Gmünd


Gemeinde Gmünd

Naturpark Blockheide Gmünd-Eibenstein

Eine Besonderheit Gmünds ist die direkt am 15. Meridian östlich von Greenwich gelegene Blockheide. Sie ist eingebettet in einen durch große Artenvielfalt in Pflanzen- und Tierwelt geprägten Landschaftsbogen, der sich durch die Randlage während der Zeit des Eisernen Vorhangs als "Stadtumrahmung" entwickelt hatte.
Die Blockheide selbst ist eine einmalige Kulturlandschaft um die bekannten "Steinriesen". Diese ließen nur eine kleinflächige Landwirtschaft zu, die jedes Plätzchen zwischen Wiesen und Feldern zum Hüten der Tiere nutzte. Wald wuchs nur um Granithindernisse, so entstand eine offene parkartige Landschaft mit Feucht- und Magerwiesen, nicht ackerfähigen Heidewiesen, Feldrainen, Hecken und Böschungen. Dieses abwechslungsreiche Mosaik in Verbindung mit dem ungestörten Naturraum bot der Tierwelt - Insekten, Vögel, Schmetterlinge, Heuschrecken - vielfältige Lebensmöglichkeiten und machte Gmünd zur "Waldviertelhauptstadt des Weißstorchs".
Neben der Artenvielfalt und der reizvollen Heidelandschaft machen vor allem die imposanten, sagenumwobenen Steingebilde aus Granit die Blockheide zu einer der größten Besucherattraktionen des Waldviertels. Diese Granitblöcke sind Reste der Verwitterung an Ort und Stelle. Die Blockheide liegt im Südböhmischen Pluton, der sich über Teile des Wald- und Mühlviertels bis nach Südböhmen und Mähren erstreckt und gleichsam das granitene "Kellergeschoss" eines einstigen, in über 300 Millionen Jahren abgetragenen Hochgebirges bildet.
Granite entstehen aus Magma (Gesteinsschmelze) in der tiefen Festland-Erdkruste und gehören zu den nur sehr langsam abkühlenden Tiefengesteinen (Plutonite). Tiefengesteinskörper können bis über 100 Kilometer lange und breite sowie einige Kilometer tiefe Massen sein, die über hunderte Millionen Jahre von Gesteinsschichten überdeckt sind, bis sie durch Verwitterung und Abtragung freigelegt werden. Tiefengesteine werden im Inneren in quaderähnliche Stücke zerschnitten, so genannte Kluftkörper, in die sich Wasser "hineinfrisst" und den Granit allmählich zu einem lockeren, quarzreichen Sand-Kies-Gemenge (Grus) zersetzt. Wäscht der Regen den Grus weg, kommen die unverwitterten, meist gerundeten Blockkerne der Kluftkörper zum Vorschein.
Einzelblöcke und Blockgruppen prägen die Landschaft der Blockheide und haben oft bezeichnende Namen, etwa Teufelsbrotlaib, Teufelsbett, Kegel- oder Kopfstein. Um viele Felsgebilde ranken sich Sagen, so um den Schullerstein, von dem ein Schüler tödlich abgestürzt sein soll, oder um das Teufelsbett, ein zu Stein gewordenes Federbett des Teufels. Der Christophstein weist schalenartige Vertiefungen auf, deren größte nach der Legende der Fußabdruck des hl. Christoph sein soll. Früher wurden diese Schalen als künstlich auf Opfersteinen ausgehöhlte Opferkessel gedeutet, weshalb sie bis heute so bezeichnet werden, obwohl ihre natürlich Entstehung bekannt ist.
Ein einmaliges Naturdenkmal ist der Pilzstein, dessen früher freigelegter Pilzkopf länger der Tiefenverwitterung entzogen war und sich deshalb in größerem Umfang erhalten hat als sein Pilzstiel, der erst später durch Abspülung vom Grus befreit wurde. Die Blockheide-Wackelsteine liegen wie echte Wackelsteine zwar fast nur punktförmig auf einem Sockel auf, sind aber dennoch unbeweglich. Der schönste ist der Wackelstein III.
Wesentlicher Bestandteil der Blockheide ist das Geologische Freilichtmuseum, in dem die verschiedenen in Niederösterreich vorkommenden Gesteinsarten zu sehen sind. Am 15. Meridian östlich von Greenwich (MEZ) zeigt die große Sonnenuhr - ein Werk des Bildhauers C. Hermann, des Steinmetzmeisters Rabl und der Steinmetzschule von Schrems - die Zeit und die Nord-Süd-Richtung an.
Die größte Sorge der Naturparkbetreiber ist die zunehmende Verwaldung und damit die Rückkehr zur Naturlandschaft. Damit drohen die vielfältigen Kulturlandschaftsformen zu verschwinden, die Anlass für die Schaffung des Naturparks "Blockheide Gmünd - Eibenstein" waren. Eine flächendeckende landschaftspflegende Bewirtschaftung ist infolge der Landflucht nicht mehr möglich, kurzfristige Eingriffe sind nur begrenzt wirksam. Der Erhalt des Naturparks und die Betreuung der Besucher ist letztlich von der Landschaftspflege und Artenschutzarbeit der Landwirte der "Blockheidehöfe" abhängig.