Leopoldsdorf im Marchfelde


Gemeinde Leopoldsdorf im Marchfelde

Ortsgeschichte

Mitten im Marchfeld liegt die Marktgemeinde Leopoldsdorf. Sie besteht heute aus den Katastralgemeinden Breitstetten und Leopoldsdorf im Marchfelde. Die Ansiedlung entstand m 13. Jahrhundert als kleines Wehrbauerndorf. Die erste urkundliche Nennung des Ortes geht 1246 auf den berühmten Minnesänger Tannhäuser zurück, der am Wiener Hof des Herzogs Friedrich II. des Streitbaren tätig war und Lehensbesitz in Leopoldsdorf im Marchfelde besaß: Liupoltsdorf was der zuo min, daz lit bi Luchse nahen, so heißt es im XIV. Spruchlied der Manessischen Liederhandschrift. 1373 schien ein Artolf von Leopoldsdorf in einer Urkunde als Zeuge auf.

Die Besitzer der Herrschaft Leopoldsdorf wechselten häufig. Zur Herrschaft gehörte auch das Patronat über die Kirche. Zentrum der Herrschaft war ein Ansitz, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als „Auhof“ bezeichnet. 1590 war Hans Freiherr von Weißpriach Besitzer des Gutes. Für 1592 wird Hans Caspar von Pirken genannt, ab 1635 die Freiherren von Weltz. 1645 wurde der Ansitz zerstört. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts fielen die Kuruzzen, ungarische Aufständische gegen die Habsburgerherrschaft, in die Ortschaften Breitstetten, Leopoldsdorf, Loimersdorf sowie Unter- und Obersiebenbrunn ein und trieben 8000 Stück Vieh bis an die March. Die Tiere konnten den rechtmäßigen Besitzern wieder zurückgegeben werden.  

Im Jahre 1734 wurde Leopoldsdorf Pfarre, die Herrschaftsinhaberin Esther Anna Freying von Ogilvy (geb. von Weltz) sicherte zwar einen Kirchenneubau zu, allerdings verzögerte sich dieser. 1759 erwarb Bernhard Dismas Kempfen von Angret die Herrschaft und ließ 1760 ließ ein neues Schloss in einem weitläufigen Park am Ufer des Rußbachs errichten, vielleicht an der Stelle des abgekommenen mittelalterlichen Ansitzes.  Im Jahr zuvor hatte Maria Theresia ihn in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Unter Freiherr von Kempfen kam es 1762 zur ersten Erweiterung von Leopoldsdorf: Für die Arbeiter seines Gutshofes errichtete er Häuser, die Siedlung Margarithendorf entstand, benannt nach seiner Ehefrau Anna Margaretha von Sardagna. Als französische Landvermesser während der napoleonischen Kriege diesen neuen Ort nicht in ihren Karten finden konnten, benannten sie ihn kurzerhand in Kämpfendorf (später Kempfendorf) um.

Bernhard Dismas von Kempfen starb 1764 kinderlos. Seine Witwe sorgte in der Folge für den geplanten Kirchenneubau. In den Jahren 1771–1773 entstand eine mächtige, weithin sichtbare spätbarocke Kirche, die dem hl. Markus geweiht wurde. Die Seitenaltarbilder schuf 1774 Martin Unterberger. 1785 verstarb die Witwe und hinterließ ihren Besitz ihrem Neffen Raimund Freiherr von Sardagna. 1945 wurde das Schloss völlig zerstört. Nur das ehemalige Verwalterhaus blieb erhalten. Alte Postkarten zeigen eine kastellartige, vierflügelige Anlage mit Ecktürmen.  

Ursprünglich floss der Rußbach direkt durch den Ort und sorgte bei starken Regengüssen für bedrohliche Überschwemmungen. 1867 verlegte man das Bachbett deshalb außerhalb der Ortschaft. Im Jahr 1875 wurden zwei Jahrmärkte und ein Körnermarkt (jeden Dienstag) eingeführt, um mit der Getreideernte von Weizen, Korn, Hafer, Gerste, Hirse und Heidekorn die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Drei Jahre später erwiesen sich die Jahrmärkte als unrentabel und wurden wieder eingestellt.

Wie das gesamte Marchfeld war die Ansiedlung in der Vergangenheit landwirtschaftlich geprägt. Dies änderte sich für Leopoldsdorf 1902. 1867 hatten die Industriellenfamilien Schoeller und Skene die Leipnik Zuckerfabrik gegründet. 1902 wurde der Standort Leopoldsdorf eröffnet, der ab 1909 durch eine Anbindung an die Ostbahn begünstigt wurde. Die Tagesverarbeitung an Zuckerrüben betrug vor dem Ersten Weltkrieg bereits 1.358,8 Tonnen. Arbeitskräfte aus der Umgebung und dem östlichen Ausland wurden angeworben. Die Werksleitung stellte ihren Beschäftigten Dienstwohnungen zur Verfügung. Die Bevölkerungszahl stieg rasch an. 1921/22 erfolgte die Umstellung auf Weißzuckererzeugung, besonders der Würfelzucker erfreute sich großer Beliebtheit. Die Fabrik gehörte in den 1930er Jahren zu den größten Europas. Noch heute ist die AGRANA Zucker GmbH der wichtigste Arbeitgeber.

Am 9. Juli 1987 wurde Leopoldsdorf im Marchfelde einstimmig im NÖ Landtag zur Marktgemeinde erhoben. Mit Bescheid vom 23. Juni 1987 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: Ein von Rot und Silber gevierteter Schild, belegt mit einer aus dem Schildesfuß wachsenden goldenen Ähre. Die Gemeindefarben Rot-Weiß wurden genehmigt.