Erzbischof Graf Sigismund von Kollonitsch (Kollonitz)


*30.5.1677 bis †12.4.1751

Biographie

Graf Sigismund von Kollonitsch war der erste Erzbischof von Wien, zu dessen Diözese auch Teile Niederösterreichs gehörten. Er war der Neffe des Wiener Neustädter Bischofs und späteren Primas von Ungarn, Kardinal Leopold Karl Graf Kollonitsch, eine der populärsten Gestalten der 2. Türkenbelagerung Wiens, der ihn bei den Jesuiten in Neuhaus (Böhmen) erziehen ließ. In Rom promovierte er zum Doktor der Theologie und wurde 1699 in Wien zum Priester geweiht. In Anwesenheit von Kaiser Leopold I. feierte er seine Primiz. Seine steile Karriere begann mit einem Kanonikat in Gran, gefolgt von der Ernennung zum kaiserlichen Rat und 1709 zum Bischof der kleinen Diözese Waitzen am Donauknie in Ungarn. 1716 wurde er Bischof von Wien. Gemeinsam mit Kaiser Karl VI. setzte er sich erfolgreich für die Erhebung Wiens zum Erzbistum ein. 1722 wurde der neuen Metropole das Bistum Wiener Neustadt als Suffraganbistum unterstellt, mit 14. Februar 1723 erfolgte die offizielle Errichtung des Erzbistums. Bis 1729 wurde die Erzdiözese um das Viertel unter dem Wienerwald, die Dekanate Bruck an der Leitha und Baden mit den Pfarren Hütteldorf, Purkersdorf, Mauerbach, Sievering, Heiligenstadt, Kahlenberg sowie Klosterneuburg vergrößert, die von Passau trotz heftigster Proteste abgetrennt wurden.

1727 wurde Kollonitsch zum Kardinal ernannt und erhielt den Titel "Protector Germaniae" (zum Unterschied vom Salzburger Erzbischof, dem "Primas Germaniae"). In seiner Amtszeit wurden in Wien zahlreiche Kirchen neu errichtet, darunter die Peterskirche 1733, die Piaristenkirche 1735, die Karlskirche 1737 und die Kirchen in Ober-St.-Veit, Matzleinsdorf und Lainz. Der alte Friedhof von St. Stephan wurde aus sanitären Gründen aufgelassen und außerhalb der Stadt zwischen Währinger und Alser Straße verlegt. Auf der Landstraße ließ Kollonitsch ein Armenhaus (später Invalidenhaus) errichten sowie ein Hospital in Wien-Alsergrund für die in Wien weilenden Spanier (heute Wiener Priesterseminar, Boltzmanngasse). In Niederösterreich entstanden mit Maria Schutz am Semmering, Hafnerberg (Nöstach) und Maria Enzersdorf drei neue Marien-Wallfahrtszentren. In Obersiebenbrunn, das den Kollonitsch gehörte, ließ er die barocke Pfarrkirche erbauen. 1742 wurde in Ober-St. Veit das Erzbischöfliche Schloss als Sommerresidenz fertig gestellt.

Sigismund Kollonitsch zählt zu den bedeutendsten Bischöfen Wiens. Er starb nach 35-jähriger Tätigkeit als Wiener Oberhirte in Wien. Sein Nachfolger wurde der auf seinen Wunsch ein Jahr vor seinem Tod zum Koadjutor bestellte Johann Joseph Graf Trautson.