Ottenschlag


Gemeinde Ottenschlag

Ortsgeschichte

Auf dem Granit-Gneis-Plateau der Böhmischen Masse zwischen Pöggstall im Süden und Zwettl im Norden liegt die Marktgemeinde Ottenschlag. Spätestens im 12. Jahrhundert setzte die babenbergische Besiedlungswelle auch im Waldviertel ein; dafür mussten große Teile des Nordwaldes gerodet werden. Ottenschlag selbst dürfte auf eine Ortsgründung des ausgehenden 11. Jahrhunderts zurückgehen. In einer Göttweiger Urkunde von 1096 werden zwei Ministerialen des Markgrafen Leopold II. – Otto und Perthold – als Besitzer genannt; ihre Güter gehörten zur damals bereits bestehenden Pfarre Kottes. Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts war die Herrschaft Ottenschlag freies Eigen der Herren von Maissau. 1390 dürfte der Ort bereits das Marktrecht erhalten haben.

Im ausgehenden Mittelalter wechselten die Besitzer mehrfach. 1479 erwarb Kaspar von  Roggendorf die Herrschaft. Für 1527 ist in Ottenschlag erstmals ein Wochenmarkt nachweisbar, für 1544 ein Jahrmarkt zu St. Katharina. Schließlich gelangte die Herrschaft 1569 in den Besitz der Freiherren von Polheim. Ein prominenter Besitzer war Andreas Wolf von Polheim (1557–1592), der bereits im Alter von 13 Jahren an der Universität in Tübingen studierte, später auch in Wittenberg und Padua. Während des Bauernkrieges 1596/97 belagerten 500 aufständische Bauern Markt und Burg. Anna von Polheim, die Witwe nach Andreas Wolf von Puchheim, ließ in der Folge das schwer in Mitleidenschaft gezogene Gebäude mit großem Kostenaufwand instand setzen. Unter den Polheims war Ottenschlag ein Zentrum der Reformation. Hier lehrten einige prominente Prädikanten. Der Rückgang des Katholizismus hatte zur Folge, dass in den Jahren 1629 bis 1631 die Pfarren Ottenschlag und Kottes zusammengelegt wurden. Während der „Gegenreformation“ wurde Ottenschlag allmählich wieder katholisch.

Während des Dreißigjährigen Krieges kam es mehrmals zur Besetzung des Ortes und zur Belagerung der Burg durch schwedische Truppen. Die sogenannte „Schwedenlinde“ – Gasthaus Schwedenlinde, Oberer Markt 19 –, die möglicherweise nach dem Friedensschluss im Jahre 1648 gepflanzt wurde, erinnert noch heute an diese Zeit. 1666 ging die Herrschaft in den Besitz der Grafen von Herberstein über. 1793 erwarb sie Johann Josef von Stiebar. Während der napoleonischen Kriegszüge kam es 1809 zu einer zweimonatigen Einquartierung französischer Soldaten. Durch Kauf gelangte die Herrschaft 1831 in den Besitz der Grafen von Falkenhayn. Zu den Besitzungen von Eugen Isidor Graf von Falkenhayn gehörten auch Dross und Rechberg in Oberösterreich. Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Ottenschlag eingerichtet. Der Gerichtsbezirk wurde 1. Jänner 1992 aufgelöst und dem Gerichtsbezirk Zwettl zugewiesen. 

Im Sterbejahr ihres Gatten (1898) bestiftete Anna Gräfin von Falkenhayn ein Filialinstitut des Schwesternordens „Töchter des Göttlichen Heilandes“ in Ottenschlag. Ein Gebäude am Oberen Markt übertrug sie drei Schwestern mit dem Auftrag zur ambulanten Krankenpflege und zur Errichtung einer „Kinderbewahranstalt“. Seit 1904 wurde dieser Kindergarten durch die Pfarre verwaltet. Seit den 1960er Jahren wird er als  Landeskindergarten geführt.

Die Pfarrkirche des Marktes lag ursprünglich außerhalb des Ortes am Poltenberg und war dem hl. Hippolyt geweiht. Sie stand vermutlich an der Stelle der heutigen Friedhofskapelle. Die heutige dem hl. Jakob geweihte Pfarrkirche liegt am unteren Ende des langrechteckigen Marktplatzes. Der im Kern spätgotische Bau wird 1490 urkundlich erstmals erwähnt. Nach einem Brand wurde er 1696 neu errichtet und erweitert. Die barocke Ausstattung stammt vom Beginn des 18. Jahrhunderts.

Am Nordwestrand des Ortes liegt in etwas erhöhter Lage das Schloss; mit dem heutigen Bau wurde 1523 begonnen. Die hufeisenförmige Anlage – ursprünglich von einem Wassergraben umgeben – wurde rund um eine mittelalterliche Burg errichtet, die bis ins 18. Jahrhundert hinein noch bestand. Das äußere Erscheinungsbild bestimmen die drei markanten runden Ecktürme mit Zeltdächern. Im Südost-Trakt befindet sich ein von Pilastern flankiertes Renaissanceportal mit der Jahreszahl 1554, das noch die Schlitze der ehemaligen Zugbrücke zeigt. 1904 erwarb der Industrielle Munk das Schloss, um dort eine Fabrik einzurichten. 1931 ging es in den Besitz des Stiftes Göttweig über. Derzeit beherbergt es eine landwirtschaftliche Fachschule für ökologische Land- und Hauswirtschaft.

Ottenschlag lag an einer wichtigen Fernstraße vom Donautal nach Böhmen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Postverkehrsnetz massiv ausgebaut. 1849 bestand bereits eine Stafettenpostlinie zwischen Zwettl und Melk, die über Ottenschlag und Gutenbrunn führte. Der schwierigste Teil der Strecke war die Bergfahrt von Mühldorf nach Ottenschlag. Die Serpentinenstraße nach Elsenreith wurde im Jahre 1867 um 30.000 Gulden fertiggestellt. Mitunter mussten die Passagiere einen Teil dieser Strecke zu Fuß zurücklegen, um die Pferde zu schonen.