Blindenmarkt


Gemeinde Blindenmarkt

Ortsgeschichte

Blindenmarkt liegt im Mostviertel, in der Ebene des Ybbsfeldes östlich von Amstetten. Eine frühe Besiedlung der Gegend belegen Gräber der frühen Bronzezeit, die beim Schotterabbau für den Autobahnbau in Stadelfeld angeschnitten und teilweise zerstört wurden. Bei einer Grabung wurden 38 Höckergräber mit zahlreichen Beigaben (Schüsseln, Tassen, Bronzespiralen und –nadeln geborgen). Gefäßscherben aus der Schottergrube bei Schloss Hubertendorf zeugen für eine keltische Besiedelung. Wichtige römische Limesstraßen kreuzten sich hier.

Im Kampf gegen die Slawen, die die Gebiete entlang der Flussläufe besiedelten besiegte Karl der Große die mit den Bayern unter Tassilo III. verbündeten Awaren 788 auf den Ebenen des Ybbsfeldes (zwischen Blindenmarkt und Neumarkt an der Ybbs), 10.000 Tote sollen das Schlachtfeld bedeckt haben. Die Awaren wurden weit hinter die Raab zurückgedrängt und die Region befriedet. Karl ließ zahlreiche Kirchen und Klöster gründen, die dem Bistum Passau unterstellt wurden. Nach dem Sieg über die Magyaren auf dem Lechfeld (955) begann eine zweite Kolonisationsperiode, die bis über 1200 hinaus währte.

In der Zeit zwischen 1210 und 1250 wurde wohl auch der Ort Blindenmarkt planmäßig gegründet, denn die Siedlungsform ähnelt der von Waidhofen an der Ybbs, Ulmerfeld, Amstetten und Strengberg, die allesamt für die Eisengewinnung wichtige Versorgungspunkte wurden. Die erste urkundliche Erwähnung als „plintenmarct (apud novum forum)“ findet sich in einem Passauer Urbar von 1220. Zu dieser Zeit war das Hochstift Passau im Besitz des Ortes. Seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert waren die Wallseer, ein schwäbisches Ministerialengeschlecht, die mit den Habsburgern ins Land gekommen waren, die Grundherren. Blindenmarkt gehörte zur Hofmark Amstetten. Danach wechselte die Grundherrschaft mehrmals: Seisenegg (1400-1529), die Grafen der Ortenburger in Karlsbach (1529-1621), Freienstein (1621-1684), die Starhemberger in Karlsbach (1684-1848).

Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte Blindenmarkt das Recht 14 Tage vor und nach dem 21. September einen Jahrmarkt abzuhalten. Es herrschte Marktzwang: Alle Handels- und Tauschgeschäfte mussten auf dem Marktplatz abgewickelt werden. Weiters gab es einen Wochenmarkt am Samstag. 1496 gestattete Maximilian I. Blindenmarkt dem Gäuverband beizutreten, was den regionalen Handel kräftigte, denn es durften nur Güter aus den angeschlossenen Orten innerhalb dieser Gäugrenzen gehandelt werden. Es galt vorrangig die Arbeiter in der Eisenindustrie in Vordernberg und im oberen Ybbstal (mit jährlich festgesetzten Preisen) zu beliefern und im Gegenzug deren Eisenprodukte abzukaufen.

Im 15. Jahrhundert erlangte Blindenmarkt als Stapelort der Eisenwaren eine wirtschaftliche Hochblüte. Oft konnten die schweren Fuhrwerke ihre Produkte nur bis Blindenmarkt bringen, sonst wurde vom Hafen der Stadt Ybbs aus weiterverschifft. Diese Handelsbeziehungen, sowie die Betreuung der Transporte und der Reisenden, brachten den Bewohnern des Marktes einen merklichen Wohlstand. 1529 und 1532 wurde der Markt durch Osmaneneinfälle zerstört.

1569 wurde der um 1529 vernichtete Wappenbrief durch Kaiser Maximilian II. erneuert.

An den Bauernaufstände von 1596/97 beteiligten sich die Bauern Blindenmarkts: Anfang Februar wurde das Schloss Karlsbach eingenommen war; hier vereinigten sie sich mit den Bauern von Persenbeug und anderen Abteilungen. Das 15.000 Mann starke Heer nahm Säusenstein und Pöchlarn ein und belagerte Ybbs. Man versprach den Bauern eine Verbesserung ihrer Situation und verhandelte mit ihnen. Drei Blindenmarkter, nämlich Christoff Schwatz, Anndre Teimbel und Friedrich Schwartzpach, Marktschreiber zu Blindenmarkt, befanden sich unter den Abgeordneten. Letztlich bezwang die Übermacht der Gegner die Bauern.

Blindenmarkt blieb bis ins 19. Jahrhundert beim Gäuverband, konnte aber nur mehr minimale Vorteile daraus ziehen. Auch der Ende des 16. Jahrhunderts aufkommende Getreidehandel ging aufgrund verkehrstechnischer Änderungen im Ybbstalgebiet zurück. In der Folge verschlechterte sich der Lebensstandard der Bewohner zunehmend. 1780, 1809 und 1875 gab es verheerende Großbrände. Wahrscheinlich in den 1930er Jahren wurde der Jahrmarkt am 28.10. (Simon und Juda)  eingestellt; seit 1960 gibt es nur mehr den Faschingsdienstag-Markt.

Um 1300 wurde St. Georgen am Ybbsfeld als eigenes Vikariat von Amstetten abgetrennt und im gleichen Jahr stieg die Betkapelle der Hl. Hedwig in Blindenmarkt in den Rang ihrer Tochterkirche auf, die in der Reformationszeit sogar über einen eigenen lutherischen Prädikanten verfügte. Seit 1672 fanden regelmäßige Gottesdienste statt, die Konrad Balthasar von Starhemberg gestiftet hatte. 1750 begann man mit dem Bau einer Kirche, die der Hl. Anna gewidmet wurde, die Hedwigskapelle wurde eingegliedert. 1780, ebenso wie 1809 zur Zeit der Franzosen und 1875 erlitt die Kirche durch einen Brand großen Schaden. Im Zuge der josephinischen Pfarrregulierung wurde Blindenmarkt (um 1783/85) zur eigenen Pfarre erhoben.