Grünbach am Schneeberg


Gemeinde Grünbach am Schneeberg

Ortsgeschichte

An der Straße von Wiener Neustadt nach Puchberg am Schneeberg liegt die Marktgemeinde Grünbach am Schneeberg. Die Gemeinde besteht heute aus den Katastralgemeinden Grünbach am Schneeberg und Neusiedl am Walde. Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren zwei Ortsnamen für die Gemeinde nebeneinander gebräuchlich: Gumplaha (mhd. gumpelen: hüpfen, tänzeln; ahd. aha: Fließgewässer) und Gruenbach. Die beiden Namen kommen nebeneinander in schriftlichen Quellen seit dem 12. Jahrhundert vor.   

Besiedlungsspuren finden sich seit der Kupfersteinzeit (Fundstelle „Hausstein“: Keramikreste, etwa 2.700 v. Chr.). Auf dem Plateau des „Gelände“, des nordwestlich gelegenen Hausberges von Grünbach, bestanden in der ausgehenden Bronzezeit zahlreiche Kupferschmelzplätze. Funde auf dem „Hausstein“, dem felsigen westlichen Ausläufer des „Geländes“ lassen einen Adelssitz aus dem frühen 11. Jahrhundert vermuten. Das Fundmaterial stellt eine Mischung von östlichen und westlichen Elementen dar. Die frühe Entstehung einer Burganlage erklären Historiker durch die Lage an einem Altweg, der vom Wiener Neustädter Becken in den inneralpinen Raum um Mariazell führte. Auf die Namen der frühen Inhaber finden sich in den Schriftquellen keine Hinweise.

Im 12. Jahrhundert gingen aus der Adelsherrschaft vier kleine Herrschaften hervor: Stolzenwörth und Schrattenstein (1182), Gumplaha/Grünbach (Altmann de Grunebach, 1140 – Heinrich de Gumplaha, 1170) und Höflein (1249). Als Rodungsherrschaft nimmt man beim derzeitigen Stand der Forschung die „Wulfinge“ an, die späteren Stubenberger. Aus dem Besitz der Stubenberger ging die Herrschaft Grünbach später an die Herrschaft Seebenstein über.

Die älteste erhaltene Urkunde, in der eine Kirche zu Grünbach erwähnt wird, stammt vom 13. Dezember 1347: Ein Martinus plebanus (Weltpriester) von Gumplach zeichnete als Zeuge. Der ursprüngliche Bau der dem hl. Michael geweihten Saalkirche dürfte in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sein. 1444 gründete Kaiser Friedrich III. zu Wiener Neustadt ein weltliches Chorherrenstift St. Ulrich. Das Kapitel erhielt seinen Sitz auf der landesfürstlichen Burg, als Gotteshaus diente die Corpus Christi-Burgkapelle. Zu den Besitzungen gehörten die Pfarren bzw. Vikariate Weikersdorf, St. Egydien, Grünbach, Puchberg, Piesting, Untereggendorf und Fischau. So wie nahezu alle Pfarren im südöstlichen Niederösterreich unterstand Grünbach bis 1783 als Teil des „Neustädter Distrikts“ der Erzdiözese Salzburg.

Während der Osmanenstürme wurde die Gegend schwer in Mitleidenschaft gezogen; 1532 und 1683 wurden Kirche und Pfarrhof stark beschädigt. Erst 1747 (Inschrift auf dem Triumphbogen, heute nicht mehr vorhanden) war die Kirche wiederhergestellt. Im selben Jahr errichtete Anton Krenn eine Klause bei Grünbach und lebte dort als Einsiedler. Der in Marbach an der Donau geborene Anton Krenn war 1738 dem Dritten Orden der Franziskaner beigetreten. Bei dem alle drei Jahre stattfindenden Kapitel der steirischen Eremitenkongregation vertrat er mehrfach den Wiener Neustädter Distrikt. Die Erlebnisse auf seinen Pilgerreisen, die ihm nach Rom, Santiago di Compostela, zum Heiligen Berg Alverna und ins Heilige Land führten, hielt er schriftlich fest (Hierosolimitanische Reiss eines Pilgers so ao 1756 nach Jerusalem, Bethlehem und Nazaret durchreiset und vom Frater Antonio Krenn des h. 3. Ordens st. Francisci Eremit aus Oesterreich gesehen worden). Kaiser Joseph II. verbot zwar 1782 die Einsiedeleien, Anton Krenn lebte aber bis zu seinem Tod 1791 weiter unbehelligt in seiner Klause. Durch die kirchlichen Reformen Joseph II. gehörte die Pfarre Grünbach ab 1785 zur Erzdiözese Wien.

