Ortsgeschichte
Nur wenige Kilometer südlich von Hollabrunn liegt das Gemeindegebiet von Großstelzendorf, seit 1971 eine Katastralgemeinde der Großgemeinde Göllersdorf. Der Ortsname, den erstmals ein Eintrag um 1180/90 in den Traditionsnotizen des Klosters Raitenhaslach überliefert, verweist auf Stelzenmacher bzw. Stelzengeher.
Gefäßscherben und Hügelgräber in der Umgebung bezeugen eine Besiedlung des Gebietes seit dem frühen Mittelneolithikum. Während des Mittelalters waren zahlreiche geistliche Herrschaften in Stelzendorf begütert, so das Augustiner-Chorherrenstift St. Pölten, das Hochstift Passau, das Zisterzienserstift Zwettl, der Johanniterkonvent zu Mailberg, das Schottenkloster zu Wien, das Zisterzienserinnenkloster St. Bernhard (Bezirk Horn), die Pfarrkirchen von Litschau und Burgschleinitz. Auch die Grafen von Hardegg besaßen einige Gülten im Ort, die sie lehensweise vergaben. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bezog auch die Herrschaft Guntersdorf einen Teil ihrer Einkünfte aus Großstelzendorf. Der Grundbesitz blieb stark zersplittert: So besaß im ausgehenden 16. Jahrhundert der Herr von Schaffenberg (Groß) 21 Häuser, Ferdinand Volkra (Steinabrunn) neun, Hans Christoph Puchheim (Göllersdorf) zwölf, Andreas Teufel (Guntersdorf) zehn usw. Bann und Gericht lagen zunächst bei der Herrschaft Guntersdorf, dann beim Landgericht Eggenburg und ab dem 18. Jahrhundert beim Landgericht Sonnberg, das in Besitz der Familie Schönborn-Puchheim war.
Wie viele andere Kirchen im Weinviertel war die dem hl. Andreas geweihte Kirche in Stelzendorf eine Gründung der Pfarre St. Agatha in Hausleiten. Bis ins frühe 14. Jahrhundert gehörte sie als Filiale zu ihrer Mutterpfarre. 1316 erfolgte erstmals die Nennung eines Pfarrers (in stelzerndorff dominus Nycolaus plebanus), ab 1333 dann kontinuierlich. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zunächst eine bischöflich-passauische Lehenspfarre war die Pfarre auch unter den folgenden weltlichen Grundherren stets schlecht dotiert. In der Reformationszeit unterstützten die Roggendorfer als ehemalige Vögte der Pfarre den Protestantismus. Um 1650 hatte sich endlich die Rekatholisierung durchgesetzt. Eine Pfarre wurde in Stelzendorf erst 1694 wieder eingerichtet. Ab 1735 erfolgte der Um- bzw. Neubau der in der Ortsmitte auf einer Platzerweiterung liegenden Pfarrkirche. Die Pläne dafür werden Lucas von Hildebrandt zugeschrieben, der für die Barockisierung der Schönbornschen Patronatspfarren verantwortlich zeichnete. Der Bau war 1737 abgeschlossen. Die Altarblätter schuf der in Wien tätige, aus Schwaben stammende Maler Anton Hertzog (um 1691/1692–1740). Zumindest seit 1544 gab es in Stelzendorf eine Schule, die das Visitationsprotokoll von 1544 anführte.
Der Topographische Landschematismus von 1796 verzeichnete für (Groß)Stelzendorf 75 Häuser, die den Herrschaften Sonnberg, Ma(i)lberg, Grafenegg und Schönborn unterstanden. Das Landgericht und die Ortsobrigkeit übte die Herrschaft Sonnberg aus. Schweickhardt beschreibt den Ort in seiner Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens von 1835 als Dorf mit 81 Häusern. In diesen lebten 112 Familien mit 212 männlichen, 243 weiblichen Personen und 80 schulfähigen Kindern. Der Viehbestand belief sich auf 28 Pferde, 73 Kühe, 54 Schafe, 20 Ziegen und 60 Schweinen. Im Dorf waren ein Bäcker, Fleischer, Schmied, Schneider, Schuster und vier Wirte ansässig. Die Bauern lebten vom Körner- und Weinbau. Durch das Dorf führte die Poststraße von Wien nach Prag. Nach Aufhebung der Grundherrschaft wurde Großstelzendorf eine eigenständige Gemeinde, deren Einwohnerzahl sich 1854 auf 526 Personen belief. Auf Basis der Niederösterreichischen Gesetze zur Gemeindestrukturverbesserung vereinigte sich 1967 Großstelzendorf zunächst mit der Katastralgemeinde Furth. 1972 schließlich schloss sich Großstelzendorf dann der Großgemeinde Göllersdorf an.