Blumau-Neurißhof


Gemeinde Blumau-Neurißhof

Ortsgeschichte

Blumau-Neurisshof liegt südlich von Baden mitten im Wiener Becken. Sie ist die jüngste Gemeinde Niederösterreichs und entstand 1988 durch die Auflösung der Marktgemeinde Steinfelden in die politischen Gemeinden Blumau-Neurißhof, Günselsdorf, Tattendorf und Teesdorf. Im darauffolgenden Jahr verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In Grün unter einem silbernen, mit drei schräglinks gestellten roten Bomben, aus denen Flammen schlagen, belegten Schildhaupt, ein aus dem Schildesfuß wachsender silberner Wasserturm. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarbe Grün-Weiß-Rot wurden genehmigt. Die Wappensymbolik erinnert an die in Blumau 1890 errichtete Munitionsfabrik und deren Wasserturm.

Urkundlich wurde Blumau zwar bereits 1380 erwähnt, eine gezielte Besiedelung erfolgte erst unter Maria Theresia. Auf dem kargen Boden des Steinfeldes wuchs nur eine steppenartige Vegetation, die sich kaum als Weide nutzen ließ. Das Gebiet entlang der Piesting zwischen den Gehöften Neuriß und Blumau unterstand der Herrschaft Schönau. Der Hofname „Neuriß“ spiegelt die Versuche, das Heideland in Ackerland umzuwandeln: Der Boden wurde „neu umgerissen“ = umgeackert. Erfolg hatten diese Versuche erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der damalige Herrschaftsbesitzer Peter Freiherr von Braun engagierte den Agrarökonomen Anton Wittmann. Dieser wandelte das öde Land in eine „lombardische Flur“: Durch die Anlage von Bewässerungskanälen und Windschutzgürteln entstand eine fruchtbare Wiesenlandschaft. Eine rentable Getreideproduktion wurde allerdings erst durch den Einsatz von Kunstdünger möglich.

Im Jahre 1890 erwarb das k. u. k. Reichskriegsministerium um 450.000 Kronen das Gut Blumau- Neurißhof und ließ dort ab 1891 eine Munitionsfabrik für rauchschwache Militärpulversorten errichten. Die k. u. k. Pulverfabrik Blumau umfasste vorerst 36 Bauten, Fabrikhallen, Wohn- und Verwaltungsgebäude. Außer der Pulverfabrik entstanden Fabrikationsanlagen für Nitroglycerin und Nitrozellulose. In der Folge entwickelte sich die Fabrik zu dem neben Wöllersdorf größten Rüstungsbetrieb der Monarchie. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges errichtete man eine Kunstsalpeteranlage. Die Zahl der Beschäftigten stieg von 20.000 zu Beginn auf 30.000 an. Zum militärischen Schutz entstanden zwei Kasernen: die Blumauer- und die Salvatorkaserne. Der Ort erhielt eine moderne Infrastruktur mit Wasserleitungs-, Kanal- und Stromnetz. Die damals gebohrten Tiefbrunnen versorgen heute noch Blumau-Neuriß und die angrenzenden Orte an der Südbahnstrecke bis Vösendorf mit ausgezeichnetem Trinkwasser.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs setzte der wirtschaftliche Verfall ein. Um die Bedingungen des Friedensvertrages von St. Germain zu erfüllen, mussten die Produktion umgestellt und Objekte abgebrochen werden. Die Belegschaft sank auf etwa 150 ArbeiterInnen. Die Bevölkerung sank auf unter 2.500 Personen.

Die Sprengstoffproduktion barg allerdings auch große Risiken: Explosionen und Brandkatastrophen waren unausbleiblich. So auch in Blumau. Am 25. Mai 1922 verursachte ein Brand in der Produktionsanlage eine verheerende Pulverexplosion, die bis Wien zu hören war: Mindestens 19 Menschen starben und alle Gebäude des Ortes wurden beschädigt. Die weitgehend zerstörten Produktionsgebäude pachtete 1924 die neu gegründete Sprengstoff-Werke Blumau Aktiengesellschaft und errichtete 1928 eine Trinitrotoluolfabrik. Der Zweite Weltkrieg brachte einen neuerlichen Aufschwung. Nach 1945 erfolgte eine Stilllegung des Betriebes, der bewegliche Maschinenpark wurde beschlagnahmt und abtransportiert und ein Großteil der Produktionsstätten gesprengt. Heute erinnern die monumentale Toranlage, zwei Verwaltungsgebäude, der Wasserturm, zwei Wachkasernen, die Schlosserei und die Schleppbahngleise in Richtung Felixdorf an die Zeit der wirtschaftlichen Blüte der Gemeinde.