Immendorf


Gemeinde Wullersdorf

Ortsgeschichte

Das planmäßig angelegte Straßendorf mit angerartiger Verbreitung liegt nördlich von Hollabrunn und gehört seit 1971 zur Marktgemeinde Wullersdorf. Ca. 2000 Meter nordöstlich von Immendorf, am Südwesthang des Buchberges, befindet sich eine der größten dreifachen Kreisgrabenanlagen aus der Mittelsteinzeit. Der Lengyel-Kultur angehörende Keramikfunde lassen auf eine Besiedelung seit etwa 5000 v. Chr. schließen. Eine hier gefundene Frauenstatuette – die sog. Venus von Immendorf – befindet sich in Privatbesitz.

Der Ort, der „nach einem Mann mit dem Namen Immo benannt ist“, findet erstmals 1108 als Immindorf in der Beschreibung von Wullersdorf, einer Pfarre des Stiftes Melk, Erwähnung. Als Grundherren traten Falkenberger, Seefelder und Kuenringer auf. Gefolgsleute dieser Geschlechter nannten sich nach dem Ort de Immendorf. Ab etwa 1240 traten auch Gefolgsleute der Mailberger Ordenskommende in Erscheinung, die sich de Ymmendorf nannten. Der Ansitz bzw. das Wasserschloss Immendorf war zumindest im 16. Jahrhundert im Besitz der Palterndorfer (Steuerbekenntnis von 1529). In der Folge wechselten die Herrschaftsbesitzer häufig. Nachrichten über eine Trivialschule im Ort gibt es seit 1747; der Schulmeister wurde durch das Stift Melk bestimmt. Mit der josephinischen Pfarrregulierung 1783 wurde Immendorf eine eigenständige Pfarre, obwohl sich das Stift Melk gegen eine Herauslösung aus dem Wullersdorfer Pfarrverband wehrte.

Der Topographische Landschematismus von 1795/96 verzeichnete für den Ort 109 Häuser; das Landgericht hatte zu dieser Zeit die Herrschaft Guntersdorf inne, die Ortsobrigkeit lag bei der Herrschaft Immendorf. Neben Immendorf hatten die Herrschaften Wullersdorf, Kadolz und Mailberg hier Untertanen. 1831/32 kam es zu einer verheerenden Cholera-Epidemie, der 80 Personen zum Opfer fielen. Schweickhardt verzeichnete um 1834 Immendorf als Pfarrdorf mit 146 Häusern. Im Ort lebten 207 Familien mit 457 männlichen, 309 weiblichen Personen und 160 Schulkindern. Der Viehstand umfasste 80 Pferde, 2 Ochsen, 137 Kühe, 830 Schafe, 20 Ziegen und 100 Schweine. Die wichtigsten Handwerke waren im Ort vertreten: Es gab zwei Hufschmiede, einen Leinenweber, einen Fleischhauer, einen Wagner, einen Schreiner, einen Schlosser, einen Fassbinder, einen Drechsler, einen Bäcker, vier Schuhmacher und zwei Schneider. Die einstmals herrschaftliche Taverne war jetzt ein Wirtshaus. Ferner gab es einen Tabakverschleiß, einen Arzt und eine Hebamme.   

Nach der Aufhebung der Grundherrschaft wurde Immendorf eine eigenständige Gemeinde, in der laut Alphabetischem Verzeichnis sämmtlicher Orte des Kronlandes Niederösterreich 869 Personen lebten. Das zuständige Bezirksamt und das Untersuchungsgericht war (Ober-)Hollabrunn. 1866 requirierten durchziehende preußische Truppenteile nach der Schlacht von Königgrätz Wein, Brot, Hafer und Heu und versetzten die in den Wald fliehende Bevölkerung in Angst und Schrecken. 1886 kam das Wasserschloss in den Besitz der Freiherren von Freudenthal. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte es traurige Berühmtheit. Das Schloss Immendorf wurde 1943 als Kunstdepot ausgewählt. Am 3. April 1943 trafen hier die Klimt-Bilder aus der Sammlung August und Serena Lederer ein, darunter der „Goldene Apfelbaum“ und die Fakultätsbilder. Am 8. Mai 1945 kamen Truppen der  Roten Armee nachmittags ins Schloss. Etwa zwei Stunden später begann ein Brand, angeblich ausgelöst durch eine mittels Zeitzünder ausgelöste Explosion, gelegt durch eine SS-Einheit der Division „Feldherrenhalle“. Die Frage nach dem Schicksal der Klimt-Bilder muss unbeantwortet bleiben. Die Überreste des Schlosses wurden abgetragen.

Im Zuge der angestrebten Gemeindestrukturverbesserung schloss sich Immendorf mit 1. Jänner 1971 der Großgemeinde Wullersdorf an.