Kanning – ein abgekommener Wallfahrtsort
Nordöstlich von Ernsthofen liegt der kleine Kirchweiler Kanning, dessen erste urkundliche Nennung in das Jahr 1449 fällt. Die dem hl. Wolfgang geweihte Filialkirche dürfte im dritten Viertel des 15. Jahrhundert entstanden sein. Sie weist einen interessanten Grundriss auf: An einen nahezu quadratischen Saalraum, der im Rahmen der Barockisierung 1735 ein Spiegelgewölbe erhielt, schließt ein spätgotischer Langchor mit polygonalem Schluss an. Der mächtige Hochaltar entstand 1730. Der linke Seitenaltar ist der ehemalige Hochaltar der Pfarrkirche in Ernsthofen. Bemerkenswert ist die im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts entstandene Steinkanzel.
Die Filialkirche unterstand zunächst St. Valentin. Ob die Kirchengründung auf das Benediktinerinnen-Kloster Erla zurückging, lässt sich nur vermuten. Das Patronatsrecht lag bei der Herrschaft Ennsegg. Nach der Schaffung des Vikariats Ernsthofen wurde die Filiale 1786 diesem angegliedert. Im 18. Jahrhundert, vielleicht auch schon früher entstand hier eine lokale Wallfahrt, die mit dem Kirchenpatron, dem hl. Wolfgang verbunden war. Zwei Gründungslegenden entwickelten sich: Die eine rankt sich um den Kirchenpatron: So soll der hl. Wolfgang auf einer seiner Reisen auch nach Kanning gekommen sein. Bei einer Quelle machte er Rast. Die Gegend gefiel ihm so gut, dass er beschloss ein Holzkirchlein zu errichten. Die andere Version erzählt von drei adeligen Fräulein, die im benachbarten Schloss Wasen lebten. Sie hätten den Kirchenbau gestiftet. In beiden Legenden griff der Teufel ein, um den Bau zu sabotieren: So ließ er die Grundmauern immer wieder verschwinden bzw. verhinderte die Errichtung eines Turmes: Damit wird das ungewöhnliche Fehlen eines Turmes erklärt. Ziel der Wallfahrten war das heute versiegte Wolfgangsbrünnl, von dessen Wasser man sich Heilung von Augenleiden versprach. Die mitten in einem Feld stehende Brunnenkapelle wurde 1969 abgerissen.