St. Oswald


Gemeinde Sankt Oswald

Ortsgeschichte

Auf einer Anhöhe westlich des Yspertales erstreckt sich das Gemeindegebiet von St. Oswald. Heute besteht die Gemeinde aus den Katastralgemeinen Fünfling, St. Oswald und Stiegeramt.

St. Oswald war ursprünglich der Hauptort der Herrschaft Nochilinga, die Kaiser Otto III. am 29. April 998 Herzog Heinrich von Bayern schenkte. In der Folge kam das Gut in den Besitz der Grafen von Sempt-Ebersberg, die es schließlich den Babenbergern vererbten. Im 12. Jahrhundert ging die landesfürstliche Herrschaft an die Herren von Stefling-Riegenburg, die Burggrafen von Regensburg. Friedrich von Stefling-Riegenburg stiftete die Kirche in St. Oswald. Bischof Konrad von Passau weihte den Bau 1160 und erhob ihn zur Pfarre. St. Oswald wurde die Mutterpfarre von Nöchling, Dorfstetten und Ysper. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts besaß der Ort das Markrecht, das später auf Altenmarkt bzw. Ysper übertragen wurde. 1252–1271 waren hier – ad sanctum Oswaldum – 62 Lehen und 26 Hofstätten dem Landesfürsten dienstbar. Agnes von Ungarn, die Tochter König Albrechts II. erhielt nach 1301 die Grafschaft Weitenegg mit Persenbeug und Nochilinga als Witwengut. Nach deren Tod übertrug Herzog Rudolf IV. die Güter an die Allerheiligenpropstei bei St. Stephan zu Wien, die 1368 wieder darauf zugunsten des Landesfürsten verzichtete. In der Folge verblieb das Gebiet in landesfürstlichen Besitz, diente allerdings häufig als Pfandgut.        

Wie viele andere Gebiete im Waldviertel hatte auch St. Oswald unter den Hussiteneinbrüchen um 1430 zu leiden. Zu Ende des 16. Jahrhunderts war die Gegend protestantisch. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es 1619 zu Plünderungen durch kaiserliche Truppen. 1732 verwüstete ein Brand den Ort. Laut Steuerliste gab es 1743 im Amt St. Oswald einen Fleischhauer, einen Bäcker, zwei Weber, einen Schneider und einen Schuster. Der Landschematismus von 1795 vermerkte zu St. Oswald –  ein Dorf mit einer Pfarre – 22 Häuser. Die Herrschaft lag damals bei Rorregg. Um 1800 wurde das Patronat von St. Oswald mit der Herrschaft Persenbeug vereint, deren Eigentümer in der Folge das Patronatsrecht ausübten.  

An den spätromanischen Bau der Pfarrkirche wurden Ende des 15. Jahrhunderts ein spätgotischer Chor und die sternrippengewölbte Sakristei angebaut. Aus dieser Zeit stammen auch das spätgotische Sakramentshäuschen und der Taufstein. 1739 erfolgte ein spätbarocker Umbau unter Miteinbeziehung des romanischen Mauerwerks. Das Langhaus wurde eingewölbt, der wehrhafte Turm um ein Stockwerk erhöht und an der Südseite eine Vorhalle angebaut. Der frühbarocke Hochaltar wurde schon 1623 errichtet.    

Als nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 St. Oswald eine eigenständige Gemeinde wurde, lebten 1327 Einwohner auf dem Gemeindegebiet. 1872 brach ein Großbrand aus, dem 16 Häuser zum Opfer fielen. Kirche, Schule und Pfarrhof wurden schwer beschädigt.

Mit Bescheid vom 5. Juni 1984 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde St. Oswald ein Wappen: Ein durch einen roten Schräglinksbalken geteilter goldener Schild, belegt mit einem schwarzen Raben, der in seinem Schnabel einen silbernen Ring und in seinen Fängen ein silbernes Tatzenkreuz hält. Die vom Gemeinderat der festgesetzten Gemeindefarben Rot-Gelb-Schwarz wurden genehmigt. Der goldene Schild mit dem schräg links gezogenen Balken erinnert an den Wappenschild der Herren von Stefling-Riegenburg. Der schwarze Rabe symbolisiert den zahmen Raben aus der Legende des hl. Oswald, der dessen zukünftiger Gemahlin einen silbernen Ring überbracht hatte. Der Rabe ziert auch den 1992 von Steinmetz Oswald Renner gestalteten Dorfbrunnen am Kirchenplatz. 2010 wurde der um 1860 gegründete Verein für gegenseitige Hilfe bei Brandfällen, der als Selbsthilfeorganisation in Raum St. Ostwald bei Brandfällen tätig wird, als besondere Form der Nachbarschaftshilfe zum Immateriellen Welterbe erklärt.