Ortsgeschichte
Südwestlich von Pulkau liegt die Obst- und Weinbaugemeinde Rafing. Sie ist heute eine Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Pulkau.
Rafing ist schon seit prähistorischer Zeit besiedelt, wie Funde aus der Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit bezeugen. Der Ortsname lässt sich nach Schuster vermutlich von der slowakischen Ortsnamenform ravinka – eine Verkleinerungsform von slawisch rovina, ravina (= Ebene) – ableiten. Erstmals urkundlich belegt ist Rafings 1171 anlässlich der Gründung des Stiftes Zwettl. Herzog Heinrich II. Jasomirgott bestätigte in der Urkunde u.a. Schenkungen an das Stift, darunter Rauign (= Ravign), ein Lehen des Pilgrim von Kattau. Das Zisterzienserstift errichtete hier 1284 eine Grangie (= Gutskomplex), den „Zwettler Hof“ (heute Rafing Nr. 49). Weiterer Grunderwerb durch das Stift führte 1290 zu Auseinandersetzungen mit dem Vogt der nordwestlich von Pulkau gelegenen Burg Reichenberg. Teil des Zwettler Hofes war eine dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Kapelle.
Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1619) zogen böhmische Truppen durch das Gebiet; der böhmische Graf Colomann Freiherr von Fels bezog im Zwettler Hof Quartier. Nachdem er mit seinem Leibtrompeter gefallen war, wurde er in besagtem Hof beigesetzt. Später wurde er allerdings exhumiert und in seiner Heimat begraben. Der Hof wurde unter Joseph II. 1789 aufgelassen.
1634 wütete die Pest und forderte acht Opfer. Als sie 1679 wieder im Pulkauer Raum auftrat, betete die Bevölkerung beim nördlich des Ortes gelegenen „Bründl“ und blieb verschont. Da in der Folge mehrere „Heilungswunder“ passierten, errichtete man 1699/1702 eine hölzerne Kapelle, die 1724 durch eine steinerne ersetzt wurde. Der in Rafing geborene Schottenabt Benno Pointner (1722–1807) setzte sich während der josefinischen Reformen für den Erhalt der Kapelle ein und hatte Erfolg. Bis heute sind die Kapelle und das Bründl ein beliebtes Ziel. Alljährlich findet zu Maria Heimsuchung (2. Juli) das „Pulkauer Bründlfest“ statt.
Der Topographische Landschematismus von 1795/96 verzeichnete für den Ort 47 Häuser. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft wurde Rafing eine eigenständige Gemeinde, in der laut Alphabetischem Verzeichnis sämmtlicher Orte des Kronlandes Niederösterreich 303 Personen lebten. Eingepfarrt war die Gemeinde weiterhin in Pulkau; das zuständige Bezirksamt war Eggenburg, das Untersuchungsgericht Horn. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mitten im Ort eine dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Kapelle errichtet. Während des Krieges gegen Preußen 1866 schlugen 600 preußische Soldaten in Rafing ihr Lager auf. Sie schleppten die Cholera ein, der zwei Personen zum Opfer fielen.
Auf Basis der Niederösterreichischen Gesetze zur Gemeindestrukturverbesserung schlossen sich Rafing, Großreipersdorf und Passendorf ab 1. Jänner 1968 der Stadtgemeinde Pulkau an.