Ernstbrunn


Gemeinde Ernstbrunn

Ortsgeschichte

Ernstbrunn liegt südlich des Oberleiserberges, der seit jeher natürlichen Schutz bot. Kleinfunde aus der Umgebung belegen eine kontinuierliche Besiedelung seit der mittleren Jungsteinzeit (um 4000 v. Chr.). Zahlreiche Schmucknadeln und andere Gegenstände stammen aus der Bronzezeit. Funde von einfachen  Gebrauchsgeschirr und Spinnwirteln gehören der Hallstattzeit (800–400 v. Chr.) an. In der Folge siedelten Kelten und Quaden auf dem Oberleiserberg. Ab ca. 170 n. Chr. kamen die Römer. Kaiser Mark Aurel ließ die Donaugrenze gegen die einfallenden Markomannen sichern. Eine kleine gemauerte Befestigungsanlage wurde errichtet, von der nur das Kommandantenhaus bestehen blieb.

Das kleine Gräberfeld in der Nähe der heutigen Kapelle stammt aus der Karolingerzeit. Nach den Awaren im 8. Jahrhundert siedelten hier im 9. bis 11. Jahrhundert die Slawen, die Namensgeber für die Leiser Berge (lysa heißt „kahl, nackt“) waren. Schließlich wurde diese Gegend in die bayrische Ostmark der Babenberger eingegliedert.

Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wird Ernstbrunn urkundlich erstmals als Ernustisprunnin erwähnt: Graf Rapoto (von Cham in der Oberpfalz) übertrug eine dem hl. Martin geweihte Kirche an den Bischof Engelbert von Passau und sorgte so für das Seelenheil seiner verstorbenen Frau Mathildis. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die Ansiedlung bereits wirtschaftlich gut entwickelt gewesen sein. Ende des 13. Jahrhunderts führten drei Brüder – Berthold, Hademar und Ebran von Ernstbrunn – die Herrschaft. Ihre Nachfolge traten die Grafen von Schaumburg an. Da der letzte dieser Familie, Chunrad von Schaumberg, kinderlos war, setzte er die Grafen von Maissau als Erben ein, die 1353 bis 1430 die Herrschaft Ernstbrunn besaßen.

Während der Hussitenkriege wurde Otto IV. von Maissau (1404-1430) beim Hofgericht angeklagt: Er hätte den Herzog bei der Hussitenbekämpfung „nicht voll und ganz“ unterstützt und es unterlassen, seine Ansitze ausreichend zu befestigen. 1430 wurde er eingekerkert, seine Güter wurden konfisziert. Ernstbrunn fiel als herrenloses Gut an den Landesfürsten. Von diesem erwarb  Eberhard von Doß 1462 Ernstbrunn. Da Eberhards Sohn 1480 kinderlos starb, fiel die Herrschaft wieder an den Landesfürsten. 1499 kam Ernstbrunn durch einen Gütertausch an die Herren von Ebersdorf.

Unter Ferdinand I. erhielt Ernstbrunn 1533 Marktrecht und Wappen verliehen. Mit dem Tod Sigismunds von Ebersdorf-Thierstein starb das Geschlecht 1556 aus. Sein Grabstein steht heute noch in der Feliciankapelle. Wiederum fiel der Markt an den Landesfürsten. Danach folgte ein oftmaliger Besitzerwechsel, bis 1592 Joachim von Sinzendorf die Herrschaft kaufte. Als Protestant überfiel er 1596 gemeinsam mit gleichgesinnten Bauern den Pfarrer von Oberleis. Um 1610 wurden die Reliquien der Ernstbrunner Pfarrkirche zerstört. Während der Pestepidemie 1713 starben 23 Menschen. Verheerendere Folgen hatte die vom preußischen Heer 1866 eingeschleppte Cholera: Sie forderte in Ernstbrunn 140 Opfer; im benachbarten Steinbach waren es 45. Ein Gedenkstein erinnert noch heute an das Ereignis. Um 1880 verlegte man die erste Wasserleitung im Markt; die Tonrohre wurden um 1900 durch Gussrohre ersetzt. 1904 erfolgte die Eröffnung der Lokalbahn Ernstbrunn-Korneuburg. 1906 wurde die Strecke nach Mistelbach verlängert. Anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Joseph I. wurde 1908 nach einjähriger Bauzeit die Kaiser-Jubiläumsschule fertiggestellt. 1911 begann die Elektrifizierung; den Strom erzeugte ein gemeindeeigener Generator. Im Zweiten Weltkrieg war Ernstbrunn am 31. Jänner 1945 Ziel eines schweren Bombenangriffs: die US-Army warf 200 Bomben ab; es gab 15 Tote. In den letzten Tagen des Krieges gab es weitere Angriffe; dabei mussten 21 Menschen ihr Leben lassen.