Pillichsdorf


Gemeinde Pillichsdorf

Ortsgeschichte

An den südlichen Ausläufern des Hochleithenwaldes, südöstlich von Wolkersdorf liegt die Marktgemeinde Pillichsdorf. Der südliche Teil des Ortes gehört bereits zum Marchfeld; der Boden besteht hier hauptsächlich aus unfruchtbarem, schwarzen Flugsand. Der Lössboden im nördlichen Teil bietet günstige Voraussetzungen für den Weinbau. Durchflossen wird der Ort vom Rußbach. Zum heutigen Gemeindegebiet gehört auch die Katastralgemeinde Reuhof

Der Tumulus (Grabhügel), der sich ca. 1 km südwestlich der Kirche befindet und in die Hallstattzeit (um 650 v. Chr.) zu datieren ist, verweist auf einen keltischen Fürstensitz. In der aus Holzbalken errichteten Grabkammer wurde bei einer Grabung von 1878 die Asche eines Mannes samt mitverbrannter Kleidung gefunden, sowie in ca. 30 Tongefäßen beigegebene Speisen, Trank und Hausrat. Der Gipfel ist heute abgeflacht und dient als Kalvarienberg mit einem Holzkreuz und zwei lebensgroßen, barocken Steinfiguren (Hl. Maria und Hl. Johannes). Auf einem Gräberfeld in der Nähe des Tumulus wurden Knochen, Tongefäße, eine „Stierkopfapplike“, zahlreiche Scherben und Brandgräber gefunden. Die sichergestellten Funde reichen bis ins 3. Jahrhundert n. Christus. Sie befinden sich heute im Naturhistorischen Museum in Wien.

Die Gründung des Ortes Pillichsdorf geht in das frühe 11. Jahrhundert auf Markgraf Sigehard zurück, ein Angehöriger des bayerischen Geschlechtes der Sieghardinger. Dessen Gemahlin Pilihilt war die Namensgeberin des Ortes. Um 1050 erwirkte einer ihrer Söhne, der Patriarch von Aquileia war, die Gründung einer Kirche, St. Martin. Um 1200 ging diese an das Bistum Passau über. Pillichsdorf wurde Sitz des Passauer Dekanats. Ihr unterstanden in der Folge die Filialkirchen Großengersdorf, Unter-Olberndorf, Schleinbach, Kronberg, Obersdorf, Eibesbrunn, Seyring, Reinsdorf (Reuhof), Reith, Riedenthal, Raggendorf, Wolkersdorf, Helmadorf (Helmahof), Ulrichskirchen, Traunfeld mit Heiligenberg und Hauzendorf.

Ein ritterliches Geschlecht nannte sich von Pillichsdorf; dieses residierte auf der unter Ulrich I. von Pillichsdorf (1200-1250) erbauten Feste. Vielleicht erfolgte der Bau der Feste aber bereits unter dessen Vater Markward von Himberg in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ulrich I. von Himberg war der erste, der sich „von Pillichsdorf“ nannte. Angehörige des Geschlechts übernahmen wichtige Ämter: Ulrich III. von Pillichsdorf war 1224 Truchsess des Hauses Österreich, Dietrich I. von Pillichsdorf war Marschall Herzog Rudolfs III., Konrad I. wurde Bischof von Chiemsee. Ab dem 14. Jahrhundert wechselten die Herrschaftsinhaber häufig: Dachsberger (14. Jahrhundert), Pottendorfer, Maroltinger (ab 1470), als Pfand an Jakob von Landau (1513), Hanauer, Wolfgang von Stubenberg (1534), die Freiherren von Herberstein (1570), Philipp Ferdinand Graf von Sonnau (1747), Franz von Haydler (1766) und zur kaiserlichen Herrschaft Wolkersdorf (1779).

Das Marktrecht erhielt Pillichsdorf vermutlich bereits 1370; zwei Jahrmärkte wurden abgehalten: zu Johanni (16. Mai) und zu Martini (11. November). Im „Türkenjahr“ von 1529 wurde das Schloss ein Raub der Flammen. Es wurde fortan als „ödes Schloss“ bezeichnet; der Herrschaftssitz wurde nach Matzen verlegt. In der Reformationszeit wurde 1558 über den verehelichten Pfarrer Albertus Ott berichtet und 1577 von dem „sektischen“ Schulmeister Elias Gütler. Während des zweiten Ansturms der Osmanen 1683 verwüsteten die „Brenner und Renner“ auch das Marchfeld. Die bis 1684 wütende Pestepidemie Jahres forderte an die 60 Todesopfer. Die Kopie eines Votivbilds in der Pfarrkirche erinnert an das Ereignis.

1805 waren gleich zwei französische Generäle Napoleons samt ihren Stäben im Pfarrhof untergebracht, sowie etwa 800 Mann mit 4000 Pferden im Markt. 1809 war das österreichische Lager im 2 Kilometer nördlicher gelegenen Wolkersdorf einquartiert. Fürst Johann von Liechtenstein, General der Kavallerie, nächtigte allerdings im Pfarrhof von Pillichsdorf. Die Landwehr war auch im Markt ansässig. Kaiser Franz I. soll von dem ca. 4 Meter hohen Tumulus (Kalvarienberg) die Schlacht von Wagram mit einem Teleskop verfolgt haben (1809). Nach dieser Schlacht besetzten, plünderten und brandschatzten die Franzosen Pillichsdorf. An den nachfolgenden Seuchen starben 260 Personen.

1830 ereignete sich eine verheerende Überschwemmungskatastrophe, bei er 30 Häuser im Ort einstürzten und 53 Häuser schwer beschädigt wurden. Kaiser Franz I. spendete 2714 Gulden für die Geschädigten. Das Schloss wurde im Jahr 1802 an die Gemeinde verkauft und als „Gemeindegasthaus“ sowie „Armen-Versorgungshaus“ für 12 Bedürftige genutzt. Vorübergehend waren hier auch einige Schulklassen untergebracht, bis 1894 die neue Volksschule eröffnet wurde. Auch die Gemeindekanzlei war hier untergebracht. 1945 diente es der russischen Besatzungsmacht als Reservelazarett. In dem vermutlich 1747 durch Philipp Ferdinand Graf von Sonnau neu errichteten Schloss ist heute das Rathaus untergebracht.

Mit Bescheid vom 19. Juni 1984 verlieh die NÖ Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: Ein gespaltener Schild, rechts in Gold eine rote vom Schildesrand zur Schildteilung reichende liegende viermal gestufte Pyramide, links in Blau über einem grünen Hügel ein goldener Weinstock mit Ranken und Früchten. Die Gemeindefarben Rot-Gelb-Blau wurden genehmigt. Am 23. Juni 1985 fand die feierliche Verleihung des Marktwappens statt.