Hohe Wand


Gemeinde Hohe Wand

Ortsgeschichte

Seit der Jungsteinzeit (5000 v. Chr.) war die fruchtbare Gegend besiedelt. Die historische Entwicklung wird anschaulich durch die im „Alpin- und Heimatmuseum“ ausgestellten Funde dokumentiert. Zwei Goldscheiben aus der Kupferzeit (3900–3300 v. Chr.) wurden bei Stollhof gefunden und zählen zu den ältesten Goldfunden Österreichs. Ein reich verzierter Vollgriffdolch sowie diverse Armringe stammen aus Maiersdorf (mittlere Bronzezeit, 1500-1200 v. Chr.), weitere Fundgegenstände aus der Umgebung werden in die Eisenzeit und Hallstattzeit datiert, eine Silberfibel in die Römerzeit.

Nach der Völkerwanderungszeit setzte im 10./11. Jahrhundert von Bayern ausgehend eine groß angelegte Kolonisierungsphase. Im Grenzgebiet zu Ungarn wurden neue Siedlungen angelegt oder bereits bestehende Ortschaften ausgebaut. So taucht Maiersdorf erstmalig 1128 in der Stiftungsurkunde des Klosters Rein auf; 1249 wird Hermann von Stalhoven (=Stollhof) in einer Urkunde als Zeuge genannt.

Die ab 1140 erichtete Burg Starhemberg (ab 1140) sorgte für den erforderlichen Schutz. Sie diente bei Gefahr als Zufluchtsort für die Bevölkerung. Friedrich II. der Streitbaren, der letzte Babenberger ließ die Burg weiter ausbauen und neu befestigen. Bei den beiden Invasionen osmanischer Heerscharen 1529 und 1683 konnten sich viele Menschen in die Burg retten. Andere verschanzten sich in der massiven Wehrkirche von Maiersdorf oder versteckten sich in Höhlen der Hohen Wand. Viele starben trotzdem durch Lebensmittelknappheit und den schlechten hygienischen Bedingungen.

Die weithin sichtbare Wehrkirche von Maiersdorf  wird 1379 urkundlich als Filiale von Muthmannsdorf erwähnt. Bis 1662 übte das Stift Seckau das Patronat aus. Dann gin es an das Stift  Neukloster in Wiener Neustadt über. Bis 1783 gehörte Maiersdorf (mit Netting und Zweiersdorf) zur Pfarre Muthmannsdorf. Durch die josephinische Pfarrreform wurde sie selbständig.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lagerten französische Truppenteile in Wiener Neustadt und plünderten die Umgebung. In diesen Jahren wurde Herrschaftswald auf der Hohen Wand an die Bauern in Maiersdorf und Dürnbach verkauft. Für die bäuerliche Bevölkerung bildeten Pecherei, Köhlerei und Kalkbrennerei einen wichtigen Nebenerwerb. Steinkohle wurde am Fuße der Hohen Wand zwischen Dreistetten und Grünbach abgebaut. Nach der Abschaffung der Grundherrschaft 1848 musste die Verwaltung der Gemeinden neu organisiert werden: 1854 bildete Maiersdorf mit Netting eine eigene Gemeinde. 1879 trennten sich die Stollhof und Gaaden von Muthmannsdorf und Dreistetten und bildeten ebenfalls eine eigene Gemeinde. Emmerberg kam 1881 an die Gemeinde Winzendorf. Erste Schulen entstanden 1855 in Maiersdorf und 1880 in Stollhof. Mit der Eröffnung der Schneebergbahn im April 1897 wurde ein wichtiger Impuls für die touristische Belebung der Region gesetzt. Ein weiterer erfolgte 1932 mit der Eröffnung der Hohe-Wand-Straße. Am Abhang der Hohe Wand wurde 1934–35 nach Plänen von Robert Kramreiter die Engelbertkirche mit der Dr.-Dollfuss-Gedächtnisstätte errichtet.

Während des Zweiten Weltkrieges entging das bewohnte Gemeindegebiet dem US-Bombenhagel, nur Felder wurden verwüstet. Gegen Kriegsende verlief hier die Front. Die russische Besatzung setzte der Bevölkerung massiv zu. Als sich das Leben nach dem Krieg normalisierte, wurden größere kommunale Projekte in Angriff genommen wie die Modernisierung der Strom- und Wasserversorgung. In den Jahren 1964 bis 1967 wurde die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Maiersdorf renoviert und erweitert. Dabei wurde die bemerkenswerte hölzerne Seitenempore zerstört.  

Die markante Felsformation „Hohe Wand“, die den Übergang vom östlichen Alpenrand zum Wiener Becken und der pannonischen Region markiert, und die Hutweide Maiersdorf, eine der letzten in Niederösterreich, wurden 1969 zum „Naturpark Hohe Wand“ erklärt. Im selben Jahr wurde eine Gedächtnisstätte für Lilly Wildgans, die Witwe des Dichters Anton Wildgans errichtet. Heute bieten Aussichtsturm und Skywalk, Alpengarten, Tiergehege und Waldlehrpfad ein breites touristisches Angebot. 1971 vereinigten sich die Gemeinden Maiersdorf und Stollhof zur neuen Gemeinde „Hohe Wand“. Zu ihr gehören die Katastralgemeinden Gaaden, Maierdorf, Netting und Stollhof. Mit Bescheid vom 14. August 1984 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: Über einem grünen Schildesfuß ein gespaltener Schild, vorne in Blau eine silberne Wehrkirche, hinten in Gold ein schwarzer Stolleneingang, über dem Schlegel und Eisen schweben, und der im Schildeshaupt von einem silbernen Flachbogen zeigender Balken überhöht wird. Die vom Gemeinderat fest­gesetzten Gemeindefarben Blau-Gelb-Grün wurden genehmigt.