Ernsthofen


Gemeinde Ernsthofen

Ortsgeschichte

In der Ennsniederung nordwestlich der Stadt Haag liegt die Gemeinde Ernsthofen, zu der die beiden Katastralgemeinden Rubring und Aigenfließen gehören.

Die Gegend um Ernsthofen zählt zu den frühen Siedlungsgebieten an der Enns. Besiedlungsspuren lassen sich seit der Jungsteinzeit nachweisen. 1917 stieß man bei Grabungsarbeiten auf ein römisches Gräberfeld, das sich anhand der Beigaben in die Zeit um 200 datieren lässt. Die Funde befinden sich heute im Museum der Stadt Steyr. Die älteste überlieferte Nennung von Ernsthofen fällt in das Jahr 1377. In diesem Jahr verkaufte Ulrich der Scharffenberger dem Gotteshaus zu Ernsthofen sein freieigenes Gut in der Aschacher Pfarre gelegen, an dem Datelpawngarten genant. Nennungen der Ortsteile Aigenfließen und Wasen finden sich bereits in Schriftquellen des 12. und 13. Jahrhunderts. 

Die Lage an einem strategisch wichtigen Ennsübergang ließ Ernsthofen immer wieder zum Zentrum kriegerischer Auseinandersetzungen werden: So errichteten 1485 ungarische Truppen Matthias‘ Corvinus hier die sog. Tettauer Schanze, benannt nach ihrem Söldnerführer Wilhelm von Tettau. Von hier aus unternahmen die Ungarn Streifzüge nach Oberösterreich und plünderten Steyr und die Gegend um St. Florian. Während des ersten Ansturms der Osmanen drang ein Streif-Corps 1532 bis Ernsthofen vor. Sie zerstörten u.a. das heute abgekommene Schloss Wasen. Im Dreißigjährigen Krieg errichtete man hier zwei Hauptschanzen, um die vordringenden Schweden abzuwehren, die dann aber nicht kamen.

Bis ins 17. Jahrhundert befanden sich die Kirche mit dem seltenen Patrozinium Maria Rast – gemeint ist damit die Rast Mariens auf der Flucht nach Ägypten – und der Ort direkt am Ennsufer. Da sich das Flussbett der Enns im Laufe der Jahrhunderte verlagert hatte und es daher gehäuft zu schweren Überschwemmungen kam, entschloss man sich Kirche und Friedhof auf höher gelegenes Terrain weiter im Osten zu verlegen. Die Bewohner*innen folgten und errichteten ebenfalls neue Häuser auf sicherem Grund und Boden. So entstanden die Ortsteile Ober- und Unterernsthofen. Die Grundsteinlegung für den Kirchenneubau erfolgte 1666, die Kirchweihe 1687. Der Grundriss behielt die Proportionen des Vorgängerbaus bei, auch Bauteile der abgebrochenen Kirche wurden wiederverwendet. Bis 1776 war die Kirche eine Filiale von St. Valentin, dann wurde ein Pfarrvikariat eingerichtet. Das Patronat besaß zunächst das Kloster Erla, dann die Herrschaft Erla. Die schlichte Saalkirche wurde 1893–1895 einer durchgreifenden Restaurierung unterzogen. Die barocke Innenausstattung wurde durch eine einheitliche ersetzt, die neuromanische und neugotische Elemente mit neubarocken vereint. Der barocke Hochaltar wurde nach Kanning gebracht. Seit 1939 ist Ernsthofen eine selbständige Pfarre.

In seiner Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens beschrieb Schweickhardt Ernsthofen als Pfarrdorf mit 35 Häusern. 53 Familien lebten hier. Der Viehstand belief sich auf 16 Pferde, 4 Ochsen, 58 Kühen, 53 Schafen und 60 Schweinen. Die Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft. Im Ort befand sich auch eine Schule. 1775 hatte man dafür das Mesnerhäuschen adaptiert. Da es trotz eines Ausbaus 1873 zu klein geworden war, begann man 1914 mit dem Bau einer neuen Schule. Die Fertigstellung verzögerte sich kriegsbedingt. Erst 1920 konnte das Gebäude seiner Bestimmung übergeben werden. 1929 wurde ein neues Gemeindeamt errichtet.

Während der NS-Zeit wurde 1940 durch Zwangsarbeiter der Bau des Ennskraftwerkes Mühlrading begonnen. Seine Fertigstellung erfolgte erst 1948. 1939–1941 entstand hier das damals größte Umspannwerk Mitteleuropas, das bis heute einer der großen Netzknoten des österreichischen Hochspannungs-Verbundnetzes ist. Beide Einrichtungen sind heute wichtige Arbeitgeber für die Region. Die strategische Lage an einem Enns-Übergang ließ Ernsthofen zum Schauplatz eines der letzten Gefechte des Zweiten Weltkrieges werden. Deutsche Truppen hatten sich hier verschanzt und versuchten erfolglos das Vordringen der US-Truppen über die Enns zu verhindern. Um die Mittagszeit des 6. Mai 1945 marschierten US-Soldaten im Ort ein. In der Folge wurden sie von Truppen der Sowjetarmee abgelöst. Die Enns wurde zur Demarkationslinie in einem geteilten Österreich.      

Mit Bescheid vom 2. Juli 1986 verlieh die niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In einem durch einen blauen Balken schrägrechts geteilten Schild oben in Rot ein goldener, aus der Schildesteilung wachsender abgetreppter Torbogen, unten in Gold eine rote Pflugschar. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Rot-Gelb-Blau wurden genehmigt.