Rohrau


Gemeinde Rohrau

Ortsgeschichte

Die an der Grenze zum Burgenland liegende Marktgemeinde Rohrau ist ein „Pilgerort" für Musik- und Kunstliebhaber, untrennbar verbunden mit den Namen Haydn und Harrach. Hier wurde am 31. März 1732 Joseph Haydn geboren, fünf Jahre später sein Bruder Michael. Das Schloss, seit fast 500 Jahren im Besitz der Familie Harrach, beherbergt seit 1970 die größte Privatsammlung Österreichs, die Graf Harrach'sche Gemäldegalerie.

Die Anfänge des Ortes reichen in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Rohrau war Sitz einer Nebenlinie der Familie Liechtenstein, 1230 nennt sich ein Dietrich von Liechtenstein de Rorav. Zehn Jahre später wird der sich neben der Feste entwickelnde Ort als "Markt" bezeichnet. Auf die 1278 mit Dietrich III. ausgestorbene Rohrauer Linie der Liechtensteiner folgten die Herren von Stadeck, die bis zum Ende des 14. Jahrhunderts die Herrschaft innehatten. Nach ihrem Aussterben im Jahr 1400 fielen alle Besitzungen bis auf die Burg an den Landesfürsten. Sie wurde aber von König Wenzel Hermann von Cilli als Reichslehen vergeben, wogegen allerdings Graf Ulrich von Montfort, der mit der einzigen Tochter des letzten Stadecker verheiratet war, erfolgreich seine Ansprüche durchsetzen konnte. 1404 erhielten die Grafen von Montfort die Herrschaft, die seit 1455 als österreichisches Lehen galt.

120 Jahre später, im Jahr 1524, verkauften sie Herrschaft und Burg Rohrau an Leonhard III. von Harrach, der ein Jahr darauf von König Ludwig von Ungarn die Einwilligung erhielt, auch den in Ungarn liegenden Teil der Herrschaft zu erwerben. Erzherzog Ferdinand, später König Ferdinand I.,  verlieh ihm das Recht, sich „von Rohrau" zu nennen und mit rotem Wachs zu siegeln. Von 1524 bis 1890 bildeten die Freiherren bzw. seit 1627 Reichsgrafen von Harrach eine eigene Rohrauer Linie. Rohrau wurde Grundstock und Ausgangspunkt des Harrach'schen Grundbesitzes, das im Laufe der Zeit um weitere Besitzungen vergrößert wurde. Die Grafen von Harrach zählten in der Folgezeit zu den bedeutendsten Familien der Monarchie, die als Diplomaten, kaiserliche Räte und Kirchenfürsten die Politik des Landes und des Reiches mitbestimmten.

Die mittelalterliche Burg wurde vermutlich schon von Leonhard IV., dem Sohn des ersten Harrach auf Rohrau, in ein Renaissance-Wasserschloss umgebaut. Nach den Zerstörungen in den Kriegen gegen die Osmanen ließ Graf Ferdinand Bonaventura ab 1668 diese Anlage renovieren. Seine heutige Form erhielt das Schloss 1776/1777 unter Leonhard IX. von Harrach, der Andreas Zach, einen der namhaftesten Architekten Wiens, mit dem Umbau betraute. Schloss Rohrau ist eines der wenigen Beispiele josephinischer Architektur in Österreich.

1890 fielen die Besitzrechte der Rohrauer Linie der Harrach an die Reichsgrafen Harrach auf Schloss Bruck (Prugg). Bis 1945 war Rohrau Wohnsitz von Mitgliedern der Familie, in der Besatzungszeit dienten die Räumlichkeiten landwirtschaftlichen Zwecken. Nachdem 1966 beschlossen wurde, die „Graf Harrach'sche Gemäldegalerie" aus dem Palais Harrach in Wien nach Rohrau zu verlegen, rettete eine Generalsanierung das Schloss vor dem endgültigen Verfall. Vier Jahre später übersiedelte die berühmte Sammlung, eine der bedeutendsten Privatsammlungen spanischer, neapolitanischer, niederländischer und italienischer Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts, nach Rohrau und ist seither in den Räumlichkeiten zu besichtigen. http://harrach.nwy.at/

Joseph Haydn und sein jüngerer Bruder Michael wurden im Haus Rohrau Nr. 60 geboren. Ihr Vater Matthias Haydn stammte aus Hainburg und war Wagnermeister und später Marktrichter in Rohrau, ihre Mutter Anna Maria war aus Rohrau und arbeitete bei den Grafen Harrach in der Küche des Schlosses. Das Geburtshaus wurde nach der Erwerbung durch das Land Niederösterreich im alten Stil restauriert und 1959 als Haydn-Gedenkstätte eingerichtet. Die Porträtbüste vor der Pfarrkirche entstand 1794 und ist das weltweit älteste Haydn-Denkmal. http://www.haydngeburtshaus.at/