Steinabrückl


Gemeinde Wöllersdorf-Steinabrückl

Ortsgeschichte

Am Nordwestrand des Wiener Neustädter Steinfeldes liegt auf ansteigendem Terrain die Gemeinde Steinabrückl. Seit 1972 bildet sie mit Wöllersdorf die Großgemeinde Wöllersdorf-Steinabrückl.

Erstmals findet Steinabrückl 1244 in einer Urkunde des Babenbergers Friedrich II. als stainenpruk Erwähnung. Der Ortsname wird von manchen Autoren als Hinweis auf die steinerne Brücke einer Römerstraße (platea via), die hier die Piesting überspannte, gedeutet. Seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert waren hier die Stifte Melk und Herzogenburg sowie der Deutsche Orden begütert. Erst 1382 findet sich die zweite urkundliche Nennung als staynabruck. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Matthias Corvinus wurde der Ort niedergebrannt und verödete. 1529 verwüsteten ausschwärmende Akindschis (tartarisch-osmanische Sturmreiter) die Region. 1568 erfolgte eine Neubestiftung. Im 17. Jahrhundert wurde der Ort zunächst durch die Aktionen der ungarischen Aufständischen unter Stephan Bocskai (1605 und 1619) geplündert. Während des zweiten Osmanensturm 1683 brannten sämtliche elf Häuser nieder; deren Bewohner/innen flüchteten. Wem die Flucht nicht gelang, wurde getötet oder verschleppt. 1700 verbreiteten die Kuruzzen Angst und Schrecken.

Eine erste Kirche erhielt Steinabrückl 1776, die 1783 eine Lokalkaplanei wurde. Sie befand sich im heutigen Gartenareal Hauptplatz Nr. 1. Ein Gedenkstein erinnert noch heute daran. In den Jahren 1832 bis 1830 wurde nach den Plänen von Johann Nothaft ein spätklassizistischer Kirchenbau am Nordrand des Ortes in erhöhter Lage errichtet. Die Weihe erfolgte 1832. Die der Unbefleckten Empfängnis geweihte Kirche wurde 1879 zur Pfarre erhoben.

Einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte der Ort durch die Errichtung einer Zitz- und Cottonmanufaktur 1803 durch die Brüder Glanz. Ihr Standort war die ehemalige Haidemühle an der Piesting. 1819 wurde sie in eine mechanische Baumwollspinnerei umgerüstet. Um die Jahrhundertmitte arbeiteten ungefähr 300 Personen in der Fabrik. Ende des Jahrhunderts wurde der Spinnereibetrieb eingestellt. Die Pulver- und Munitionsfabrik G. Roth Aktiengesellschaft aus Felixdorf erwarb die Anlage. In Schweickhardts Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens wird Steinabrückl als Kirchdorf von 32 Häusern beschrieben. Im Ort lebten um 1833 79 Familien mit 170 männlichen, 183 weiblichen und 60 schulpflichtigen Personen. Der Viehstand belief sich auf 20 Pferde, 14 Zugochsen, 32 Kühen und 600 Schafen. Der Großteil der Bevölkerung war als Fabrikarbeiter tätig. Neben der Baumwollspinnerei befanden sich im Ort noch zwei Mühlen, der herrschaftliche Meierhof und außerhalb der Siedlung die Pulverstampfen und Magazine sowie das sogenannte Raketendörfchen. Auf dem 1886 geweihten Friedhof von Steinabrückl fanden 1918 die 423 Opfer der Explosionskatastrophe in der Wöllersdorfer Munitionsfabrik ihre letzte Ruhe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg investierte die Gemeinde in die Verbesserung der Infrastruktur und forcierte die Schaffung neuer Siedlungsgebiete sowie die Ansiedlung von Betrieben. Um die Überschwemmungsgefahr durch die Piesting einzudämmen begann man 1968 mit der Regulierung der Piesting. Mit Bescheid vom 31. Mai 1967 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde Steinabrückl ein Wappen: In einem silbernen rotumrandeten Schild, der rotbeflügelt mit Wehr, gezücktem Flammenschwert und kreuztragedem Schild versehene Erzengel Michael, der den im Schildfuß liegenden schwarzen gehörnten Luzifer besiegt. Die von der Gemeinde beschlossenen Gemeindefarben Rot-Weiß-Schwarz wurden genehmigt.

1972 erfolgten die Zusammenlegung mit Wöllersdorf und damit die Gründung der Großgemeinde Wöllersdorf-Steinabrückl.