Oberpfaffendorf (Sand)


Gemeinde Raabs an der Thaya

Ortsgeschichte

In Oberpfaffendorf bei Raabs wurden historisch überaus wertvolle Zeugnisse aus dem Frühmittelalter ergraben. Auf der Flur Sand befand sich nach derzeitigem Forschungsstand der frühmittelalterliche Vorgängerbau der Burg Raabs. Die Wallanlage wurde zwischen 926 und spätestens 930 errichtet und bestand nur wenige Jahrzehnte. Sie ist nach Thunau bei Gars die zweite ergrabene frühmittelalterliche Burganlage im Waldviertel und ein weiteres Zeugnis für die Möglichkeiten, die sich damals im Raum nördlich der Donau boten. Im Spannungsfeld konkurrierender Mächte - zwischen Bayern, Mährern, Böhmen und Ungarn - gelangen kleinere, weitgehend eigenständige Herrschaftsbildungen mit Verbindungen zu allen Seiten.

Die mit Wällen und Mauern befestigte Höhensiedlung war ein florierender Wirtschaftsbetrieb und ein Zentrum der Jagd, wo sich Mächtige offenbar ungestört nach königlichem Vorbild dem Jagdvergnügen widmeten. Neben Textilien und Eisengeräte wurde vor allem die auch in Mähren und Südböhmen gebräuchliche Graphittonkeramik hergestellt. Die zahlreichen Keramikfunde deuten auf eine exportorientierte Produktion. Andere Funde weisen auf Beziehungen zum nordböhmischen, polnischen und ungarischen Raum. Der hohe Wildanteil bei den Tierknochenfunden belegt, dass sich hier Mächtige offenbar ungestört nach königlichem Vorbild dem Jagdvergnügen widmeten.

Die Burganlage wurde von den Ungarn um die Mitte des 10. Jahrhunderts in einem August unerwartet niedergebrannt. Nur wenige Jahrzehnte später, um 1000, entstand in unmittelbarer Nähe die Burg Raabs als Sitz einer hochadeligen Familie.