Bockfließ


Gemeinde Bockfließ

Ortsgeschichte

Am südlichen Abhang des Hochleitenwaldes liegt die Marktgemeinde Bockfließ am Nordwestrand des Marchfeldes. Urkundlich wurde der Ort bereits 1168 als Beisatz erwähnt: Das Klosterneuburger Salbuch nennt Ludovicus de Pochulise als Zeuge. Die Geschichte des Ortes ist eng mit der Geschichte der Burg und damit der Herrschaft verknüpft. Die Burg wurde anstelle einer älteren Anlage auf dem Hausberg im 13. Jahrhundert errichtet. Eine erste Kirchenerwähnung fällt ins Jahr 1217. 1254 wird im Erbteilungsvertrag zwischen Ulrich und Konrad von Gaden erstmals das Marktrecht des Ortes erwähnt, das an Konrad fällt. Markttage waren der Faschingsmontag und der Laurentiustag. Bis ans Ende des 13. Jahrhunderts traten Edle auf, die sich nach „Bockfließ“ nannten. In der Folge waren die Besitzer der Herrschaft 1347 Berthold von Pergau, 1372 Heinrich von Rauhenstein, ab 1396 die Herren von Eckhartsau, 1547 die Herren von Prankh, 1579 oder 1592 Andreas von Teufel. 1633 gingen Schloss und Herrschaft in den Besitz der Khevenhüller über, die ihre Güter 1635 an die Abensberg-Traun verkauften; heute ist das Schloss im Besitz der Familie Goess. Mit der Herrschaft verbunden war eine niedere Gerichtsbarkeit, an die heute noch der Pranger (bei Hauptstraße 38) mit der darunterliegenden Arrestzelle erinnert.

1529 wurde der Ort von den Osmanen niedergebrannt. Böhmisch-protestantische Truppen zerstörten 1619 Kirche und Pfarrhof, die danach wiederaufgebaut wurden. Bis zur Ausweisung der Juden durch Kaiser Leopold I. im August 1670 lebte in Bockfließ eine Judengemeinde mit 16 Familien: Das Ghetto lag außerhalb des Ortes - heute der südwestliche Ortsteil „Altstatt“ – und bestand aus 16 Häusern, einem Bethaus, einem öffentlichen Brunnen und einem eigenen Friedhof.  

Im Türkenjahr 1683 war Bockfließ Fluchtort für die Bewohner der Nachbarorte. In den Jahren 1680 bis 1684 sowie 1713 wütete im Ort die Pest; ihre Opfer wurden in Massengräber außerhalb des Marktes bestattet. Die Pestsäule (heutiger Standort: Hauptstraße Nr. 118) erinnert an den Seuchenzug des Jahres 1713. Unter Joseph II. wurde Bockfließ 1784 selbständige Pfarre. Nach der Schlacht bei Aspern von 1809 hatte der Ort unter den durchziehenden französischen Truppen zu leiden. 1866 war in Bockfließ ein preußisches Regiment mit 2000 Mann einquartiert. 1871 wurde die alte Kirche demoliert und ein neugotischer Bau errichtet, dessen Weihe 1876 erfolgte.

Bei der Eroberung des Marchfelds durch die Sowjetarmee 1945 fanden auch in Bockfließ heftige Kämpfe statt. Vom 11. zum 12. April stand der Ort unter Artilleriebeschuss: Vier Zivilpersonen wurden getötet, 28 Objekte, darunter die Schule zerstört. 1949 wurde das Erdölfeld Bockfließ-Matzen entdeckt. 1971 trat die Gemeinde dem Fremdenverkehrsverband March-Donauland bei. Mit Bescheid vom 2. Mai 1972 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde Bockfließ ein Wappen: In einem von Silber auf Schwarz schräglinks geteilten Schild, ein zum Sprunge ansetzender Geißbock in gewechselten Farben, der in seinem Maul eine grüne Weinranke mit ebensolcher Traube hält. Die Gemeindefarben Schwarz-Weiß-Grün wurden  genehmigt. Im Zuge der Restrukturierung der Österreichischen Post wurde 2010 das Postamt in Bockfließ trotz des Widerstandes der Bevölkerung geschlossen.