Klein-Pöchlarn


Gemeinde Klein-Pöchlarn

Ortsgeschichte

Am linksseitigen Donauufer schräg gegenüber der Stadt Pöchlarn liegt der Markt Klein-Pöchlarn. Erste Besiedelungen sind für die Jungsteinzeit (Fund von zwei Pfeilspitzen aus Feuerstein) und Bronezeit (18 Bronzeringe beim Bahnbau im Ziegelbachgraben gefunden) nachweisbar. Seit mittelneolithischer Zeit dürfte die Gegend bereits besiedelt gewesen sein. Für die Römerzeit nimmt man eine markomannische Siedlung an, während am anderen Ufer das Römerkastell Arelape (Pöchlarn) lag. Ob es auch einen römischen Vorposten gab, konnte nicht bewiesen werden.

Klein-Pöchlarn wird urkundlich erstmals 1284 erwähnt; zur Unterscheidung von (Groß-) Pöchlarn am anderen Donauufer wurde die Ansiedlung Bösen-, Mindern-, Alten- oder Neuen-Pechlarn genannt, obwohl es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zahlenmäßig an Häusern überlegen war. Die Herkunft des Ortsnamens ist umstritten; er könnte in Zusammenhang mit Pechsammlern oder Pechsiedern stehen.

Um 1100 gründete der Bischof von Regensburg in Pöchlarn eine Pfarre, die auch Klein-Pöchlarn miteinbezog. Etwa 250 Jahre später erhielt Klein-Pöchlarn eine Filialkirche, die ab etwa 1420 ständig einen Vikar vor Ort hatte, der von Pöchlarn her bestellt wurde. 1792 wurde die Pfarre Klein-Pöchlarn eigenständig. Die dem Hl. Othmar geweihte Kirche steht auf einer Terrasse im Nordosten des Marktes. Die über einem älteren Bau errichtete spätgotische Hallenkirche wurde 1517 vollendet. Chor und Turm sind älteren Datums.  

Seit dem 15. Jahrhundert beanspruchte Klein-Pöchlarn das Marktrecht, das um 1500 urkundlich belegt ist. Verwaltungstechnisch bildete Klein-Pöchlarn mit der Stadt Pöchlarn eine Gemeinde. Klein-Pöchlarn besaß aber einen eigenen Marktrichter und war im Rat der Stadt mit vier Bürgern vertreten. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft mit der anstehenden Neuorganisation der Verwaltung in Niederösterreich wurde Klein-Pöchlarn 1854 eine eigenständige Gemeinde.

Neben dem Weinbau, der bis ins 19. Jahrhundert einen wichtiger Erwerbszweig darstellte, waren es die reichen Ton- und Lehmvorkommen, die zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung beitrugen. Bereits 1329 wurde im Ort eine Tachentgrube erwähnt. Dank der Ton- und Graphitvorkommen blühte um 1500 bereits das Gewerbe der Schwarzhafnerei. Die Hafner führten ihre Waren bis nach Wien. Den Rohstoff Tonerde verhandelten Kaufleute per Schiff nach Wien, Pest und Belgrad gebracht. 1880 errichtete Bernhard Erndt eine Thonofen- und Thonwarenfabrik. Die Familie Erndt betrieb seit dem 18. Jahrhundert in Wien Hafnerwerkstätten, zu deren Auftraggebern das Herrscherhaus und der Adel zählten. 1858 entschloss sich Erndt die Erzeugung der Tonöfen und -waren von Wien nach Klein-Pöchlarn zu verlegen. Hier sollten sie industriell produziert werden. Der Transport nach Wien erfolgte kostengünstig auf dem Wasserweg. Zunächst wurden 1860 ein Brennhaus, ein Kapselpressengebäude und ein Magazin in der Nähe des Friedhofs errichtet. 1880 begann dann der Bau der Tonöfenfabrik bei der Mühle am Graben nördlich der Donauuferbahn: zunächst ein Brennhaus und Werkstättengebäude. 1896 wurden die Glasiermühle und 1898 der Glasierraum sowie Werkstätten- und Kanzleigebäude errichtet. 1919 erweiterte man den Betrieb durch Ankauf der benachbarten Ziegelei Ludwig Roth Söhne. ZU Beginn der 20er Jahren waren in den beiden Werken rund 200 Arbeiter angestellt. Sie produzierten Kachelöfen, Kachelware, Kamine, Stilöfen, Wandfliesen, Fußbodenplatten usw. Während der Wirtschafskrise kam es 1933 zu einer kurzfristigen Stilllegung. Nach dem „Anschluss“ wurde das Werk arisiert. Nach der Rückgabe an die Besitzer produzierte die Fabrik noch bis 1981. 1901 wurde eine Rollfähre errichtet. Mit dem Bau der Donauuferbahn erhielt Klein-Pöchlarn einen Anschluss ans Bahnnetz. 1909 wurde die Bahnstrecke Grein-Krems dem Verkehr übergeben.

Mit Bescheid vom 7. Mai 1996 verlieh die NÖ Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: In Blau über gewelltem silbernem Schildfuß, ein goldener Krug, begleitet rechts oben von einem silbernem Schlüssel mit linksgewendetem Bart, links oben von einem steigenden silbernen Fisch. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Weiß-Blau wurden genehmigt. Am 14. November 2001 wurde die Donaubrücke Pöchlarn eröffnet. Sie ersetzte die Motorfähre, die nach dem Bau des Kraftwerkes Melk die Rollfähre abgelöst hatte.