Groß-Schweinbarth


Gemeinde Groß-Schweinbarth

Ortsgeschichte

Im Weidenbachtal an den Ausläufern des Weinviertler Hügellandes liegt die Marktgemeinde Groß-Schweinbarth. Schweickhardt in seiner „Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens“ beschrieb die Lage des Ortes als „ungemein schön und ländlich, denn auf der einen Seite, einer mäßigen Anhöhe, ist der Pfarrhof und die Schule, und in der Mitte über beide erhöht, die Pfarrkirche gelegen. Hinter dieser Anhöhe erheben sich Aecker, Weingärten, Föhren- und Eichenwälder bis zu dem angränzenden Hohenleitenwald.“

Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Klosterneuburger Traditionscodex zum Jahr 1120 (oder etwas früher): Ein Wernhard schenkte gemeinsam mit seiner Gemahlin Sigela dem Stift einen Weingarten zu sweinwart. In der Folge finden sich in Klosterneuburger Urkunden des 13. Jahrhunderts wiederholt Schenkungen von Weingärten in sweinwart. Der örtliche Adel taucht in Stiftungsurkunden als Zeugen oder als Stifter auf. So stiftete vielleicht um 1200 ein Albert dem Stift Klosterneuburg ein Lehen in sweinwart, das zuvor ein Wernhart innehatte. 1285 verkaufte ein Wernhard von Sweinwart dem Stift Admont ein Gut zu Krennstetten in Niederösterreich. Der Name sweinhart lässt sich als Warte auf Wildschweine interpretieren. Auf der ältesten Landkarte Niederösterreichs (1550) wird der Ort als Schweinburg bezeichnet.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war Schweinbarth ein Lehen der Burggrafen von Nürnberg und des Landesfürsten. Laut einer als Abschrift erhaltenen Urkunde verlieh 1382 Herzog Albrecht III. Nizzo von Kuenring das Recht, an jedem Freitag einen Wochenmarkt in Schweinbarth abzuhalten. 1375 übertrag Nizzo von Kuenring seiner Gemahlin Margaretha von Pottendorf die Burg, den Markt und Gericht zu Schweinbarth mit Zustimmung des Burggrafen von Nürnberg. Das im 15. Jahrhundert für die Herrschaft Seefeld niedergeschriebene Banntaiding weist die Kuenringer als Inhaber des Todgerichts, des Banntaidings, des Jagdrechtes und aller Viehweiden auf den Gründen des Marktes aus. Ihnen gehörten weiters die Maut- und Zolleinkünfte, die Brunnen und Wasserläufe, die Fischweid, der Wochenmarkt, die Fleischbänke, der Weidpfennig und die Mietstätte. Am 24. April 1589 verlieh Ulrich Graf zu Hardegg als Lehensträger des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg Johann Ladislaus von Kuenring den Markt Schweinbarth mit Todgericht und Banntaiding. Dessen Witwe verkaufte 1596/7 die Herrschaft Seefeld und Schweinbarth an den Freiherrn Wilhelm von Schönkirchen. Zu dieser Zeit war das Schloss aber bereits verfallen, wie eine Untersuchungskommission 1590 berichtete.

Schließlich kam der Markt 1658 in den Besitz der Grafen Abensperg und Traun. Sie ließen das frühbarocke Schloss erbauen, das der Vischer-Stich von 1672 zeigt. Aufgrund der Marktprivilegien wurden zwei Jahrmärkte abgehalten, der eine am dritten Fastenmontag und der zweite am Pfingstdienstag. An den vorangehenden Samstagen fand jeweils ein Pferdemarkt statt. 1702 stiftete Margaretha Gräfin von Strattmann im Ort ein Spital für drei männliche und drei weibliche Notleidende. Der Stiftsbrief regelte im Detail Kleidung und Ernährung der Insassen. Die Stiftung bestand bis zum Jahr 1934.

Nachdem 1721 durch einen Blitzschlag Teile der alten Kirche abgebrannt waren, begann man in den Jahren 1734/35 mit dem Neubau der erhöht im Westen des Ortes gelegenen Kirche. Ihr Vorgängerbau hatte in der Vergangenheit oft als Zufluchtsstätte gedient, nicht nur für die Bevölkerung. 1460 hatte sich hier Gamerith Fronauer während seiner Fehde mit Kaiser Friedrich III. mit seinem Gefolge verschanzt. Die kaiserlichen Truppen mussten nach dreiwöchiger Belagerung erfolglos abziehen. Schweinbarth war seit 1560 Pfarre. Die Weihe des Neubaus fand am 1. März 1736 statt. Die Ausstattung erfolgte zum Teil erst im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Seit dem 17. Jahrhundert finden sich Belege für die Tätigkeit von Schulmeistern. Wohl schon um 1700 existierte an der Stelle der heutigen Schule ein altes Schulhaus, um 1780 „eine elende Hütte, die nur aus einem Wohn- und einem Lehrzimmer bestand, welch letzteres zugleich auch Schlafzimmer war.“ Auf Betreiben des damaligen Pfarrers Resner wurde der Bau 1781 um ein Lehrzimmer und ein Stockwerk erweitert. 1791 erfolgte ein weiterer Ausbau. Da trotz der Um- und Zubauten der Bauzustand alles andere als erfreulich war, wurde 1813 der Neubau eines Schulgebäudes genehmigt.

Zur Zeit Schweickhardts (um 1830) umfasste der Ort 188 Häuser, in denen 258 Familien lebten. Der Viehbestand belief sich auf 69 Pferde, 212 Kühe, 280 Schafe, 20 Ziegen und „eine ziemliche Zahl Schweine. Neben den üblichen Gewerben gab es im Ort 1835 einen Chirurgen und eine geprüfte Hebamme.

Im Zuge der Dezentralisierung der Landessammlungen Niederösterreich wurde am 5. Juni 1985 im ehemaligen Meierhof des Schlosses das Niederösterreichische Museum für Volkskultur als Außenstelle des Niederösterreichischen Landesmuseums, damals noch in der Herrengasse in Wien, eröffnet. Den Meierhof hatte die Gemeinde Groß-Schweinbarth 1979 angekauft. Das Internationale Hirtenmuseum, Sammlung Emil H. Krischke, ergänzte die niederösterreichischen Bestände. Ergänzt wurde die Dauerausstellung durch jährliche Wechselausstellungen. 1998 erfolgte eine Neuaufstellung. Ab 2001 wurde die Dauerausstellung „Die Bernsteinstraße im Weinviertel“ eingerichtet. 2011 erfolgte die Schließung der Außenstelle. Heute dient der Meierhof als Veranstaltungsort.

Mit Bescheid vom 21. März 1972 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde Groß-Schweinbarth ein Wappen: In einem roten Schild auf einem goldenen Hügel ein silberner, zinnenbekrönter gequaderter Wachtturm, vor dem ein schreitender schwarzer silbern bewehrter Eber steht und der von zwei goldenen, mit einer ebensolchen Traube behangenen Rebstöcken begleitet wird. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Rot-Weiß-Gold wurden genehmigt. Groß-Schweinbarth ist seit 2016 Station am „Franziskusweg Weinviertel“, ein 135 Kilometer langer Pilgerweg, der 26 Orte im südlichen Weinviertel verbindet.