Haidershofen


Gemeinde Haidershofen

Ortsgeschichte

Östlich der Stadt Steyr erstreckt sich in Nord-Süd-Ausdehnung das Gemeindegebiet von Haidershofen, ein Streusiedlungsgebiet mit dem Hauptort Haidershofen am rechten Ennsufer, von der Ennsniederung bis zu den Höhen des Kürnberges im Osten reichend. Heute besteht die Gemeinde aus den sechs Katastralgemeinden Brunnhof, Dorf an der Enns, Haidershofen, Sträußl, Tröstelberg und Vestenthal.

Besiedlungsspuren lassen sich bis in die Altsteinzeit zurückverfolgen. Am Lehberg fand man bei Sondierungsarbeiten 2012 das älteste erhaltene „Schminkset“: eine Reibschale und ein Stößel, mit dem man im Mörser Farbe für die Körperbemalung herstellte. Beim Bau des Kraftwerkes Staning stieß man bereits 1942/43 in Hainbuch auf frühmittelalterliche Gräber. 1990 begann man mit systematischen Grabungen und konnte 18 Gräber aufdecken. Als Beigaben fanden sich u.a. ein frühkarolingisches Schwert und eine Flügellanze (bereits 1942/43 gefunden), Messer, Ohrringe sowie eine Halskette mit Augenperlen. Die älteste Erwähnung des Hauptortes findet sich in der 1125 in Steyr ausgestellten Stiftungsurkunde des Klosters Gleink. Unter den Zeugen tritt ein Alttemannus de haderichshouen auf. 1151 wird er als Pfarrer in Haidershofen genannt. Am 27. Jänner 1275 übertrug Poppo von Grünburg sein Patronatsrecht über die Pfarre Haiderhofen auf das Benediktinerstift Gleink, mit dem Ort und Pfarre bis zur Aufhebung des Stiftes 1784 eng verbunden blieb. Auf das hohe Alter der Pfarrkirche in Haidershofen deutet auch das Patrozinium hin: Sie ist dem hl. Severin geweiht. Man wird wohl von einer Gründung gegen Ende des 10. Jahrhunderts ausgehen dürfen. Um 1400 begannen die Bauarbeiten an der heutigen Kirche. 1452 fand durch Weihbischof Sigismund von Passau die Kirchweihe mit vier Altären statt. Das Langhaus erhielt sein derzeitiges Erscheinungsbild als hohe Vierstützenhalle durch die um 1510 erfolgte Einwölbung.   

Spuren alter Wehranlagen in der Landschaft und die zahlreichen in der frühen Neuzeit zu Schlössern umgebauten Ansitze sind Zeugen der strategisch wichtigen Lage an einem bedeutenden Enns-Übergang. 1485 waren es die Truppen des Ungarnkönigs Matthias Corvinus, 1529 und 1532 osmanische Streitscharen, die bis an Enns und Donau vordrangen. Mehrere Pfarrer wurden in der Folge Äbte des Stiftes Gleink, so auch Abraham Haggl 1570, der allerdings bereits vier Jahre später als „lutherisch“ abgesetzt wurde. Auch sein Nachfolger in Haidershofen Lorenz Freysinger bekannte sich zum lutherischen Glauben und war verheiratet, wie der Text seines Testamentes zeigt. 1606 kam es zu einem Übergriff durch protestantische Adelige: Als der katholische Pfarrer der Protestantin Elisabeth Flußhart die Beisetzung im Familiengrab in der Pfarrkirche verweigerte, ließen die Verwandten Wolf, Hans und Ulrich von Rohrbach und Polykarp Flußhardt von Pottendorf, Herr auf der Veste Thal, den Kirchenschüssel gewaltsam entwenden, um den Leichnam beisetzen zu können. Um einen Betraum für die protestantischen Untertanen zu schaffen, veranlasste Wolf Wilhelm Panicher von Volkenstorf, Besitzer des Imhofes in Dorf einen Pferdestall zu einer Kapelle umbauen. Zumindest bis 1628 hielt dort ein Prädikant an Sonn- und Feiertagen Gottesdienste ab.

Vermutlich zum Dank für die zweite erfolgreichen Abwehr der Osmanen 1683 und den Sieg Prinz Eugens von Savoyen in der Schlacht von Peterwardein 1716 errichtete man Mitte des 18. Jahrhunderts in der Pfarrkirche einen neuen Hochaltar, in dessen Zentrum eine Statue Maria vom Siege steht; flankiert wird sie vom Kirchenpatron, dem hl. Severin, und vom hl. Nikolaus, dem Patron der Schiffer. Während des Österreichischen Erbfolgekrieges kam es auch bei Haidershofen 1740 zu Kämpfen mit bayerischen und französischen Truppeneinheiten. Die Franzosen lagerten am linken Ennsufer und beschossen von dort aus Haidershofen. Der Gegenangriff der österreichischen Truppen unter Feldmarschall Ludwig Andreas von Khevenhüller von Brunnhof aus war erfolgreich; die Franzosen traten den Rückzug an und die Armee Khevenhüllers übersetzte bei Hainbuch die Enns. Zwischen 1762-1784 ließ Abt Wolfgang Holzmayr den Pfarrhof zur Sommerresidenz der Gleinker Äbte um- und ausbauen. Als im Zuge der Kirchenreformen unter Kaiser Joseph II. auch das Benediktinerstift Gleink 1784 aufgehoben wurde, wurde die Pfarre Haidershofen der neu geschaffenen Diözese Linz unterstellt.

