweide“ wurden 28 latènezeitliche Bestattungen ergraben, darunter das Grab eines Schmiedes mit Werkzeug als Grabbeigaben (Amboss, Eisenmeißel und Hammerkopf). In einem zweiten Gräberfeld – „Mühlbachäcker“ – wurden in zwei Grabungskampagnen 17 Grabstellen freigelegt.

Die Ortschaft geht vermutlich auf eine hochmittelalterliche Gründung zurück. Bayrische Siedler dürften sich hier zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert niedergelassen haben. Die Auwälder gaben der Ansiedlung den Namen. Eine Erstnennung des Namens Au findet sich in einer Urkunde von 1250, in der ein Scheuhone von Owe als Zeuge auftritt. Die zweite urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1465 spricht von einem Dorf zu der Aw. Nach dem osmanischen Einfall von 1529 war die Bevölkerung stark dezimiert. Kroaten, auf der Flucht vor den Osmanen in ihrer Heimat, wurden angesiedelt. Sie errichteten ihre Siedlung im südöstlichen Teil des Angers. Die „Gradina“, die noch heute deutlich im Ortsbild abzulesen ist, besteht aus kleinen eingeschossigen, verschachtelt angeordneten Höfen bzw. Häusern, die nach außen durch Mauerfronten bzw. Hofmauern wehrhaft abgeschlossen sind. Viele Feld- und Flurnamen tragen noch heute kroatische Bezeichnungen. Die kroatischen Ansiedler hatten ihre Priester mitgebracht, die oft der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Da die kroatische Sprache neben dem Alltag auch beim Kirchengebet und Gesang Verwendung fand, kam es im 17. und 18. Jahrhundert immer wieder zu Auseinandersetzungen, die schließlich ein fürsterzbischöfliches Konsortium schlichten musste. Auch die Schulmeister waren Kroaten, wie aus den Visitationsberichten der Diözese Raab ersichtlich wird, allerdings waren sie auch der deutschen Sprache mächtig. Der älteste erhaltene Bericht stammt aus dem Jahr 1659. Das Aufgabengebiet der Schulmeister war vielfältig: Neben Unterricht verrichteten sie auch Mesnerdienste, begleiteten den Pfarrer auf Versehgängen, sangen bei Hochzeiten und Trauerfeiern, läuteten die Kirchenglocke und kümmerten sich um die Turmuhr der Pfarrkirche.

Die im Norden des Angers (heute Hauptplatz) gelegene Pfarrkirche hl. Nikolaus geht auf einen mittelalterlichen Bau zurück. Au war eine Tochterpfarre von Leitha-Brodersdorf und wurde im 14. Jahrhundert selbständige Pfarre. Bis 1785 gehörte sie zum Bistum Raab. 1876–77 errichtete man nach Plänen von Ludwig Wächtler den heutigen Bau in neoromanischen bzw. neogotischen Formen, der Mauerteile des mittelalterlichen Vorgängerbaus miteinbezog. Teile der mittelalterlichen Kirchhofmauer sind noch erhalten. Die feierliche Weihe des Neubaus fand zu Maria Schnee, am 5. August 1877 statt.  

Das 19. Jahrhundert war reich an Katastrophen. 1822 hatte ein Hagelschlag die gesamte Ernte vernichtet. Eine Feuersbrunst zerstörte 1827 50 Wohn- und Wirtschaftshäuser. An die Choleraepidemie von 1829 erinnert die Dreifaltigkeitssäule am Hauptplatz. Die Viertellehnersleuten Thomas und Barbara Westin stifteten sie zum Dank dafür, dass der Cholera nur wenige Bewohner des Marktes zum Opfer gefallen waren. Auf dem Sockel sind die Standbilder der beiden Pestpatrone Rochus und Sebastian sowie Nikolaus und Florian angebracht. An den Seitenflächen trägt der Sockel Darstellungen der hl. Rosalia in der Höhle, Christus und die Samariterin, des Guten Samariters und der Emmausjünger. 1834 brach wieder ein Feuer aus: Ihm fielen 84 Häuser, der Pfarrhof und die Schule zum Opfer. Um gezielt gegen Cholera- und Typhusepidemien vorzugehen, wurde 1927 der Bau einer Ortswasserleitung in Angriff genommen. Gespeist wird sie von Quelle am Fuße des Leithaberges.

Über Jahrhunderte wurde Au in Urkunden als Markt bezeichnet. Die erste Nennung soll aus dem Jahr 1554 stammen. Der älteste erhaltene Siegelabdruck trägt die verschlungenen Buchstaben „M“ für Markt und „A“ für Au sowie die Jahreszahl 1656. Allerdings waren die entsprechende Urkunde sowie Unterlagen zum Wappen verloren gegangen. Deshalb suchte die Marktgemeinde 1964 bei der niederösterreichischen Landesregierung um eine neuerliche Verleihung des Marktwappens an. Dem wurde stattgegeben: Ein grüner Schild, geteilt durch einen silbernen Schrägrechtsbalken und belegt mit einer fünfzackigen perlenbesetzten goldenen Adelskrone.