Ennsdorf


Gemeinde Ennsdorf

Ortsgeschichte

Am östlichen Ufer der Enns gegenüber der oberösterreichischen Stadt Enns erstreckt sich das Gemeindegebiet von Ennsdorf, zu dem die Ortsteile Ennsdorf und Windpassing gehören. Die Grenzlage beschreibt Schweickhardt anschaulich in seiner Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens: Ein großer Ort, welcher hart am rechten Ufer der Ens, gegenüber von der Stadt Ens gelegen ist, und somit gleichsam eine Vorstadt bildet, da solcher durch eine schöne, große hölzerne Brücke mit der Stadt verbunden ist. Die Nähe zu Oberösterreich symbolisiert auch das Gemeindewappen: Ein geteilter Schild, oben in Blau zwei goldene rechtsgewendete Adler, unten neuerlich von Silber auf Rot geteilt. Die goldenen Adler auf blauem Grund spielen auf Niederösterreich an; die untere Hälfte des Wappens greift die oberösterreichischen Landesfarben auf.

Die ältesten Belege für eine Besiedlung der Gegend stammen aus der Mittel- und Spätbronzezeit: So fand sich südlich von Windpassing im Windpassinger Holz ein Hügelgräberfeld aus der Zeit von 1500–1000 v.Chr. Durch zahlreiche Grabfunde und Siedlungsreste ist die römische Kaiserzeit belegt. Südlich der Eisenbahnbrücke treten bei Niederwasser die Überreste der antiken Brücke der Limesstraße zutage, die hier über die Enns in das Legionslager und die Zivilstadt von Lauriacum (Enns) führte. Eine Regensburger Traditionsnotiz aus dem Jahr 1028 überliefert erstmals den Namen Ennsdorf: Ein Gottschalk von Ensdorf trat als Zeuge für die Übergabe des Gutes Siemoning an das Stift St. Emmeram auf. Im Meilenrecht der Stadt Enns aus dem Jahr 1244 werden für Ennsdorf zwei Bäckereien und ein Wirtshaus erwähnt.

Die Nähe zu Enns brachte es auch mit sich, dass Ennsdorf dem Landgericht Burg Enns unterstand. Dessen ständiger Galgen stand im Galgenhölzl. An diese Ennser Hinrichtungsstätte erinnert noch heute das Galgenkreuz in der Kiesgasse. Bis 1779 war Ennsdorf in St. Valentin eingepfarrt. Das änderte sich im Zuge der Josephinischen Reformen: Der weite Weg nach St. Valentin wurde für die Pfarrkinder als unzumutbar eingestuft, so wurden die Bewohner*innen nun nach Enns eingepfarrt. Von nun an mussten die Ennsdorfer ihre Toten in oberösterreichischer Erde begraben. Auch die Kinder besuchten die Schule in Enns. Der wichtige Übergang über die Enns wurde im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen mehrfach heiß umkämpft. Während des Österreichischen Erbfolgekrieges verteidigten sich hier am 9. Dezember 1741 österreichische Husaren gegen 2000 Franzosen, die schließlich siegreich blieben. Die französischen Truppen eroberten nicht nur die Geschütze, sondern legten auch den Ort in Schutt und Asche. Am 4. Mai 1809 wurde Ennsdorf wiederum Schauplatz eines Rückzugsgefechts. Nach der verlorenen Schlacht in Ebelsberg bei Linz bildete das II. Bataillon des Deutschmeisterregiments einen Brückenkopf an der Enns, um den Rückzug zu decken. Daraufhin nahmen die napoleonischen Truppen von oberösterreichischer Seite aus Ennsdorf mit Kanonen unter Beschuss.  

