Haunoldstein


Gemeinde Haunoldstein

Ortsgeschichte

Westlich von St. Pölten an den Südausläufern des Dunkelsteinerwaldes liegt die Gemeinde Haunoldstein im Pielachtal. Heute besteht sie aus den sieben Orten Eibelsau, Eidletzberg, Groß Sierning, Haunoldstein, Osterburg, Pielachhäuser und Pottschollach.

Streufunde belegen eine Besiedlung der Region bereits seit der Jungsteinzeit. Nennungen des Ortes finden sich ab der Mitte des 12. Jahrhunderts. Die erste Erwähnung fand der Ort in einer Bulle Papst Alexander III. Besitzungen des Chorherrenstiftes St. Pölten betreffend. Im Urkundenbuch desselben Stiftes wird der Ort 1235 Hunoldstain genannt. Eine Mühle in Havnoltstein wird 1257 in einer Urkunde angeführt, mit der Ottokar II. Přemysl die Besitzungen des Stiftes Lilienfeld bestätigte. Zunächst war das Stift in St. Pölten der Grundherr, hatte für die Erhaltung der Kirche zu sorgen und konnte den Pfarrer bestellen. 1367 übertrug es diese Rechte an die Herren der nördlich von Haunoldstein gelegenen Osterburg.

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts dürfte diese Anlage entstanden sein. 1209 verstarb dort Friedrich V. von Peilstein, der die Burg als freies Eigen besaß. In der Folge waren hier Gefolgsleute der Familie Häusler ansässig. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erbten die Tursen von Tiernstein den Besitz. Auf sie folgten 1489 die Brüder Prüschenk und 1514 die Familie Geyer. Sie erwarben 1584 vom Landesfürst ein Landgericht für die Osterburg. Der auf der Osterburg beheimatete Zweig der Familie Geyer blieb in der Reformationszeit katholisch und wurde daher 1650 in den Freiherrenstand erhoben. Sie nannten sich nun Geyer von Geyersperg auf Osterburg. Erdrückende Schuldenlast zwang sie zum Verkauf. Nach Horatius Buccellini Freiherr von Reichenberg gelangte die Osterburg schließlich 1668 in den Besitz der Grafen Montecuccoli (bis 1983), den Herren der in der Nachbarschaft gelegenen Burg Hohenegg. In der Folge verfiel die Burg, da das Herrschaftszentrum auf Hohenegg bzw. Mitterau verblieb.

Das Schicksal des Ortes war eng mit den Besitzern der Herrschaft Osterburg verbunden. Sie waren als Patronatsherren der Pfarre auch für die seit dem 16. Jahrhundert bestehende Schule verantwortlich. Die weithin sichtbare, vermutlich als Wehrkirche konzipierte Pfarrkirche stellt im Kern eine gotische Saalkirche dar. Der Turm und das Langhausgewölbe entstanden um 1580. In der Gruft befand sich die Begräbnisstätte der Geyer auf Osterburg. Um den Ausbau der Kirche zu finanzieren, wurden 1745 die Kupfersärge der Geyer verkauft. So konnte das westliche Langhausjoch und der heutige Chor errichtet werden. Die Ausstattung stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Während der osmanischen Einfälle 1529/32 und 1683 hatte der Ort unter den Akindschis – osmanische Streitscharen – zu leiden. 1731 wurde die Post- und Reichsstraße errichtet. Durch die Lage an der wichtigsten West-Ost-Verbindung war das Gebiet um Haunoldstein immer wieder von durchziehenden Truppen in Mitleidenschaft gezogen, so 1741 während des Österreichischen Erbfolgekrieges oder 1809 durch napoleonische Soldaten. Da die 1731 errichtete Post- und Reichsstraße südlich von Haunoldstein durch Großsierning verlief, entstand dort eine Poststation. Großsierning entwickelte sich in der Folge zum Hauptort. Heute sind die beiden Orte nahezu zusammengewachsen.