Laut Gedenkbucheintrag aus dem Jahr 1829 gehörten zur Pfarre Grünbach die Dörfer/Weiler Neusiedl, Ober- und Unter-Höflein, Greith, Schrattenbach, Hornungsthal, Rosenthal, Im Thal, Gutenmann, Obersberg, Ratzenberg, Auf der Klaus, Lanzing, Miesenbach und Grünbach. Die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts erhaltenen Berichte der Pfarrer künden von der Armut der Pfarre und ihrer Pfarrkinder. Ähnliches lässt sich aus der Beschreibung des Dorfes bei Schweickhardt („Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens“) ablesen: Im Dorf standen 28 Häuser, in denen 48 Familien lebten. Der Viehbestand belief sich auf 8 Pferde, 44 Ochsen, 55 Kühe, 101 Schafen, 17 Ziegen und 49 Schweinen. Die „Waldbauern mit mittelmäßiger Bestiftung“ betrieben Ackerbau und besaßen kleine Obst- und Weingärten. Sie stellten Holzkohle her und gruben schon damals nach Steinkohle. Holz- und Steinkohle verkauften sie nach Wien. Zur Zeit Schweickhardts hatte der Gewerke Carl Wanderl einige Schächte beim „Kogelbauer“ gemietet und förderte dort Steinkohle. Weitere Bergwerke entstanden bei Lanzing und am Ratzenberg. Beide gehörten der k.k. privilegierten Zucker-Raffinerie in Wiener Neustadt. 1831 feierten die Bergleute mit dem Pfarrer zum ersten Mal ihre Schutzpatronin, die hl. Barbara.

Ab 1837 trat Alois Miesbach als Gewerke auf. Zunächst fuhr er das Josefi-Grubenfeld auf. In der Folge erwarb er auch andere Grubenfelder. Die Kohle aus den Revieren benötigte er zur Befeuerung seiner Ziegelöfen in Inzersdorf. Die Kohle wurde mit Fuhrwerken auf der noch unausgebauten Straße nach Wiener Neustadt transportiert und dann weiter auf dem Wiener Neustädter Kanal. 1840 beschloss man endlich den Bau einer „Commerzialstraße“ von Wiener Neustadt über Grünbach nach Puchberg am Schneeberg. 1846 war sie fertiggestellt.

Sein Neffe Heinrich Drasche erbte 1857 den Besitz. Bis 1879 hatte er sich in den Besitz aller Grubenfelder in Grünbach und Umgebung gebracht. Schon 1845 hatte man mit dem Richardschacht den ersten Schacht angelegt. Fünf Jahre später folgte der Segen Gottes Schacht.  Betriebsgebäude entstanden – ein Mannschaftsbad, Kanzleien, Werkstätten und eine Werksschule. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die hölzernen Fördertürme durch eiserne ersetzt. Der Neuschacht (auch Schacht Klaus) wurde 1919 angelegt. Ab 1922 wurde um den eisernen Förderturm des Segen Gottes Schachts ein Eisenbetonförderturm errichtet, der erste Eisenspannbetonturm Europas. Eine wichtige Verkehrserschließung erfolgte ab Sommer 1896 mit dem Bau der Eisenbahn von Wiener Neustadt bis Puchberg und weiter als Zahnradbahn auf den Schneeberg. Bereits im Oktober desselben Jahres fuhr die erste Lokomotive in Grünbach ein. Die Bahn diente auch dem Güterverkehr. Daneben war sie ein wichtiges Instrument für den beginnenden Fremdenverkehr. Sie brachte Bergsteiger und Touristen nach Grünbach. Schutzhütten und Pensionen wurden gebaut.

Das Steinkohlenrevier kam 1915 in den Besitz der Union Fa. Schoeller und Co. sowie der Hirtenberger Patronenfabrik. In den 20er und 30er Jahren kam es zu einigen Streiks der Bergarbeiter. 1939 erwarb der reichsdeutsche Mayer das Aktienkapital der „Sirius-Grünbach Aktiengesellschaft für Industrie und Steinkohlebergbau“. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs lag Grünbach drei Wochen mitten im Kampfgebiet. Die Betriebsanlagen kamen mit glimpflichen Schäden davon. Bereits Anfang Juli 1945 konnte wieder Kohle gefördert werden. Als deutsches Eigentum übernahm die sowjetrussische Besatzungsmacht die Verwaltung und Ausbeutung der Kohlevorkommen. Nach dem Abzug der Besatzungsmächte 1955 wurde der Bergbau verstaatlicht. Ende der 50er Jahre arbeiteten noch 1.200 Beschäftigte in dem Betrieb der Österreichisch Alpin-Montan-Gesellschaft. Infolge von Absatzschwierigkeiten musste der Abbau 1965 eingestellt werden. Um den Fremdenverkehr anzukurbeln, wurde 1965 eine Doppelsesselbahn auf die Hohe Wand errichtet (1994 eingestellt). Am 28. Juni 1961 beschloss der Landtag von Niederösterreich die Erhebung der Gemeinde Grünbach am Schneeberg zur Marktgemeinde. Das Gemeindewappen erinnert an die Bedeutung des Bergbaus: Es zeigt auf schwarzem Schild ein weißes Viereck, das den Schneeberg symbolisiert, einen grünen Fluss sowie Hammer und Schlögl als Symbol für den Bergbau. Am 26. Jänner 1993 beschloss die NÖ Landesregierung die Trennung der Marktgemeinde Grünbach am Schneeberg in zwei Gemeinden: in Grünbach am Schneeberg und Höflein an der Hohen Wand.

Heute ist Grünbach Schulstandort mit einer Neuen Mittelschule, verfügt über Kindergarten, Bankfilialen, Supermarkt, Handwerksbetriebe, Ärzte, Gasthaus und allen sonstigen wichtigen kommunalen Einrichtungen.