Engelhartstetten (Schloss Niederweiden)


Gemeinde Engelhartstetten

Das Hochwasser von 1830

„Schon am Morgen des 1. März war das Wasser von jener Seite Engelhartstetten die gegen Stopfenreith zu liegt, an verschiedenen Stellen eingedrungen, wobei der würdige Ortspfarrer, Herr Adam Kuropatwinsky und der thätige Richter Mathias Roth, durch besonders klugen Rath, Sicherung von Lebensmitteln in den Pfarrhof und Fürsorge sich außerordentlich auszeichneten. Und in der That der Verlauf der Gefahr zeigte, wie nützlich und nothwendig alle diese Vorsichtsmaßregeln gewesen waren. Den ganzen Tag über glaubten die arglosen Einwohner noch immer nicht an die Möglichkeit einer so großen Wassersgefahr, als es indessen Abend geworden war, stieg die Fluth bereits immer höher und höher, immer rasender jagte der Sturmwind in der rabenfinsteren Nacht, die allgemeine Verwirrung und Bestürzung vermehrend, ungeheure Eismassen, gegen die nicht allzufest erbauten Häuser und so stieg die furchtbare Ueberschwemmung zu einem hohen Grade. Angst und Verzweiflung hatte sich der nicht geretteten Einwohner bemächtiget, welche jedoch, nachdem durch die ganze Schreckensnacht und den andern Tag über mit unsäglihen Anstrengungen und Lebensgefahr Kähne ausgeschickt waren, während dem der würdige Seelenhirt mit ganze Anstrengung seiner Kraft seinen Nachbarn noch in der Nacht zurief: „Wer an das jüngste Gericht denkt, rette seinen Mitmenschen!“ bis 8 Uhr Abends am 2. März glücklich gerettet wurden.“

Nach acht qualvollen Tagen endlich als man die Zufluchtsörter verlassen und den Schauplatz des Jammers näher betrachten konnte, bot sich ein schaudervoller herzzerreißender Anblick dar. Es waren 47 Wirthschaftsgebäude gänzlich eingestürzt, die anderen äußerst beschädigt, doch dem Himmel sei Dank, kein Menschenleben ging verloren. Von Vieh gingen 8 Kühe, 4 Pferde, 80 Schafe und Lämmer und ein zahlreiches Federwild zu Grunde.“

(aus: Franz Xaver Joseph Schweickhardt, Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, Wien 1831–1841, Viertel unterm Manhartsberg, Wien 1833, Bd. 1, S. 229f.)