Muggendorf


Gemeinde Muggendorf

Ortsgeschichte

Nordwestlich von Pernitz in einem Kessel unterhalb des Haussteins liegt das Grabendorf Muggendorf am Myrabach, einem Nebenfluss der Piesting. In den Urkunden findet sich der Ortsname erstmals 1452 als Mukgendorff. Der Ortsname leitet sich vermutlich vom althochdeutschen Personennamen Muckho (Mukko) ab.

Die Besiedelung der Gegend um den 664 Meter hohen Hausstein reicht bis etwa 2000 v. Chr. zurück: Keramikbruchstücke der „Badener Kultur“ wurden ebenso gefunden wie solche der „Hallstatt-Kultur“ (um 1000 v. Chr.). Strategisch gerodet und besiedelt wurde das Gebiet zur Mitte des 11. Jahrhunderts. Der Hausstein bildete das Zentrum dieser Besiedelungsphase. Unmittelbar nördlich des Ortes fanden sich auf dem Hausstein Überreste einer mittelalterlichen Wehranlage. Sie war Sitz eines Ministerialen, der der Herrschaft Pottenstein dienstbar war. Nachweislich wurde der Ansitz bis ins 16. Jahrhundert als Fluchtburg genutzt. Dann verödete die Anlage. Im Türkenjahr von 1683 wurden viele Muggendorfer verschleppt oder erschlagen. Nur 161 Personen überlebten.

Muggendorf gehörte bis ins 19. Jahrhundert zur Herrschaft und zur Pfarre Pottenstein. Der Weg zur etwa vier Gehstunden entfernten, zur Pfarre Pottenstein gehörigen Filialkirche Furth war für die Muggendorfer sehr beschwerlich. Eine besondere Belastung stellten Begräbnisse dar: 15 Gulden waren aufzubringen, um die 14 bis 16 Männer zu bezahlen, die notwendig waren, um die Totenbahre über die Berge nach Furth zu tragen. Die wenigstens konnten sich das leisten. Daher wurden Tote oft ohne Einsegnung bestattet. 1761 entschied man, dass Beichte, Kommunion, und Verkündigung weiterhin nach Furth gehörten; Taufen, Trauungen und Beerdigungen durften in Pernitz erfolgen. 1826 wurde Muggendorf vollständig nach Pernitz eingepfarrt.

Ein ähnliches Problem mit der Entfernung hatten die weit verstreut wohnenden Schulkinder. Ab etwa 1800 wurden sie von wandernden Lehrern unterrichtet. Da allerdings nicht alle Schüler betreut werden konnten, wurde der Ruf nach einer Schule immer lauter. Teilweise wurde daher in Notschulen (Bauernhäusern) unterrichtet, bis schließlich 1869 die letzte Notschule zur öffentlichen Volksschule erhoben wurde.

Mit der verkehrstechnischen Erschließung des Piestingtales durch die Eisenbahnlinie Leobersdorf-Gutenstein 1878 begann der Fremdenverkehr. Der 1869 gegründete Österreichische Touristenklub und die 1884 ins Leben gerufenen Sektion Pernitz legten markierte Wanderwege an. Einen besonderer Anziehungspunkt bildeten die Myrafälle, die durch 19 Holzbrücken und acht Stiegen begehbar gemacht wurden. Ausgeführt wurden die Arbeiten durch den Zimmermeister Strebinger aus der Rotte Thal. Im Winter war und ist der 1341 Meter hohe Unterberg Ziel von WintersportlerInnen. Vier Lifte erschließen derzeit das Gebiet mit zehn Schipisten aller Schwierigkeitsgrade.   

Ein wichtiger Erwerbszweig waren die durch die Myra betriebenen Mühlen und Sägewerke. Bis 1975 wurde das Wasser der Myra auch zur Stromerzeugung genutzt. Bereits 1895 hatte Oskar von Rosthorn mit der Planung eines Speicherkraftwerkes begonnen. Erst 1902 bekam er die Baugenehmigung, da der Österreichische Touristenclub und auch die Gemeinden gegen den Plan vor Gericht gegangen waren, da sie Einbußen im Fremdenverkehr befürchteten. Die Wasserfälle wurden während der Betriebszeiten des Kraftwerkes nämlich trocken gelegt. Schließlich dauerte es bis 1912, bis das Kraftwerk in Betrieb ging. Dann erst hatte Rothorn auch Abnehmer für den Strom gefunden.     

Mit Bescheid vom 3. Dezember 1991 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In grünem Schild erniedrigt ein silberner Wellenbalken, darüber ein springender Hirsch mit achtendigem Geweih, im Schildfuß eine goldene Sapine schräg gekreuzt mit einer goldenen Hacke. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Grün-Gelb wurden genehmigt. Im Trafelberg befindet sich seit 2002 das Conrad-Observatorium, eine unterirdische, geophysikalische Forschungseinrichtung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.