Während der Napoleonischen Kriegszüge hatte die Bevölkerung wieder unter den Durchzug von französischen Truppeneinheiten zu leiden, besonders im Winter 1802/03. Bis zur Abschaffung der Grundherrschaft 1848 war das heutige Gemeindegebiet von Haidershofen unter 32 Grundherrschaften aufgeteilt. Die Ortsherrlichkeit (= Ortsobrigkeit) war vor 1848 nach Schweickhardt die k.k. oberensische Religionsfonds-Herrschaft Gleink mit den Rotten Brunnhof, Buching, Dürnberg, Grub, Hagling, das Pfarrdorf Haidershofen, die Rotten Holzerhäuser, Hundsdorf, Kaltenbach, Kellenberg, Leithen, Linzeroedt, Mondscheinberg, Mosing, Reitersdorf, Saamendorf, Stampf, das Gut Tröstelberg mit Schloß, das Gut Vestenthal mit Schloß, dann die Rotten Waidhäuser und Würzberg. Schweickhardt zählte um 1838 171 Häuser mit 215 Familien. Der Viehstand belief sich auf 127 Pferde, 79 Ochsen, 525 Kühe, 50 Schafe und 454 Schweine. Die Bewohner waren Landbauern, die Weizen, Korn, Gerste und Hafer anbauten. Daneben betrieben sie erfolgreich Viehzucht. 1850 wurde der erste Gemeinderat gewählt. Ähnlich zersplittert wie die Besitzverhältnisse war der Schulsprengel, zu dem auch Teile der Ortsgemeinde Behamberg gehörten. Mit der Schulordnung von 1774 wurde die Schulpflicht eingeführt und mit ihr die Pflicht, öffentliche Schulen zu errichten. Wie in den meisten Orten lag auch in Haidershofen das Amt des Mesners und des Lehrers in einer Hand. Der Unterricht wurde im Mesnerhaus abgehalten, das 1786 mit zwei Lehrzimmern erweitert wurde. In Dirnberg gab es bis 1860 eine Filialschule. Die Zunahme der Schüler*innenzahl – um 1880 waren es bereits mehr als 200 – führten schließlich nach langem Ringen zum Bau einer neuen Volksschule in Haidershofen, die am 21. September 1889 feierlich eröffnet wurde. 

Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurde 1941 der Bau des Ennskraftwerkes Staning in Dorf an der Enns in Angriff genommen. 1944 konnte mit dem Einstau begonnen werden. In Betrieb ging das Kraftwerk allerdings erst am 19. November 1946. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Gemeinde auf die Verbesserung und den Ausbau der Infrastruktur. In Stampf/Vestenthal wurde 1948/49 eine Volksschule errichtet. Im selben Ort konstituierte sich 1953 ein Kirchenbauverein. Die Grundsteinlegung für die dem hl. Nikolaus von der Flüe geweihte Kirche erfolgte am 25. August 1957. Durch die tatkräftige Unterstützung der Bevölkerung beim Bau konnte schließlich 1962 die Weihe der nach Plänen Paul Pfaffenbichlers errichtete Kirche erfolgen. Um den drohenden Bevölkerungsschwund entgegenzuwirken, investierte die Gemeinde auch in den Wohnbau. Bis 1973 mussten die Schulkinder die Hauptschule in Steyr oder Haag besuchen. In den 60er Jahren schlossen sich die Gemeinden Haidershofen und Behamberg zu einer Hauptschulgemeinde zusammen. Gemeinsam gelang es ihnen die Errichtung einer Hauptschule zu finanzieren, die 1973 ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Um den steigenden Aufgaben innerhalb der Gemeindeverwaltung nachkommen zu können, errichtete man 1953/54 in Haidershofen ein Amtshaus, in dem auch die Post und Gendarmerie sowie die Raiffeisenkasse untergebracht war.

Mit Bescheid vom 12. Mai 1987 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In grünem Schild ein roter Pfahl, darin auf grünem Dreiberg ein dreiblättriges grünes Kleeblatt, begleitet in Grün rechts von einer goldenen Ähre, links von einem halben goldenen Zahnrad. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Grün-Rot wurden genehmigt.