Schweickhardt beschrieb um 1837 Haunoldstein als Dorf mit 15 Häusern, in denen 16 Familien lebten. Der Viehbestand belief sich auf 7 Pferde, 12 Ochsen, 40 Kühe, 100 Schafe und 36 Schweine. Die Bauern bauten auf den Feldern Weizen, Korn, Gerste und Hafer an, züchteten Vieh und verkauften ihre Waren in St. Pölten. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft entstand die Gemeinde Haunoldstein. Mit dem Bau der „k.k. privilegierten Kaiserin Elisabeth-Bahn“ erhielt Großsierning eine Haltestelle. Das k.k. Postamt öffnete 1894 seine Pforten, 1913 erfolgte sein Ausbau zum Telegraphenamt. An Stelle der 1849 errichteten „Bründlkapelle“ in Großsierning wurde 1913 ein neugotischer Bau errichtet. Die Wasserkraft der Sierning und der Pielach nützten schon seit alters her Mühlen. Seit 1910 versorgte ein Kleinkraftwerk die in Eibelsau angesiedelte Pappenfabrik mit Strom. Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte erst 1938. Mit der Zunahme der Angriffe durch alliierte Bomberverbände ab 1944 kam es auch hier zu Bombenabwürfen und Tieffliegerangriffen. Ziele waren u.a. der 1938 eröffnete Militärflughafen in Markersdorf und die Bahnstrecke. In den letzten Kriegstagen wurden eine Funkmeldestelle auf dem Sierninger Berg errichtet sowie Lager für Kriegsmaterial in Gebäuden der Gemeinde untergebracht. Am 7. Mai 1945 sprengten SS-Einheiten die Straßen- und Bahnbrücke. Einen Tag später marschierten russische Truppen im Gemeindegebiet ein.  

Die Jahre nach Kriegsende waren dem Wiederaufbau und der Verbesserung der Infrastruktur gewidmet (Kanalisierung, Ortswasserleitung). Ein wichtiger Schritt war die Regulierung des Sierningbaches, der in der Vergangenheit gemeinsam mit der Pielach immer wieder schwere Überschwemmungen verursacht hatte. 1974 konnte der Landeskindergarten eröffnet werden; 1981 wurde mit dem Bau der neuen Volksschule begonnen. Erst anlässlich ihrer Eröffnung 1983 erlosch  das Patronatsrecht der Montecuccoli über die Schule. Mit Bescheid vom 28. März 1983 verlieh die NÖ Landesregierung der Gemeinde Haunoldstein ein Wappen: Ein durch eine silberne gestürzte Deichsel geteilter blauer Schild, der im ersten und dritten Feld mit drei von einer Hand gehaltenen Ähren, dem Deichselarm unterschoben, und im zweiten Feld mit einem rotbezungten, bewehrten goldenen Panther belegt ist. Die vom Gemeinderat der Gemeinde Haunoldstein festgesetzten Gemeindefarben Blau-Weiß-Gelb wurden genehmigt. Die Hände symbolisieren die Arbeit der Bevölkerung, die Ähren die landwirtschaftliche Ausrichtung, die Deichsel die Flüsse Pielach und Sierning. Der Panther wurde dem Wappen der Grafen von Peilstein entnommen.

In den 90er Jahren wurden Kanalisation und Wasserversorgung weiter ausgebaut und ein zweiter Kindergarten in der alten Volksschule eröffnet. Die Gemeinde Haunoldstein entwickelte sich zu einem beliebten Siedlungsgebiet. Neues Bauland wurde erschlossen. Eine neue Brücke über die Pielach wurde 2004 ihrer Bestimmung übergeben. Zwei Fernheizwerke gingen 2006 bzw. 2010 in Betrieb. Investitionen wurden im Bereich des Hochwasserschutzes getätigt. Weitere Fernheizwerke folgten 2015. 2018 schließlich wurde das neue Gemeindehaus eröffnet.