Harmannsdorf


Gemeinde Harmannsdorf

Ortsgeschichte

Die Marktgemeinde Harmannsdorf liegt nördlich von Korneuburg im Hügelland des Weinviertels. Zu ihr gehören heute die Orte Harmannsdorf, Hetzmannsdorf, Kleinrötz, Lerchenau, Mollmannsdorf, Obergänserndorf, Rückersdorf, Seebarn und Würnitz. In den letzten Jahrzehnten sind die beiden Orte Harmannsdorf und Rückersdorf längst zusammengewachsen.

Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1113 zurück, als Leopold III. der Heilige, die damals blühende Niederlassung Haltmarisdorf und dazu Pyrawarth und Jedenspeigen dem  Stift Klosterneuburg schenkte. Im gleichen Jahr vermachte er dem Stift auch Gut Rückersdorf, was von Papst Eugenius III. im Jahr 1146 mit der ausdrücklichen Erwähnung des Ortes Ruogestorf bestätigt wurde. Schon früher, zwischen 1122 und 1136, hatte das Stift einen Besitz zu „Hadmarsdorf“ unter bestimmten Einschränkungen erhalten. 1150 schenkte Pruon de Pusinperge (Bruno von Bisamberg) dem Stift Klosterneuburg zwei bei Harmannsdorf gelegene Güter. 1241 findet sich der Landesfürst Friedrich II. als Besitzer wieder, der neben anderen Herrschaften und Gütern auch zwölf zehentbare Häuser in Harmanndorf, dreizehn in Rückersdorf und dreizehn in Seebarn von dem Hochstifte Passau als Lehen hatte. 1258 berichten die Annalen des Stiftes Klosterneuburg von dessen ansehnlichem Besitz, der von einem Amte in Rukkersdorf verwaltet wurde und dort sowie in Harmannsdorf zusammen 32 ½ Lehen umfasste. Im Auftrag Rudolf von Habsburgs erwarb der Landschreiber Conrad von Tulln im Jahr 1280 Besitzungen in Harmanndorf, um das Dominikanerinnenkloster in Tulln damit zu unterstützen. Die Tullner Klosterfrauen kauften im Laufe der nächsten 100 Jahre weitere Grundstücke und Höfe in Harmannsdorf und Umgebung dazu.

Während der Hussitenzeit zahlten Harmannsdorf und Rückersdorf Vogteigeld nach Korneuburg. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gelangte Graf Salm in den Besitz der Burg und Herrschaft Kreuzenstein und erweiterte seinen Besitz 1537 durch Ankauf von Teilen des Tullner Klosterbesitzes. In der Reformationszeit verrichtete ein verheirateter Pfarrer namens Mayr aus Innsbruck seine Dienste hier. In der Folge verfiel die Pfarre zusehends, bis sie 1693 als wüst und öde bezeichnet wird. Durch die josephinische Pfarrreform wurde Rückersdorf 1789 eine selbständige Pfarre. Zuvor gehörte sie zu Niederhollabrunn.  Nach Aufhebung des Klosters in Tulln 1783 kam der Tullnerhof (seit 1376 in Lehensbesitz gewesen) durch Kauf in den Besitz des neuen Burgherrn von Kreuzenstein, Graf Franz Josef Wilczek. Im Jahr 1863 zerstörte ein großer Brand 35 Häuser von Rückersdorf samt den Wirtschaftsgebäuden.

In den letzten Kriegstagen verlief die Hauptkampflinie mitten durch das Gemeindegebiet. Das SS-Panzergrenadier-Regiment 4 „Der Führer“ und das SS-Begleit-Bataillon „Reichsführer“ verschanzten sich im Rohrwald, die vordringenden Truppenteile der Roten Armee am Nirschbrunnberg, östlich vom Rohrwald. Jugendliche aus Rückersdorf mussten für die Sowjetarmee Schützengräben ausheben. Unter Landeshauptmann Ing. Leopold Figl wurde Harmannsdorf zur Marktgemeinde erhoben. Im Zuge der Gemeindereform schlossen sich ab 1. Jänner 1972 Harmannsdorf, Rückersdorf, Kleinrötz, Mollmannsdorf, Obergänserndorf, Hetzmannsdorf und Seebarn zur Großgemeinde Harmannsdorf zusammen. 1975 schloss sich Würnitz dem Gemeindeverband an. Seit 2006 ist Harmannsdorf Mitglied des Regionalentwicklungsvereins „10 vor Wien“.