Annaberg


Gemeinde Annaberg

Joachimsberg

Weithin sichtbar an der Straße von Annaberg nach Wienerbruck liegt die Wallfahrtskapelle Joachimsberg. Johann Georg Joachim Slavata Graf von Chlum und Koschumberg hatte 1652 an Kaiser Ferdinand III. das Ansuchen gerichtet, an der Via Sacra nach Mariazell eine Kapelle zu Ehren des hl. Joachims errichten zu dürfen. Der Kaiser bestimmte als Bauplatz den „Berg an der hohen Tanne“ – den späteren Joachimsberg. Erst um 1684 konnte der Bau vollendet werden. Aus den Zinsen des Stiftungskapitals erhielten der Pfarrer und der Schulmeister in Annaberg jährlich 80 Gulden für die Messen und 20 Gulden für das Orgelspiel. Für den Erhalt der Kapelle hatte das Stift Lilienfeld aufzukommen.

Den schlichten dreijochigen Innenraum dominiert der monumentale, die gesamte Ostwand füllende Marmoraltar (1684). Das Altarbild zeigt den hl. Joachim, der gerade vom Engel die Botschaft über der Schwangerschaft Annas erhält. Im Aufsatzbild ist die hl. Dreifaltigkeit dargestellt. Auf die böhmische Herkunft der Familie Slavata nehmen die Marmorstatuen Bezug: die Heiligen Wenzel, Prokop, Ludmilla und Norbert zu Seiten des Altarbildes; die Heiligen Sigismund und Adalbert flankieren den Auszug. Eine Kartusche in der Zwischenzone trägt die Widmungsinschrift mit der Datierung. Über den seitlichen Durchgängen sind die Wappen der Grafen Slavata und der Grafen Trautson von Falkenstein angebracht. Bis zu 15 Prozessionen kamen jährlich auf den Joachimsberg. Die Hauptwallfahrten fanden jeweils am 26. Juli und am 15. August statt.

Erst 1749 wurde in unmittelbarer Nähe ein Holzhaus für den Priester als Unterstand errichtet, damit dieser nicht ferner bemüßigt sey, sich unter einem Haufen versammelter Bauern aufzuhalten. Als auf dem Josefsberg ab 1757 auf Betreiben Maria Theresias ein Lilienfelder Stiftsgeistlicher installiert wurde, versuchte auch die Rotte Joachimsberg einen eigenen Priester zu bekommen. Die Aktivitäten gingen von Joseph Buder aus, der Inhaber der Gastwirtwirtschaft auf dem Joachimsberg war. Er richtete im Namen der Gläubigen ein Ansuchen an den Kaiser. Als Gründe für seine Bitte führte er den weiten Fußmarsch an, den die auf dem Joachimsberg, am Erlaufboden und der Ötschergegend lebenden rund 300 Seelen zur Pfarre Annaberg auf sich nehmen mussten, das vorhandene Stiftungsvermögen und den Umstand, dass die für Joachimsberg gestifteten Messen der Einfachheit halber längst in Annaberg gelesen wurden. Die eingesetzte Kommission prüfte das Ansuchen und kam zu einem negativen Bescheid: Denn das Stiftungsvermögen sei zu gering, das Interesse der Gläubigen an einem eigenen Priester nicht besonders ausgeprägt, da sich insgeheim ein großer Teil derselben Pfarrholden während des Gottesdienst in Schankhäusern aufzuhalten pfleget; und niemand fände sich bereit, beim Bau des zu errichtenden Pfarrhofes mitzuhelfen.

1844 zerstörte ein Brand das Dach der Kirche. Dem Brand und seinen Folgen fiel auch die 1686 vom Kremser Orgelmacher Johann Waitzel geschaffene Orgel zum Opfer. Ein weiterer Brand setzte der Kapelle 1920 schwer zu. Erst 1957/58 erfolgte eine durchgreifende Restaurierung, der eine weitere 1978/79 folgte. Seit dem Jahr 2000 gibt es wieder eine Orgel, ein Werk des slowenischen Orgelbaumeisters Anton Ŝkrabl (Brestovec bei Rogaška Slatina). Die Kapelle ist heute ein beliebter Ort für Trauungen und Taufen.

 

Benutzte und weiterführende Literatur

Röm.-kath. Pfarramt (Hg.), Die 3 Heiligen-Berge an der Via Sacra: Annaberg, Joachimsberg, Josefsberg, Mitterbach; ein 4-Kirchen-Führer; mit Anhang: Das Wirken des Stiftes Lilienfeld in der Ötscherregion, Annaberg 2015.

Herbert Krückel, Joachimsberg und die Josephinische Pfarrregulierung, in: Unsere Heimat 45 (1974), S. 105-110.

Heimatkunde des Bezirkes Lilienfeld, Bd. 1, 1960, S. 144-146.

Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Bd. 2 Niederösterreich und Burgenland, Wien 1955, S. 52.

Franz Xaver Joseph Schweickhardt, Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens,     Viertel Ober-Wienerwald, Bd. 6, Wien 1837, S. 37-39.