Oberndorf an der Melk


Gemeinde Oberndorf an der Melk

Ortsgeschichte

Die Marktgemeinde Oberndorf liegt im oberen Melktal, am Westhang des 401 Meter hohen Grasberges. Die Besiedelung geht bis auf die Jungsteinzeit zurück (Funde von Steinwerkzeug). Von einem römischen Gutshof stammen Ziegelreste von Hypokausten (Fußbodenheizung) sowie Kleinfunde (Figürchen, Fibeln, Reifen etc.), die man auf den Äckern östlich der Griesgassen-Schmiede fand. Durch einen Münzfund lassen sie sich der Zeit Kaiser Diokletians (284–305 n. Chr.) zuordnen. Eine römische Ansiedlung soll sich von der Oberen Au bis zur Griesgassen-Schmiede erstreckt haben. Funde in diesem Bereich stammen aus dem 1.–4. Jahrhundert n. Chr.

Oberndorf gelangte um 830 in die Herrschaft der Grafen von Peilstein, die ihren Sitz in St. Leonhard am Forst hatten. Bis zu ihrem Aussterben 1218 waren die Peilsteiner eines der mächtigsten Geschlechter in Österreich. Mit ihnen kamen weitere bayrische Siedler in die Gegend, Land wurde gerodet und urbar gemacht. Die Siedler stießen dabei auf ältere slawische Siedlungen (Ganz, Pfoisau, Schweinz). Der Name Oberndorf wird urkundlich erstmals 1167/8 im Zusammenhang mit einem Ritter Meinhard von Oberndorf erwähnt. Im Jahre 1200 wird Volricus, Pleban de Oberndorf (Pfarrer Ulrich) als Zeuge bei der Pfarrgründung von Texing angeführt. Bis zum Jahr 1388 gehört die Ansiedlung den Rittern von Schönleiten, welche Ministeriale der Grafen von Plain waren, den Erben der Peilsteiner. Ihre Burg befand sich ca. 3 km östlich in Lehen bei Oberndorf. In der Folge erhielt die Kartause Gaming die Oberhoheit in Oberndorf und setzte einen Amtmann des Klosters zur Verwaltung ein. Die Kartäuser förderten geschickt die Land- und Forstwirtschaft, was sich segensreich auf den Ort auswirkte.  

In der Pfarrgeschichte spiegelt sich die Geschichte des Ortes. Unter den ersten Babenbergern (11. Jahrhundert) wurden die Pfarren Hürm, Petzenkirchen und Melk errichtet; Oberndorf war zunächst eine Filiale, zu Ende des 12. Jahrhunderts ein Vikariat von Ruprechtshofen. Im Lonsdorfer Codex, einer Sammlung von Urkunden des 8.–15. Jahrhunderts über Rechte und Besitz der Passauer Kirche wird sie als Lehenspfarre der Familie Plain-Hardegg angeführt. Im Jahr 1332 kam die Mutterpfarre Ruprechtshofen gemeinsam mit Oberndorf an die Kartause Gaming. Allerdings erstreckte sich das Pfarrgebiet nur über Teile von Oberndorf, Hub und St. Georgen an der Leys. Erst 1757 wurden die Katastralgemeinden Oberndorf, Gries, Hub, Lehen, Schachau und Waasen zur Gänze aus den Pfarrbezirken St. Leonhard am Forst und Ruprechtshofen herausgelöst und in Oberndorf eingepfarrt. Nach der Aufhebung der Kartause Gaming 1782 wurde Oberndorf eine eigenständige Pfarre. Nach fast tausendjähriger Zugehörigkeit zur Diözese Passau, kam Oberndorf nun zur neu gegründeten Diözese St. Pölten.

Volkhard II. von Auersperg kaufte 1578 die Grafschaft Peilstein samt dem Markt St. Leonhard und förderte in der Folge die Verbreitung des Luthertums. Große Teile der Bevölkerung wurden nun in Oberndorf evangelisch. Am Bauernaufstand 1596/97 nahmen auch Bauern von Oberndorf teil. 1683 wurde der Markt von den Türken heimgesucht und geplündert.

Mit dem Bau der zweiten Wiener Hochquellenleitung ab 1900 erlebte der Markt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine der zwölf Bausektionen hatte ihren Sitz in Oberndorf. Viele Arbeiter (meist aus Slowenien und Italien) zogen zu, Baracken wurden errichtet, der Bedarf an Lebensmittel stieg. Das Geschäftsleben im Ort blühte, allerdings kam es auch des Öfteren zu Schlägereien in Gasthäusern und Unterkünften. Daher wurde auch das Personal des Gendarmeriepostens aufgestockt. 1910 wurde ein Vorschlag, elektrisches Licht in den Ort einzuleiten, abgelehnt. 1916 startete man einen neuerlichen Anlauf; 1921 wurden die Gemeinden Gries und Oberndorf an das Elektrizitätswerk Purgstall angeschlossen. 1928 begann man mit dem Bau der Melkregulierung. Eine Studie stellte 1984 fest, dass die Regulierung aus ökologischer Sicht völlig misslungen war, da sich das Grundwasser um 3 Meter abgesenkt hatte, was einen Rückgang an Wild, sowie von mehreren Fisch- und Vogelarten zu Folge hatte. In der Nacht zum 10. Juni 1934 verübten Nationalsozialisten in fast allen Orten des Bezirkes Scheibbs zugleich Anschläge, indem sie die Telefonleitungen unterbrachen. Der Anschlag betraf auch die Leitung zwischen Oberndorf und Purgstall. Ab dem 18. März 1938 rückten die deutschen Truppen in Oberndorf ein und errichteten auf der Preer-Wiese ein Militärlager.