Magister Conrad von Tulln


†~1293

Biographie

Conrad von Tulln war die bedeutendste Persönlichkeit Tullns in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Über seine Abstammung und Herkunft ist nichts bekannt, vermutlich war er kein gebürtiger Tullner Bürger. Seinen Beinamen "von Tulln" erhielt er erst zu einer Zeit, als er der größte Grundbesitzer dort war, zuvor wurde er nur als "Magister Conrad" bezeichnet.

Erstmals wird Conrad 1268 als scriba anasi, Landschreiber in Österreich ob der Enns unter König Ottokar II. von Böhmen urkundlich erwähnt. In dieser Funktion verwaltete er die landesfürstliche Finanzgebarung. 1270 wurde er Landschreiber der Steiermark, scriba styriae, 1275 Landschreiber von Österreich unter der Enns. Er war überaus vermögend und gehörte ebenso wie Gozzo von Krems und Paltram vor dem Stephansfreithof zu den Financiers der ottokarischen Herrschaft. In Tulln und Umgebung erwarb er zahlreiche Häuser und Grundstücke. 1276 wechselte er auf die Seite König Rudolfs I., der ihm zusätzlich zum Landschreiberamt die Verwaltung der landesfürstlichen Einnahmen übertrug. Er lieh dem König und dessen Sohn Herzog Albrecht I. sehr große Summen, wofür ihm Münz- und Mautrechte und Gerichte verpfändet wurden.

Conrad war mit Eytha (Ida) verheiratet und hatte zwei Töchter, Katharina und Alheit (Adelheid). 1283 wählte das Ehepaar das klösterliche Leben. Eytha trat in das Tullner Frauenkloster ein, wo schon die Tochter Katharina als Nonne lebte und das sie anlässlich des Eintritts reich beschenkte, unter anderem mit einem kostbaren Reliquienschrein. Sie starb dort Ende 1285/Anfang 1286. Conrad wurde Bruder des kleinen Dominikanerklosters und verwaltete als vom Orden ernannter "Schaffer und Pfleger" das Frauenkloster. Mit dem Hof Albrechts I. stand er weiterhin in Verbindung, zumindest brieflich. Von seinen fünf Mitbrüdern zum Prior gewählt, vertrat er die Tullner Dominikaner 1287 auf dem Generalkapitel in Augsburg. Conrad von Tulln starb wenige Jahre später - er wird 1293 als verstorben erwähnt - und wurde in der Gruft der Klosterkirche begraben.