1838 beschrieb Schweickhardt Ennsdorf als großes Dorf mit 55 Häusern, in dem 80 Familien wohnten. Der Viehstand belief sich auf 70 Pferde, 9 Ochsen, 181 Kühe, 90 Schafe und 140 Schweine. An Gewerben waren u. a. je ein Krämer, Fleischhauer, Bäcker, Binder, Schmied, Schlosser, Schneider, Schuhmacher, Töpfer und Weber vertreten. Windpassing bestand zu dieser Zeit aus 17 Häusern, in denen 21 Familien lebten. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 und der Einführung politischer Gemeinden wurde Ennsdorf verwaltungsmäßig an St. Valentin angeschlossen – ein Akt, der nicht unbedingt auf Gegenliebe stieß. Auf Betreiben der Ennsdorfer beschloss schließlich die niederösterreichische Landesregierung 1882 die Gründung der Kleinstgemeinde Ennsdorf, die damals nur aus 52 Häusern bestand und knapp 500 Einwohner*innen zählte. Die notwendige Infrastruktur für eine Gemeindeverwaltung fehlte noch. Das kleine Gemeindehäusl wurde 1884 durch einen Zubau erweitert. In seinen Räumlichkeiten war auch der Gemeindearrest untergebracht sowie Unterbringungsmöglichkeiten für Bedürftige. 1889 konnte man die Errichtung einer Haltestelle an der Kaiserin-Elisabeth-Bahn (Westbahnstrecke) durchsetzen, die die Bewohner in Eigenregie errichteten. In der Folge ging man an die Ausbesserung bzw. an den Ausbau des Straßennetzes. Um sich gegen die immer wieder auftretenden Hochwässer der Enns zu schützen, wurde ab 1900 ein Damm errichtet. Die wichtigste Errungenschaft der Zwischenkriegszeit war die Errichtung einer neuen eisernen Enns-Brücke durch die Firma Wagner-Biró 1932, die die alte hölzerne ersetzte.

Durch die Nähe zum Nibelungenwerk in St. Valentin geriet auch Ennsdorf während des Zweiten Weltkrieges in das Zielgebiet der Bombenangriffe. Die Schäden hielten sich allerdings in Grenzen. In den letzten Tagen des Krieges zogen ungarische Juden, die im Burgenland zum Ostwallbau eingesetzt worden waren, auf ihrem Todesmarsch Richtung Mauthausen durch den Ort. 33 Juden wurden in Ennsdorf ermordet und an Ort und Stelle verscharrt. Nach Kriegsende wurden die Leichen geborgen und neben dem Bildstock an der Kreuzung Bäckerstraße-Westbahnstraße bestattet. Die Begräbnisstätte wurde 1980 aufgelassen und die sterblichen Überreste in eine Gedenkstätte nach Linz überführt. Heute erinnert nur mehr eine am Bildstock angebrachte Gedenktafel an die unmenschlichen Ereignisse im April 1945.

In den letzten Märztagen wurde Ennsdorf zur Kampfzone: Ein deutsche Infanterieeinheit bezog am 28. März 1945 Stellung, die am 5. Mai durch SS-Einheiten abgelöst wurde. Am 7. Mai kam es zum ersten Kontakt mit US-Truppen, die von Westen kommend zur Enns vorstießen. Auf der Mitte der Enns-Brücke fanden Verhandlungen statt, die ergebnislos abgebrochen wurden. Daraufhin nahmen amerikanische Granatwerfer Ennsdorf und die hier stationierten Einheiten unter Beschuss. Gegen Morgen brach der Widerstand zusammen, und sie konnten die Enns-Brücke überqueren. Zwei Tage später – am 10. Mai – besetzten Soldaten der Sowjetarmee den Ort. Die US-Armee zog sich wieder auf das jenseitige Ennsufer zurück. Der Fluss wurde für zehn Jahre zur Demarkationslinie in einem geteilten Österreich, Ennsdorf zu einem der wichtigsten Kontrollpunkte der sowjetischen Besatzungsmacht. Das Überqueren des Flusses war nur mit einem Passierschein, ab Dezember 1945 dann mit der Alliierten Reiserlaubnis erlaubt, die zunächst nur für sechs Monate galt, ab 1946 wurde sie dann unbefristet ausgestellt. Mit 9. Juni 1953 wurde die Zonenkontrolle aufgehoben. Am 22. August 1955 verließ endlich der letzte sowjetische Soldat den Ort.

Am 3. Dezember 1958 wurde das Teilstück Ennsdorf-Sattledt der Westautobahn eröffnet. Der Aufschwung der Gemeinde begann in den 60er und 70er Jahren. Die günstige Verkehrsanbindung machte Ennsdorf zu einem beliebten Wohnort für Beschäftigte der großen Industriebetriebe in Linz. Rund um den neu geschaffenen Donauhafen Enns-Ennsdorf entstand ein Industrie- und Gewerbepark, der weitere Arbeitsplätze schuf. Am 15. November 1965 wurde ein neues Amtshaus eröffnet, 1977 eine Volksschule und ein Kindergarten. Mit Bescheid vom 23. März 1982 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde das bereits oben im Text beschriebene Wappen. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Blau-Weiß-Rot wurden genehmigt.